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Full text: 57, 1937

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 57. Band, Nr. 8 
4. Einfluß des Luftdrucks. 
Unbeschadet der eben zugrundegelegten Auffassung des Golfstromes als eines Gradientstroms seien im fol 
genden für den westlichen Nordatlantischen Ozean die Salzgehaltsanomalien auch den Anomalien der Luftbewe 
gung gegenübergestellt 18 . 
Für die Darstellung kamen die Windbeobachtungen der Schiffstagebücher wegen der erforderlichen großen 
Aufbereitungsarbeit nicht in Frage. Tägliche Wetterkarten vom Nordatlantischen Ozean, nach denen man die 
Stärke und Richtung des Windes (aus Isobarenrichtung und -dichte) bestimmen könnte, bestehen erst seit dem 
Jahre 1926. Es wurde daher das von Meinardus zugrundegelegte Verfahren angewandt, Luftdruckunterschiede 
geeignet gelegener Stationen zu benutzen. 
Es wurden für den westlichen Teil des Nordatlantischen Ozeans die Luftdruckdifferenzen zwischen Ponta 
Delgada (Azoren) und St. Johns (Neufundland) verwendet. 
Nach den Karten der monatlichen Luftdruckverteilung nach A. Defant 19 verläuft die Verbindungslinie 
von Ponta Delgada nach St. Johns einigermaßen senkrecht zu den Isobaren. Außerdem liegen beide im Sommer 
am Nordabhang des Azorenhochs, im Winter beide südlich des großen isländischen Minimums. 
Die Luftdruckw r erte der Station Ponta Delgada sind den „Servico Meteorologico dos Açores“ entnommen, 
worin gleich die monatlichen Mittelwerte der Jahre 1920—30 angegeben sind. Die Monatsmittel der Station 
St. Johns findet man in den „Monthly Weather Reviews, Washington (1920—31)“. Nachdem sämtliche Werte 
auf den zugehörigen Barometerstand bei 0° C, Normal Null und 45° Breite reduziert worden sind, wurden 
Vierteljahresmittel gebildet — den Salzgehaltswerten entsprechend — und die vierteljährlichen Luftdruckdiffe 
renzen berechnet; — Die jahreszeitlichen Mittelwerte (Normalwerte) aus den Jahren 1920—30 erreichen im 
Winter ein Maximum, im Sommer ein Minimum 20 , und zwar beträgt der Luftdruckunterschied zwischen Ponta 
Delgada und St. Johns im Winter: 9,8, Frühjahr: 8,0, Sommer: 6,6, Herbst: 7,9 mm. Nach Defant betragen die 
35jährigen Mittel der Luftdruckunterschiede für den Winter: 6,4, für das Frühjahr: 6,0, für den Sommer: 6,0, 
Herbst: 6,2 mm. 
Die Berechnug der Anomalien der Luftdruckdifferenzen in den einzelnen Beobachtungsjahren geht von 
den zuerst angeführten Normaldifferenzen 1920—30 aus. 
Die Luftdruckschwankung ist in derselben W eise wie die Salzgehaltsschwankung in einer Kurve dargestellt. 
Durch Gegenüberstellung der Anomalien des Salzgehaltes und der Luftdruckdifferenzen läßt sich alsdann der 
eventuelle Zusammenhang von Luftdruck und Meeresströmung erkennen. 
Wie werden sich nun diese Luftbewegungen auf das Strömungssystem auswirken? Bei großen Luftdruck 
differenzen ist in der Nähe der Neufundlandbank eine ausgeprägte Zyklone zu erwarten, was, je nach Lage des 
Kernes der Zyklone, stärkeren Winden aus südwestlichen oder aus nordwestlichen Richtungen entspricht. Der 
Labradorstrom kann also in seiner Ausbreitung nach Süden gehindert, der Golfstrom in seiner Ausbreitung nach 
Nordosten gefördert werden, und umgekehrt. 
Andererseits ist mit einer stärkeren Zyklonentätigkeit größere Niederschlagshäufigkeit verbunden, was den 
Salzgehaltswert des Oberflächenwassers herabsetzt. 
Drittens wird aber der Golfstrom, der ja im Misch wassergebiet noch zum allergrößten Teil die Eigenschaft 
eines Gefällstromes hat, meist nicht unmittelbar von den herrschenden Luftströmungen beeinflußt werden. (Vgl. 
jedoch Anm. 18.) 
In der Tat ergibt sich für die Wertepaare der Salzgehaltsanomalien und der Luftdruckdifferenzen der 
sehr kleine Korrelationsfaktor von r nur +0,10 21 . Eine Darstellung der beiden Schwankungen durch Kurven 
dürfte sich erübrigen. 
18 W. Ekman: Zum Problem des Golfstromes. Gerlands Beiträge zur Geophysik. 33. (Köppen-Band II.) 1931. S. 353—364. 
Der aus Westen kommende Wind bewirkt im Bereich östlich der Neufundlandbank (zwischen 30 u. 40° N) innerhalb der oberen 
Reibungstiefe einen Schub nach Süden. Dadurch wird der nach Osten gerichtete Gradientstrom durch Steilerstellung der Grenzfläche 
eingeengt und seine Geschwindigkeit erhöht. 
19 A. Defant: Die Verteilung des Luftdrucks überm Nordatlant. Ozean auf Grund der 25jährig. Periode 1881—1905. Denkschr. 
d. Kaiserl. Akademie d. Wissenschaften XLIII. Wien 1917, S. 447—500. 
20 Vgl. Merz: Das Nordatlant. Stromsystem. Zeitschr. d. Gesellsch. f. Erdk. 1915, S. 111—122. Er findet das Max. d. Strom- 
geschwindigk. im Herbst u. merkwürdigerweise auch dann die größten Luftbewegungen (S. 120). 
21 Der Korrelationsfaktor leitet sich aus der Formel: 1 = r ab, wo x die einzelnen Anomalien der Salzgehalte, y die 
K3x*y i 
der Luftdruckdifferenzen bedeuten, r schwankt zwischen —1,0 und +1,0. Ist r positiv, schwanken beide Elemente in der gleichen, 
ist r negativ, schwanken beide in der entgegengesetzten Richtung, ist r = 0,0, ist die Übereinstimmung im Schwankungsverlauf zu 
fällig. Vgl. W. Koppen: Zusammenhang der Luftdruckabweichungen über Island, den Azoren u. Europa. Ann. d. Hydr. 1913, 
S. 69—72. Meteorolog. Zeitschr. 1913, S. 121—-125.
	        
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