Georg Kerner: Salzgehaltsschwankungen im Oberflächenwasser des Nordatlantischen Ozeans 1920—31
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I. Einleitung.
Bei den Untersuchungen über die Oberflächenströmungen des Nordatlantischen Ozeans, die in der Haupt
sache Untersuchungen über das Golfstromsystem sind, hat man sich — abgesehen von den Stromversetzungen —
überwiegend auf das Beobachtungsmaterial über Oberflächentemperaturen stützen müssen. Dies ist bedingt
durch den Mangel an genügend Beobachtungen über die anderen hydrographischen Faktoren; es hat den Vorteil,
daß mit den Untersuchungen über Wassertemperaturen naturgemäß Untersuchungen über Lufttemperaturen und
weitere meteorologische Zusammenhänge leicht verknüpft werden können.
In Anbetracht der jährlichen Temperaturschwankung des Oberflächenwassers konnten jedoch über ein
ganzes Jahr fortlaufende Beobachtungen nicht verwandt werden, sondern lediglich Temperaturwerte einer be
stimmten Jahreszeit 1 .
Da der Einfluß meteorologischer Elemente auf ein Strömungssystem nicht sofort, sondern erst nach einem
gewissen Zeitraum bemerkbar wird, würde der Zusammenhang beider weit besser verfolgt werden können, wenn
eine brauchbare Beobachtungsreihe während eines ganzen Jahres bestehen würde; dies wäre nur durch Wahl
eines anderen geeigneteren Elementes als das der Temperatur, welches jahreszeitlichen Schwankungen in weit
geringerem Maße unterworfen ist, möglich.
Bereits im Jahre 1898 wies Otto Pettersson in einer Abhandlung „Methodik der hydrographischen For
schung 2 “ gerade mit Bezug auf die nordatlantischen Strömungen auf die Notwendigkeit von Salzgehaltsbeob
achtungen hin, weil der Salzgehalt einen recht sicheren Anhalt für die Beurteilung der Herkunft des Meer
wassers gibt. Zwölf Jahre später (1910) ist dann vom Centralrat für Meeresforschung (Conseil international)
veranlaßt worden, daß kontinuierliche Salzgehalts- und Temperaturbeobachtungen vorgenommen werden, und
vom folgenden Jahre (1911) ab sind Salzgehaltsbeobachtungen vom Nordatlantischen Ozean in den „Bulletins
hydrographiques, Kopenhagen“ veröffentlicht. Es handelt sich um Beobachtungen auf dänischen, englischen und
norwegischen Schiffen bei der Überquerung des Nordatlantischen Ozeans. Während des Weltkrieges mußten die
Beobachtungen jedoch unterbrochen werden, und wir haben fortlaufende Reihen erst wieder seit dem Jahre 1920.
II. Das Untersuchungsgebiet und dessen Aufteilung- in 51 Felder und
7 Zonen.
Die auf dem Schiffahrtswege von Europa nach New York, Westindien, Island und Grönland gewonnenen
und in den „Bulletins hydrographiques, Kopenhagen“ veröffentlichten Salzgehaltsbeobachtungen während der
Jahre 1920—1931 waren zahlreich genug, um eine Untersuchung der Salzgehaltsschwankungen im Oberflächen
wasser des Nordatlantischen Ozeans zu ermöglichen. — Das Untersuchungsgebiet wurde in 51 Felder von einem
Grad Breiten- und zwei Grad Längenerstreckung aufgeteilt und die Schwankung des Oberflächensalzgehaltes
innerhalb der einzelnen Felder von Vierteljahr zu Vierteljahr verfolgt. (Winter: Jan.—März, Frühling: April—
Juni, Sommer: Juli—Sept., Herbst: Okt.- Dez.) Dabei kann man bestimmte Felder gleichartiger Schwankung
zusammenfassen und sie zu einer Zone vereinigen. In folgender Tabelle sind die Grenzen dieser Zonen, sowie
die in ihnen vorherrschenden Oberflächenströmungen angegeben. In einer weiteren Kolonne findet man die zu
einer Zone gehörigen Felder, während in der 5. und 6. Spalte die Jahre verzeichnet sind, in denen ein besonders
hoher oder ein besonders niedriger Salzgehalt beobachtet worden ist.
1 Vgl. Helland-Hansen u. Nansen: Temperaturschwankungen des Nordatlantischen Ozeans und in der Atmosphäre. Kristiania
1917. — Benutzt wurden nür die Beobachtungen vom 3. II. bis 13. IY. der Jabre 1898—1910.
2 O. Pettersson: Methodik der hydrographischen Forschung. Annalen d. Hydrographie usw. 1898, S. 312—323.