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Full text: 57, 1937

Dr. J o a c h i ni Blüthgen : Eisbeobachtungen in der Gävlebucht 
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Für die Eisbrechertätigkeit ist die Untersuchung des Eises seiner Beschaffenheit nach wesentlich. Die 
in den offiziellen Eisberichten gemeldeten Eiszustände wurden den wirklich herrschenden, mannigfaltigen Ver 
hältnissen nicht so gerecht, daß sie von wirklich praktischem Nutzen waren. Mehr als einen rohen Überblick 
können sie nicht geben, und für einen Überblick ist eine ins Einzelne gehende Eisterminologie schwer zu hand 
haben. Trotzdem sind zur Zeit in Schweden, wie ich beim Wetterdienst in Stockholm erfuhr, neue Eisbeob 
achtungsanweisungen mit genaueren Begriffsfassungen ausgearbeitet und den Beobachtungsstationen zugestellt 
worden. Daß noch eine Diskrepanz zwischen den tatsächlichen Eisverhältnissen und den Berichten besteht, 
zeigen z. B. die in den Wintermonaten täglich über den schwedischen Rundfunk ausgegebenen Eisberichte, die 
während der hier besprochenen Zeit die Eisverhältnisse um Eggegrund folgendermaßen charakterisieren: In den 
Küstengewässern nach Gävle Festeis, seewärts nach allen Richtungen schweres Packeis. — Vergleicht man das 
mit den hier mitgeteilten Beobachtungen, so ergibt sich eindeutig, welche Definitionsschwierigkeiten hier vorliegen. 
Gävle ist der südlichste der norrländischen Häfen; er wird nach Möglichkeit den ganzen Winter über 
offen gehalten. (Im Kgl. Kommerskollegium in Stockholm [Dr. H. Eneborg, unveröffentlicht] sind Unter 
suchungen angestellt über die Bedeutung dieser Tatsache für die Wirtschaft.) Die Schiffahrt ist infolgedessen 
auch im Winter lebhaft. Da nun gleichzeitig eine die Norm überschreitende kontinuierliche Vereisungsperiode 
im Arbeitszeitraum eintrat, ergab sich die für die Durchführung der Untersuchungen günstige KonsteRation: 
Schiffahrt trotz schwieriger Eisverhältnisse. In dieser Tatsache liegt die Grundvoraussetzung dafür, daß die 
vorhegenden, umfangreichen Beobachtungen überhaupt möglich waren. Während der strengen Eisperiode war 
es selbst mit Eisbrecherhilfe schwierig, die Schiffahrt aufrechtzuerhalten, was auch in den täglichen Telegram 
men von „Ymer“ zum Ausdruck kam. 
Klimatologisch ergab sich durch die angetroffene Wetterlage eine klare Bestätigung der bereits früher 
ausgesprochenen Ansicht, daß im März und April, durch die Zyklonenbahnen begünstigt, die Eismeerkaltluft 
vom Barentsmeer südwärts über Nordskandinavien vorstößt (am 13. März wurden in Lappland bei Boden, also 
in niedriger, der Bottenwiek naher Lage, —32° gemessen) und ganz besonders die Eisblockierung der schwe 
dischen Bottenküste begünstigt. Wenn auch durch die einmonatige Erfahrung selbstverständlich keine stärkeren 
Beweise, als sie bisher vorgebracht sind, geliefert wurden, so war es möglich, den arktischen Charakter dieser 
Winterwetterlage selbst zu erleben, besser als dies Instrumente auszudrücken imstande sind. Der Wind schwankte 
meistens zwischen N und O, die Temperatur hielt sich konstant niedrig und zeigte selbst bei Sonnenschein 
mittags keinen Anstieg (im Schatten gemessen); die Luft besaß eine hohe relative Feuchtigkeit, die in den 
häufigen Schneefällen zum Ausdruck kam, besonders in dem Schneetreiben (winzige Kristalle) bei gleichzeitig 
sichtbarem klarem Himmel. Diese Labilität in bezug auf Schnee ist auch eine aus der Arktis bekannte Tat 
sache. Die Intensität der Schneefälle freilich hing zusammen mit der Nähe der südwärts befindlichen Tief 
druckgebiete; in Lappland selbst äußert sich diese arktische Kaltluft eindeutiger, dort bleibt das Wetter im 
Bereich dieser Luftkörper klarer und bringt nachts eher die Extremminima hervor, von denen vorhin die 
Rede war. 
Ich habe verzichtet, zu den vorliegenden Untersuchungen Literatur heranzuziehen. Was das Regionale 
betrifft, so ist Literatur zitiert in der Arbeit des Verfassers über „Die Eisverhältnisse des Bottnischen Meer 
busens“ (Archiv der Seewarte 55, 3); was aber die Eisterminologie betrifft, so müßte man Eisterminologien 
arktischer Eisverhältnisse, von denen es einige gibt, heranziehen und dabei Versuche anstellen und Unterschiede 
erarbeiten. Das erfordert eine Untersuchung für sich und kann nicht mit dem vorliegenden, nur aus der Gävle 
bucht stammenden Beobachtungsmaterial besorgt werden. Es sei vorweg bemerkt: das Eis der Ostsee zeigt 
manche wichtige Unterschiede gegenüber polarem Eis. Diese Arbeit kann aber erst nach Einsammlung weiterer 
Erfahrungen über das Eis der Ostsee und vergleichsweise über polares Eis angefaßt werden. Die vorliegenden 
Beobachtungen und ihre Auswertung sollen ein kleiner Beitrag dazu sein.
	        
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