Skip to main content

Full text: 57, 1937

Erich Goedecke: Beiträge zur Hydrographie der südlichen Nordsee 
25 
um 1,2° C abgekühlt. Im Osten schreitet die Abkühlung immer weiter fort. Diese Abkühlung gebt anscheinend 
nicht gleichmäßig vor sich, was sich in den zungenförmigen Ausbildungen des relativ kalten Wassers im öst 
lichen Teil ausprägt. Auf der anderen Seite wiederum ist gegen Ende des Monats eine merkliche Erwärmung 
festzustellen, so daß zwischen dem westlichen und östlichen Teil dieser Route ein starker Temperaturgegensatz 
gegen Ende des Monats vorherrscht, der bis 214° C betragen kann. Diese zeitliche Änderung der Temperatur 
kann einmal, wie schon gesagt, auf überwiegender Ausstrahlung beruhen, zum anderen aber auch auf erheb 
licher Wasserversetzung aus dem Osten. Stark abgekühltes kontinentnahes Wasser vermischt sich mit wärmerem 
Wasser der offenen Nordsee und ruft auf diesem Wege die zu beobachtende Abkühlung hervor. Dieser Schluß 
ist aus der Isoplethen-Darstellung des Salzgehaltes auf dieser Route in Figur 65b zu ziehen. Im Westen herrscht 
das salzreiche Hoof den- und das ans dem Kanal stammende Wasser vor, während im Osten weniger salzreiches 
Wasser (unter 34,0%o) anzutreffen ist. Es hat den Anschein, als ob das wärmere und salzreichere Wasser des 
Westens von dem kühleren und salzärmeren Wasser des Ostens zurückgedrängt wird. Zwischen den beiden ver 
schiedenen Wasserarten bildet sich dann eine Mischzone heraus, deren labiler Zustand sich in der unruhigen 
Linienführung der Isoplethen widerspiegelt. 
Auch auf der südlichen Dampferroute Hüll—Ijmuiden (siehe Figur 66a und 66b) ist die vom Festland 
ausgehende Abkühlung festzustellen. Kühles, der englischen Küste benachbartes Wasser kämpft mit dem 
wärmeren Hoofdenwasser um die Vormachtstellung. Zwischen der Ost- und der Westseite (hier ist es um 
gekehrt!) beträgt der Temperaturunterschied auch rund V/2 0 C. Bemerkenswert ist die vor der englischen 
Küste gebildete und von salzreicherem Wasser eingeschlossene Zunge salzarmen Wassers mit unter 34,0%o. Diese 
Zunge stimmt in ihrer grographischen Lage mit dem früher wiederholt genannten Minimumgebiet (niedriger 
Salzgehalt und niedrige Temperatur) vollkommen überein. 
Die in den Figuren 67a und 67b (9) dargestellten Änderungen im hydrographischen Zustand des Ober 
flächenwassers geben im großen und ganzen das oben schon bekannte Bild. Auch hier im nördlichen Teil des 
Untersuchungsgebietes tritt der Gegensatz von West und Ost in der Temperaturverteilung wie auch in der Salz 
gehaltsverteilung hervor. 
Wenn man sämtliche Figuren (siehe Figuren 65—67) im Zusammenhang noch einmal überschaut, so 
gewinnt man immer mehr den Eindruck, daß diese fortschreitende Abkühlung im Oberflächenwasser im Monat 
Februar einzig und allein auf den Einfluß der über dem Kontinent stattgefundenen schnellen Abkühlung 
zurückzuführen ist. Näheres darüber soll im nächsten Abschnitt ausgesprochen werden. 
V. Der Einfluß der Februar-Kaltlufteinbrüche auf den hydrographischen Zustand 
des Oberflächenwassers der Deutschen Bucht und der südlichen Nordsee. 
Bei der Untersuchung der Großwetterlage zur Zeit der Forschungsfahrt hat sich herausgestellt, daß die 
im Oberflächenwasser beobachtete Temperaturerniedrigung und eine entsprechende Salzgehaltsabnahme rein 
meteorologisch bedingt war. Der Verfasser ist so vorgegangen, daß die Untersuchungszeit (29.1.—22. II. 36) 
in 5 Pentaden eingeteilt wurde. Diese Pentaden umfassen also folgende Zeitabschnitte: 
1. Pentade vom 29.1. — 2. II. 1936. 
2. Pentade vom 3. II.— 7. II. 1936. 
3. Pentade vom 8. II.—12. II. 1936. 
4. Pentade vom 13. II.—17. II. 1936. 
5. Pentade vom 18. II.—22. II. 1936. 
Die Großwetterlage [siehe (17)] gestaltete sich zur Zeit der 1. Pentade folgendermaßen: Während sich 
nordosteuropäische Kaltluft nach S und SW ausdehnte, entwickelte sich über Westeuropa auf der Rückseite 
des nordwärts wandernden Nordseetiefs ein kräftiges Drucksteigegebiet. Das Vorrücken der Front dieses Nord 
seetiefs verhinderte ein weiteres Einströmen der festländischen osteuropäischen Kaltluft und zog vom atlan 
tischen Tief maritime Warmluft heran. An der Spitze des Warmsektors der Subtropikluft hatte sich über der 
Nordsee ein Tief gebildet. Es zog ostwärts in Richtung zum Kattegat. Der nächste Warmsektor vom mittleren 
Ärmelkanal rückte ostwärts schneller vor. Danach folgte eine sich noch schneller bewegende Staffel mari 
timer Polarluft. 
Zur Zeit der 2. Pentade: Durch den Einbruch maritim-polarer Luft von der Südseite der Tiefdruckzone 
Neufundland—Westeuropa füllten sich nunmehr die europäischen Tiefe auf. Die Großwetterlage hatte sich
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.