Heinz Externbrink: Kaltlufteinbrüche in die Tropen
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Wärmewirtschaft sind als die im Westen. Hierbei spielen im Winter die häufig auftretenden Nordersituationen
eine große Rolle. Die Orte im Osten sind dagegen von warmen Wasserflächen umgeben, welche dafür sorgen,
daß die Schwankungsbeträge kleiner bleiben, sofern es sich um advektiv aus dem Kontinent herbeigeführte
Kaltluft handelt. Eine Betrachtung der Lufttemperatur wäre daher unvollständig, wenn nicht auch die Wasser
temperaturen berücksichtigt würden.
B. Wassertemperatureri.
Kühlt sich Meerwasser ab, so sinkt es ab infolge der zunehmenden Dichte, darum muß eine Erneuerung
des Oberflächenwassers von unten her stattfinden. Dieser Umstand bewirkt, daß sich eine Abkühlung sofort auf
größere Massen verteilt. Entsprechendes gilt für die Erwärmung, stets bleiben daher die Schwankungsbeträge
klein.
Für die Ausführungen ist es von einigem Belang, kurz die Meeresströmungen zu betrachten. — Auf der
Höhe der Amazonasmündung vereinigen sich die äquatorialen Wassermassen und fließen nordwärts. Ein Teil
dieses Stromes zweigt in das Caribische Meer ab und der andere Teil fließt als Antillenstrom längs der Westindi
schen Inseln nordwärts. Der abgezweigte Teil füllt an der Oberfläche die Karibische See und den Golf von
Mexiko mit Wasser äquatorialen Ursprunges, welches hohe Temperaturen besitzt. Als Floridastrom verläßt der
im Süden abgezweigte Teil wieder den Golf und vereinigt mit dem Antillenstrom, überquert er als Golfstrom
den Atlantik. Wegen der besonders ausgeglichenen Wärmeheschaffenheit soll auch die Sargassosee erwähnt wer
den. Diese nimmt den Raum etwa von 20° bis 40° NB und 30° bis 60° WL ein. Von seiner Nordgrenze bis nach
Cape Race hin macht sich ein Temperaturunterschied von fast 16° C geltend.
Temperaturen von 28 bis 29° C sind in den betrachteten Räumen im wärmsten Monat keine Seltenheit.
Der Schwankungsbetrag bewegt sich etwa zwischen 2 und 3° innerhalb des Intervalls wärmster und kältester
Monat. — Bei Cape Hatteras verläßt der Golfstrom die amerikanische Küste. Von Neufundland bis hierhin
reicht ein Gebiet kalten Wassers, welches von den Amerikanern als der „cold wall“ bezeichnet wird. Eindring
lich hebt Schott (33) die Bedeutung des cold wall hervor. Er schildert, daß der Anteil der amerikanischen
Kaltwasscrregion nur klein, aber mächtig in ihrem Einfluß auf Witterung, Klima, Fischerei und Großschiffahrt
ist. Im gleichen Werk sind auch Karten wiedergegeben, die die Schwankungsbeträge im Jahr für Luft- und
Wassertemperatur angeben (33, Tafel XI und XVIII).
C. Die Druckverteilung.
Im Laufe des Oktober beginnt der Luftdruck über dem Atlantischen Ozean und über dem amerikanischen
Kontinent zu steigen. Mit dem Beginn des November baut sich die bekannte winterliche Antizyklone über Nord
amerika auf. Oktober und März sind die beiden Monate, während derer sich auf dem Kontinent der Wechsel
zwischen winterlicher Antizyklone und sommerlicher Zyklone vollzieht. Der Golf von Mexico und die Karibische
See sind durch ihre Lage in einer Rinne tieferen Druckes ausgezeichnet, welche sich zwischen dem subtropischen
Hoch des Atlantik und dem sogenannten Honoluluhoch (Subtropenhoch des Pazifik) hinzieht. Über die Druck
verteilung und das Strömungssystem in der freien Atmosphäre über dem Golf und der Karibischen See herrscht
zur Zeit noch keine Klarheit. Georgii und Seilkopf (11) haben ein schematisches Stromfeld für das 6000-m-
Niveau entworfen, jedoch stellt auch dies nur ein genähertes Bild dar, denn andere Beobachter (25) haben eine
starke zeitliche Veränderung gerade in den unteren und mittleren Schichten vorgefunden. Demnach dürfte auch
wohl die Druckverteilung in mittleren Höhen zeitliche Abänderungen erfahren. Erst in hohen Schichten wurde
eine gewisse Konstanz beobachtet.
A. Wegener und E. Kuhlbrodt (41) haben aus dem Verhalten der Ablenkungswinkel geschlossen, daß die
Druckgebilde über dem Golf und der Caribischen See temperaturbedingt sind, daß also einem Tief am Boden
mit Linksablenkung in der Höhe ein Hoch entspricht und umgekehrt.
D. Feuchtigkeit und Niederschlag.
Der Passat weht aus höheren in niedere Breiten, deshalb tritt eine dynamische Erwärmung und damit
verbunden eine Verringerung der Dampfmenge ein. Allgemein wird der Passat als trockener Wind dargestellt