Heinz Externbrink: Kaltlufteinbrüche in die Tropen
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Höhe, ist an typischen Einbruclisersclieinungen und dem Fortbestand des Drucksteiggebietes zu zeigen. Mit dem
Wandern des Steiggebiets in südliche Richtung ist eine Windzunahme und Wetterverschlechterung verknüpft.
Die Bewölkung nimmt zu, und es kommt zu Niederschlägen. Das Wetterkartenbild allein genügt nicht mehr
zur Beurteilung der Situation.
Der Zusammenhang zwischen KM und Regengehiet tritt in den Tabellen klar hervor, und es kann die
Verbreitung und Wanderung des Kaltluftkörpers an diesem verfolgt werden. Es hat sich eine gute Übereinstim
mung gezeigt zwischen Niederschlag, Drucksteiggebiet und Kaltluftverteilung. Eine bestimmte Anordnung der
Regenfälle zum Steig- oder Fallgebiet hat sich nicht ergeben. — Mit der Zeit beginnt von Norden her der Abbau
des Druckfeldes, es zeigt sich ein Fallgebiet in der Isallobarenkarte. Damit verbunden beginnt der Zerfall der
KM auch in der Höhe.
Mit dieser vorläufigen Zusammenfassung wird die synoptisch-aerologische Bearbeitung von Einzelfällen
abgeschlossen.
III. Teil.
Diskussion der aerologischen Ergebnisse.
Von Ficker (8) hat sich eindeutig für das Vorhandensein von verhältnismäßig frischer KM in der Höhe
ausgesprochen, während unten die Alterung den Zerfall der KM herbeiführt. Das ist besonders über warmem
Wasser der Fall, wo das Wasser die Luftmassen unter Entwicklung von typisch konvektiven Wolkenarten anheizt,
so daß viele KM-Einbrüche nur durch scharfen Temperaturrückgang in der Höhe nachweisbar werden. Natürlich
sind auch bei der Alterung die mit dem Vordringen in warme Gebiete verbundenen Mischungs- und Turbulenz-
vorgänge von Bedeutung.
Die meteorologische Literatur ist reich an Beispielen, an welchen gezeigt wird, daß untere warme M in der
Höhe kalte M über sich bekommen hat. J. Bjerknes und H. Solberg (3) haben einige Fälle von Schauertätigkeit
gefunden, die darauf hindeuten, daß die Schauertätigkeit sich auf die Gebiete beschränkt, die in der Höhe nörd
liche — also kalte — Luftmassen über sich bekommen haben. Man erhält auf diese Weise durch die Polarluft
instabile Schichtung bis in größere Höhen. — In diesem Gedankengang liegt ein ähnlicher Zustand, wie dieser
für San Juan am 12. Oktober 1932 geschildert wurde. In der wiederholt angemerkten Arbeit von Bergeron (1)
wird auf Ähnliches hingewiesen, indem von der Neigung zur Instabilität gesprochen wird, sofern die Luftmassen
äquatorwärts strömen.
A. Temperaturgradient.
Die Frage nach dem Temperaturgradienten in den unteren Schichten über dem tropischen Ozean war
bislang umstritten. Durch Bearbeitung der Meteoraufstiege hat von Ficker (9) Klarheit geschaffen. Die in
diesem Werke angeführte Größenordnung mag als unzutreffend erscheinen, jedoch sind demgegenüber Messun
gen zu erwähnen, die auf den beiden Luftschiffen „Graf Zeppelin“ und „Hindenburg“ gelegentlich der Süd
amerikafahrten angestellt worden sind. Diese beweisen, daß Gradienten von 1,5° C pro 100 m in den Tropen
keine Seltenheit sind. Im übrigen wird auf die Flugzeugaufstiege, die Georgii und Seilkopf (11) iri Columbien
ausgeführt haben, hingewiesen, wo mit dem Assmann ebenfalls häufig Gradienten von größer als 1° pro 100 m
gemessen wurden. Es kann also kaum einem Zweifel unterliegen, daß die in den Tropen auftretenden Tempe
raturgradienten ein erstaunlich großes Ausmaß annehmen können.