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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — B7. Bd., Nr. 5
Absinken erklärt werden kann, sondern hier hat offenbar ein gut Teil die ungehinderte Ein
strahlung bei wolkenlosem Himmel mitgeholfen. Die Winde vom Boden bis 2000 m Höhe
an diesem Tage erreichen bei östlichen Richtungen eine Höchstgeschwindigkeit von nur 4 m/sec.,
während im Mittel etwa 2 m/sec. Vorgelegen haben. Eine Advektion wird daher auch hier
wohl ausgeschlossen werden können. Wenn am 4. Mai, 8 Uhr die Werte der relativen und
spezifischen Feuchtigkeit gegen den vorhergehenden Abendaufstieg zunehmen, so hat das, wie
auch aus den Temperaturwerten hervorgeht, seinen Grund lediglich in der nächtlichen Aus
strahlung. Wenn man übrigens die abendlichen Temperaturkurven über die Bodeninversion
hinaus bis zur Höhe 0 m verlängert, ergeben sich die erreichten Maximaltemperaturen dieser
Tage: Am 2. Mai, 19 Uhr ergibt 9°, am 3. Mai, 19 Uhr ergibt 14°, am 4. Mai, 19 Uhr
ergibt 17°.
Die Witterungsübersicht der Seewarte vom 4. Mai weist auf die von Norden nach Süden
zunehmende Austrocknung bei nördlicher Höhenströmung hin, die aus den gesamten deutschen
Aufstiegen dieser Tage zu erkennen ist.
Das Diagramm der räumlichen Windfahne zeigt uns (siehe Fotoabbildung 13, Tafel 3*)
am Morgen des 3. Mai kurz nach Mitternacht deutlich, daß die mittlere Schwankung der Ver
tikalfahne bei mittleren Geschwindigkeiten von 1 bis 2 m/sec. und einer mittleren Windrichtung
aus Südwesten oberhalb der Null-Linie liegt. Gegen 5.40 Uhr steigt diese mittlere Schwankung
noch höher und liegt 7.30 Uhr ungefähr bei + 15° Neigung gegen die Horizontale. Dieser
Zustand dauert an mit einigen positiven und negativen Schwankungen bis gegen 13 Uhr. Hier
fällt plö^lich die mittlere Schwankungslinie auf negative Werte. Gleichzeitig aber ändert sich
auch die Horizontalrichtung des Windes von Südwesten über Süden, Osten, Norden nach
Nordwesten. Gegen 14 Uhr steigt für etwa eine halbe Stunde wieder die mittlere Vertikal
schwankung auf positive Werte bei einer Drehung des Windes von Norden auf Westen.
Dieser Vorgang wiederholt sich daraufhin noch einmal in derselben Weise bis gegen
15.30 Uhr, wo der alte Bogen des Viertageuhrwerks gegen einen neuen ersetzt wurde. Auf
diesem neuen Bogen weist die mittlere Vertikalschwankung dauernd negative Werte auf, bei
meist östlichen und nordöstlichen Richtungen in der Horizontalen.
Oben war nachgewiesen worden, daß das Absinken während der beiden Tage ungestört
angedauert hat. Wenn uns aber nun die räumliche Windfahne, ab Mittag des 3. Mai etwa,
mindestens das Aufhören des Absinkens, darüber hinaus aber auch noch ein schwaches Auf
steigen anzeigt, so muß dies näher erklärt werden.
Zunächst ist durchaus denkbar, daß tatsächlich gegen 13 Uhr des 3. Mai vorläufig das
dauernde Absinken durch Konvektionsströme unterbrochen wird. Ursprünglich liegt morgens
* Diese Fotoabbildungen herzustellen, war mit einigen Schwierigkeiten verknüpft, die aber durch
die Geschicklichkeit des Mechanikers, Herrn R. Engler, behoben wurden: Es wurde zunächst ein
„Negativ“ des Ölpapierbogens mit dem Diagrammnetz auf Fotopapier hergestellt. Nach der Entwicklung,
Fixierung und Trocknung wurde dieses „Negativ“ auf ein Blatt Fotopapier gelegt und von oben beleuchtet,
aber nicht entwickelt, sondern anschließend sofort der Registrierbogen auf dieses Fotopapier gelegt und
beleuchtet, so daß nur die weißgekratzten Linien des Rußbogens nun als schwarze Linien sichtbar wurden.
Es war besonders schwierig, bei dem nur schwachen, roten Licht zu erreichen, daß alle Null-Linien
wirklich übereinander lagen.