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Full text: 57, 1937

Dr. Joachim Blüthgen: Eisbeobachtungen in der Gävlebucht 
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ergriffen und zerbrochen wird (noch bei 5cm Stärke bei Eggegrund beobachtet). Trotz dieser Porosität ist 
seine Stärke größer als die klaren Eises bei gleichem Frost ohne Schneefall. Vor dem Eisbrecher wird es bis zu 
10 m im voraus durch Sprünge zerbrochen (Abb. 10), die wesentlich mehr ungehindert auftreten als in gleich 
starkem klaren Neueis: auch eine Folge der Porosität. Über die Häufigkeit dieser Eisart gegenüber klarem 
Neueis läßt sich schwer etwas sagen; sie hängt ab von der Häufigkeit von Frost -f- Schneefall gegenüber nur 
Frost. 
3. Eisbrei, Pfannkucheneis. 
Eisbrei besitzt verschiedene Entstehungsarten. Ohne die Beteiligung von Schnee bildet er sich bei tiefen 
Temperaturen: lose Eiskristalle werden durch Wind und Wellen an der Bildung einer Festeisdecke gehindert 
und zusammengetrieben. Ebenso wie der Schaum der Wellen im bewegten Wasser (Abb. 36) ordnen sie sich in 
parallele Streifen an, die schon von weitem durch ihre glattere Oberfläche erkennbar sind. Eine deutliche Fär 
bung oder Trübung des Wassers rufen diese Eiskristalle nicht hervor, man gewahrt sie nur beim näheren Zu 
sehen an dem gelegentlichen Auftauchen kleiner Eisspitz chen und, wie erwähnt, an der fehlenden Kräuselung der 
Wasseroberfläche bei Wind. Dieser Kristallbrei besitzt für die Bildung des eigentlichen Eisbreis, geschweige denn 
für die Vereisung überhaupt, nur untergeordnete Bedeutung. 
Ausschlaggebend für die Entstehung von Eisbrei dagegen ist Schneefall. Durch ihn wird zunächst Schnee 
brei im Wasser gebildet: eine zähe milchige Masse, die an sich formlos ist. Verfasser konnte sie an der Eis 
kante des Eisgürtels vor der schwedischen Bottenseeküste studieren, sie ist gewissermaßen als das Embryonal 
stadium zahlreicher Eisarten zu betrachten. Ihre Formlosigkeit behält sie nur dort, wo sie zwischen (Abb. 9) 
oder unter festen Stücken liegt. Im bewegten Wasser sondert sie sich in Gebilde, die kugelig sind und bei 
gleichzeitigem Frost frieren: das sogenannte Pfannkucheneis (benannt nach dem mitteldeutschen Pfannkuchen 
begriff). Vor der Eiskante, im offenen Wasser, sieht man die kleinen und größeren Bälle (maximal 10 cm 
Durchmesser) schwimmen, an der Eiskante selbst bilden sie einen etwa 2 m breiten Gürtel. Es ist ein unge 
wohntes Bild, diese ideal runden, leichten Schneebälle dicht an dicht in einem endlosen Streifen vor dem Eise 
tanzen zu sehen. 
Die erwähnte 2-m-Zone stellt eine Art Eisbrandungszone dar, das Bereich unmittelbarer Oberflächen 
wellenwirkung. Die Dünung wirkt noch weiter eiseinwärts. Hinter dieser Zone beginnt bereits das „Tellereis“, 
das für sich betrachtet noch etliche ungelöste Probleme birgt. Es ist noch nicht einwandfrei in allen Fällen 
nachgewiesen, wie man die scheinbar vorhandene Entwicklungsreihe vom Eisbrei, speziell dem Pfannkuchen 
eis, weiter bis zu dem eigenartigen Tellereis fortführen soll, ohne alle Unklarheiten zu beseitigen (vgl. Kap. 4). 
Jedenfalls befindet sich zwischen und unter dem Tellereis noch loser Eisbrei (Abb. 11), d. h. Schneebrei von 
teils verfestigter, stückiger Form, teils auch als Pfannkucheneis. Dies lehren zahlreiche übereinstimmende Be 
obachtungen, die man im Kielwasser oder in entstehenden Rissen in losem oder festem Tellereis machen kann, 
seihst bei ganz langsamer Fahrt, wo eine mechanische Zerstörung als Ursache dieses Eisbreis nicht in Betracht 
kommen kann. — Der lose Schneebrei, der noch nicht gefroren ist, ist eine zähe graue Masse, die gestaucht 
wird und, soweit sie die Luft berührt, weiß ist. Sie legt sich in plastische, bei Wellengang zwischen weiß und 
wassergrau changierende Falten (Abb. 11). 
Eisbrei kann sich schließlich noch bilden durch Zerstörung anderen Eises. Schneebedecktes, starkem 
Winde ausgesetztes Treib- oder Packeis liefert relativ viel „Abfall“, der die Zwischenräume füllt und selbst von 
sehr ungleicher Konsistenz ist, je nach der Art der Zerstörung (Bruch, Reibung, Abstoßung, Abspülung) 
(Abb. 12). Den Haupteisbildner jedoch bildet ohne Zweifel der oben beschriebene Schneebrei, wofür die Er 
fahrungen von Eisfahrten selbst untrüglich sprechen. Mögen auch in den ersten Stadien des sich aus ihm 
entwickelten Eisbreies und Tellereises noch teilweise ungeklärte Erscheinungen auftreten, so geht doch zweifellos 
das großmaßstäbige Meereis auch letzten Endes auf ihn zurück. 
4. Tellereis. 
Tellereis (Abb. 13) hat seinen Namen seiner tellerähnlichen Form wegen. Die einzelnen Teller besitzen 
einen recht konstanten Durchmesser von 30—50 cm. Ihre Dicke beträgt durchschnittlich 10 cm. Sie sind rund 
und besitzen Randwülste, die aus festgefrorenem Breimaterial bestehen (Abb. 11). Ihre größte Stärke besitzen 
die Teller in der Mitte, so daß sie folgenden Querschnitt aufweisen:
	        
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