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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 57. Band, Nr. 7
von Omaha zu erreichen. In der Höhe lagert WM, und zwar auf der Ostseite T A , dann folgt nach Westen zu
ein schmaler Sektor mit tropischer Höhenluft (T s ) und darauf T G . Daran schließt sich Npp, die über der P c am
Boden lagert und, relativ, ebenfalls WM-Charakter hat. Alle M wird bis in große Höhen von T s bedeckt.
Man muß zunächst berücksichtigen, daß der ganze Schnitt sehr weit im Norden liegt. Würde das System nach
Süden verfrachtet, so würde die P c stark modifiziert und N PP damit absinken, indem sie schnell ihre Mächtigkeit
verliert. Große Temperaturunterschiede gibt es nur an der Grenze zwischen T G und P c einerseits und N PA und
T G andererseits im Bodenniveau. Man sieht an der Mächtigkeit der N PA , wie schwach die vertikale Ausdehnung
ist (1500 m) und auch die Mächtigkeit der P c ist für ihre geringfügige Alterung nur klein. Bedenkt man dabei,
daß der Einbruch im November erfolgt, so ist die Ablehnung von hochreiclienden Einbrüchen in den Golf kein
gewagtes Unterfangen. Dafür spricht auch der Aufbau von Hochdruckgebieten bei Nordereinbrüchen. Hätte man
es hier mit hochreichenden KM-Einbrüchen zu tun, so müßte der Druck nach Scherhag (30), wenn nicht gar
fallen, wie dies Pagliuca (18) an einem Einbruch beim Mt. Washington zeigt, zum mindesten ausgeglichener
sein. Rodewald (23) verlangt für die Entstehung von trpischen Wirbelstürmen das Vorhandensein eines soge
nannten Dreimassenecks. Voraussetzung für den Druckfall ist ein divergentes Strömungsfeld in der Höhe, wel
ches durch einen hochreichenden KM-Einbruch in seiner Ausbildung begünstigt werden soll. Allerdings soll
diese hochreichende kälteste Luft von der Südhalbkugel stammen.
F. Struktur der Höhenwinde bei KM-Einbrüchen
nach Pilotmessungen und ci-Zugbeobaehtungen.
Die bisherigen Ergebnisse und Erfahrungen, die durch das Studium der KM-Einbrüche gewonnen worden
sind, können bezüglich der Windstruktur in der freien Atmosphäre dahingehend zusammengefaßt werden, daß
von einer Dreischichtung gesprochen wird. Die unteren Schichten nimmt der NE- bzw. E-Wind mit
mehr oder weniger ausgeprägter N-Komponente ein. Von rund 3000 bis 6000 m an treten südliche Winde auf. Dar
über stellt sich W-Wind mit N-Komponente ein. Diese Schichtung, die auch ohne KM-Einbrüche im größten
Teil des Jahres verwirklicht sein dürfte, geht auch aus den Wolkenzugbeobachtungen in einzelnen Wetterkarten
hervor. Dort ist die betreffende Wolkenart mit einem Pfeil versehen, der mit der Wolke fliegt. Übereinstimmung
mit der Dreischichtung zeigen auch die Beobachtungen der verschiedenen Verfasser von (11), (14), (17), (36)
und (41) und der Teilnehmer an den Forschungsfahrten der Deutschen Seewarte. Sehr klar ergibt sich diese
Schichtung aus Wolkenzugsmessungen von Habana (10). Danach gehören der untersten Schicht Bodenwind und
cu an, der mittleren acu und der obersten ci. Die Monate Juli, August und September fallen heraus. Die reinste
Ausprägung erfährt diese Schichtung bei KM-Einbrüchen, weil dann im ganzen Golfgebiet und im größten Teil
der Karibischen See nördliche Bodenwinde gefunden werden, welche die untere Schicht einnehmen.
In Tabelle V ist die mittlere Windverteilung nach Georgii-Seilkopf (11) wiedergegeben. Sie stellt die
Atmophäre ohne KM-Einbruch dar. In Tabelle VI sind nach Wolkenzug- und Pilotmessungen die Windrich
tungen in den einzelnen Höhenschichten während eines KM-Einbruchs angegeben. Ein Vergleich beider Tabellen
läßt hervortreten, daß bis mindestens in 7 km Höhe die gesamte Windstruktur verändert ist. Erst bei 10 km
(ci-Niveau) macht sich keine Störung bemerkbar. Wir ersehen aus Tabelle VI die typische Dreischichtung, unten
nördliche, in mittleren Lagen südliche und in höheren Schichten nördliche bzw. südliche Winde. Die Winde der
oberen Schichten fügen sich gut in das Stromlinienbild von Georgii und Seilkopf (11).
Was läßt sich aus der Veränderlichkeit der Winde in den unteren und mittleren Schichten folgern? Zu
nächst kann ausgesprochen werden, daß die am Boden befindliche Antizyklone, welche durch die KM aufgebaut
wird, in der Höhe in eine Zyklone übergeht. Das ist ein ähnlicher Vorgang, wie wir ihn bei der winterlichen
Antizyklone über dem Kontinent kennen und muß für alle Druckgebilde thermischen Ursprungs erfüllt sein.
Damit findet die Gegenläufigkeit des Windes (von der unteren N-Komponente zur darüber liegenden S-Kompo-
nente) eine Erklärung und die Windänderung in der Höhe ist somit ein Kennzeichen für den Übergang Hoch—
Tief. Geklärt werden dadurch aber auch die hohen Windgeschwindigkeiten, die in mittleren Schichten über dem
Festlande gemessen werden (im westlichen Teil NNW bis NW und im östlichen SW bis SSW), obwohl aus der
Bodenkarte sich keinerlei Anlaß dazu ableiten läßt. Sie sind ferner an die Existenz eines KM-Einbruches mit
antizyklonalem Bodendruck geknüpft und endlich läßt sich der meist bei KM-Einbrüchen auftretende ast- und
acu-Zug im Bereich der Antillen nordwärts auf diesem Wege befriedigend erklären.
Die vorstehenden Ausführungen sind das Resultat einer Bearbeitung aller von deutschen Expeditionen
ausgeführten Höhenwindmessungen und der amerikanischen Wolkenzugbeobachtungen (4).