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Full text: 57, 1937

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 57. Band, Nr. 9 
sich natürlich am deutlichsten in dem milchig-trüben Schnee-Eis geltend. Nicht in allen Festeisgebieten des 
Küstengürtels hat man solche Verhältnisse. In den Gewässern vor Gävle (Mündung des Dalälv und der Gävleä) 
war das bräunliche Festeis in einzelnen kleinen Schollen inmitten anderen gepackten Eises deutlich unter 
scheidbar, zumindest im Kielwasser des Eisbrechers, wenn sonst Schnee die Oberfläche verhüllte. Sehr groß ist die 
Beteiligung von solchem gekennzeichneten Festeis an der Zusammensetzung des Eises z. B. bei Eggegrund nicht; 
sein Anteil konnte als unwesentlich beiseite gelassen werden. Inwieweit das auch für die anderen Festeisgebiete 
gilt, ist damit noch nicht geklärt. 
Festeis der beschriebenen Art verdient diese Bezeichnung zu vollem Recht. Infolge seiner glatten Ober 
fläche und topographischen Schutzlage bietet es von allen Eisarten dem Wind die geringste Angriffsfläche, liegt 
also im wahrsten Sinne fest. Dies ist von besonderer Bedeutung für die Eisbrechertätigkeit (vgl. Kap. IV). Man 
kann Eis dieser Art auch als Alteis bezeichnen. Es überdauert den Winter ohne Konsistenzveränderung bis zum 
Frühjahr, während alles übrige Eis mannigfache, oft imgemein rasche Veränderungen erleidet. 
2. Dünnes Festeis, Neueis. 
Bei Frost bildet sich natürlich nicht nur an der Küste, sondern auch meerwärts, soweit bereits dort Eis vor 
handen ist, Festeis. Auf ganz freier, imgeschützter Wasserfläche ist Festeisbildung von so vielen Voraussetzungen 
abhängig, daß sie praktisch nicht oft vorkommt. Erstens ist die freie Wasserfläche selten ganz ruhig, zweitens 
fehlen natürliche Ansatzpunkte, schließlich wirkt der Wärmevorrat in tieferem Wasser hindernd. Anders ist es, 
wenn bereits Treib- oder Packeis vorkommt. In den Waken, Rinnen oder offenen Stellen findet bei stärkerem 
Frost Festeisbildung statt. Sie geht von den umgebenden Eisrändem aus (Abb. 7). Das bereits vorhandene Eis, 
das entweder allochthon oder autochtlion ist, bedingt eine sehr niedrige Oberflächentemperatur des Wassers 
überhaupt, so daß die freien Stellen eisreif abgekühlt sind. Geschieht das Frieren ohne Hinzutritt von Schnee, 
so wird normales glasklares, über der Wasserfläche schwarz erscheinendes Festeis gebildet (Abb. 8). 
Dieses Neueis ist meist nicht von langem Bestand in der Form, in der es gebildet wird. Gegenüber den 
älteren, gepackten oder zusammengeschobenen Schollen ist es weniger widerständig gegen Druck. Seine glatte 
Oberfläche bietet dem Winde keinen Angriffspunkt. So wird es bei aufkommendem stärkeren Winde sehr bald 
durch die Packeisschollen zerbrochen. Schematisch würde das folgendermaßen darzustellen sein, wobei die 
Doppelpfeile Winddruck, die einfachen Eisdruck bedeuten: 
Bei diesem Vorgang wird neues Eismaterial für Packeisbildung geliefert. Treib- oder Packeisschollen 
heben sich nicht nur ihrer Form nach, sondern auch ihrer weißen Farbe wegen ohne weiteres von dem dunklen, 
klaren Neueis, in dem sie eingefroren sind, ab (Abb. 8, 9). Im Packeis selbst ist frisch gebrochenes Neueis in 
der Regel noch gut unterscheidbar. 
Besonders ansehnliche Stärke erreicht dieses Eis nicht. Es überschreitet selten eine Stärke von 5 cm, 
wie man nicht nur am Aufbruch des Neueises, sondern auch am Bruch des aus Neueis zusammengesetzten Pack 
eises erkennen kann. Ist Schneefall vorausgegangen oder hält er während des Frostes an oder überzieht sich 
neugebildetes Festeis mit einer Schneedecke, dann treten naturgemäß prinzipiell die gleichen Veränderungen 
ein wie sie bei Besprechung des alten Festeises (Kap. I, 1) geschildert sind (vgl. auch Kap. II). 
Die Bildung von Schneefesteis in begrenzten offenen Wasserstellen im Pack- bzw. Treibeis vollzieht sich 
sehr rasch. Das Wasser besitzt ohnehin schon fast 0°, als Folge der Abkühlung durch das benachbarte Eis und 
den Schneefall; der Schnee hält sich demnach ohne großen Schmelzverlust als Schneebrei, verstärkt durch das 
Einwehen von Triebschnee (Abb. 7). Dementsprechend besitzt Schnee-Eis eine größere Stärke dort, wo der 
Wind Triebschnee von der benachbarten Eisdecke in die Wake weht. Das Wachsen des Schneebreies vollzieht sich 
generell in den Formen, wie sie auch in Binnengewässern mit ganz anderen hydrographischen Voraussetzungen 
beobachtet sind (Ann. d. Hydr. 1936, „Schnee-Eis“). Das Endprodukt ist poröses, milchig-trübes Eis, das dem 
Schiff nur geringen Widerstand entgegensetzt, und das von den Wellen des Kielwassers leicht in weitem Umfange
	        
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