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Full text: 57, 1937

Adolf Friedrich Fabricius: Untersuchung einer räumlichen Windfahne. 
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nach Jütland und Südskandinavien, im Westen bis nach Ostfrankreich, Belgien und Holland, 
im Süden bis nach Nordafrika und im Osten bis zum Schwarzen Meer. Im Nordosten liegt 
über Weißrußland noch ein abziehender Tiefdruckausläufer von 1015 mb. Ober dem Atlantik 
liegt südwestlich Irland ein Tief von 1005 mb. Das Hoch war durch Kaltluft aufgebaut, die 
auf seiner eigenen Vorderseite und auf der Rüdeseite des russisch-polnischen Tiefdruckaus 
läufers nach Mitteleuropa hineingeströmt war, als das Hoch noch Tage vorher über der Nord 
see lag. Durch das Hoch verläuft von Nordwesten nach Südosten, deutlich gemacht durch ein 
Band von Windstillen in Nordwestdeutschland, Mitteldeutschland und Böhmen eine Divergenz 
linie. Diese trennt die ostwärts von ihr aus Süden und Westen wehenden Winde, auf den 
weißrussischen Tiefausläufer ansprechend, und die westlich von ihr aus Norden und Osten 
wehenden Winde, auf das Atlantiktief reagierend. Nach Nordosten dehnt sich die Anti 
zyklone im Laufe des Tages weiter aus. Die Energie des sich auffüllenden Rußlandtiefs wird 
geringer, bis sie schließlich nicht mehr ausreicht, die über Deutschland lagernden Luftmassen 
auch weiterhin abzusaugen. Dieses besorgt nun vielmehr das Atlantiktief. Daher verlagert 
sich auch die Divergenzlinie nach Nordosten und verläuft am 4. Mai, morgens, etwa längs der 
Ostseeküste. Der Wind dreht am 3. Mai, mittags, bei Berlin von Südwesten nach Osten. Die 
Werte der relativen Feuchtigkeit am Boden zeigen am 3. Mai, mittags, in Berlin den sehr 
geringen Wert von 20 %, im Mittel über Deutschland etwa 40 %. Die Bewölkung nimmt im 
Laufe des Tages erheblich ab, von 6 am 3. Mai, morgens, auf 2 abends und 0 am 4. Mai, 
morgens. Die Berliner und Lindenberger Aufstiege des 3. und 4. Mai sollen hier kurz in 
je einer Tabelle gezeigt werden (Tabelle b und c, Tafel 3). Der Lindenberger Ballonaufstieg 
am 4. Mai, 6 Uhr, zeigt gegen den vom 3. Mai, 7 Uhr, vom Boden bis zum Gipfel Erwärmung 
und Abnahme der relativen Feuchtigkeit. Eine Abnahme der spezifischen Feuchtigkeit herrscht 
von 1600 m bis zum Gipfel, während weiter unterhalb sie ziemlich dieselben Werte wie Tags 
zuvor hat. Besonders deutlich ist die dynamische Erwärmung zwischen 1600 und 2400 m. Es 
ist anzunehmen, daß bis zum 4. Mai, morgens, die Inversion des Vortages von 2200 m auf 
1400 m abgesunken ist. Eine Advektion warmer und trockener Luft ist auszuschließen, da 
in diesen Höhen während des ganzen 3. Mai nördliche und westliche Winde mit einer mittleren 
Geschwindigkeit von 5 m/sec. herrschten. Die geringere Erwärmung in den unteren Schichten 
ist teils auf Ausstrahlungseinflüsse der Nacht zurückzuführen. Im übrigen ist, wie leicht ein 
zusehen ist, die Geschwindigkeit des Absinkens in größeren Höhen größer als am Boden, wo 
sich die Reibung bremsend auswirkt und ein absinkendes Luftteilchen immer mehr aus der 
Vertikalen in die Horizontale umbiegt. 
Aus Berlin liegt mehr aerologisches Material vor, und zwar die Flugzeugaufstiege des 
2. Mai, 19 Uhr, des 3. Mai, 8 Uhr und 19 Uhr, und des 4. Mai, 8 Uhr und 19 Uhr. Die 
Abendaufstiege des 2. Mai und 4. Mai deuten schon in ihrem Aussehen mit zahlreichen kleinen 
Inversionen bzw. Isothermien auf Absinken hin. Die Zunahme der spezifischen Feuchtigkeit 
vom 2. Mai, 19 Uhr bis zum 3. Mai, 8 Uhr zeigt aber noch Advektion feuchter Luft an. Erst 
gegen Morgen des 3. Mai hat sich die vorhin erwähnte Windscheide in Deutschland gebildet. 
Vorher herrschte in allen Höhen und am Boden Nordwestwind. Man sieht bei allen Auf 
stiegen in den Höhen über 2000 m die Erwärmung durch Absinken, während die Erwärmung 
am 4. Mai, von 8 Uhr bis 19 Uhr, vom Boden bis etwa 1800 m, mindestens nicht allein durch
	        
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