Adolf Friedrich Fabricius: Untersuchung einer räumlichen Windfahne.
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1 er Wind ist eine Vektorgröße und wird daher nach Richtung und Geschwindigkeit
angegeben. Die Einheit der Geschwindigkeit ist die Anzahl Meter, die ein Luftteilchen in
einer Sekunde zurücklegt. Oft wird statt der Geschwindigkeit in m/sec. die Stärke durch
Schätjung in Einheiten der Beaufort-Skala angegeben. Die Richtung wird als annähernd
parallel zur Erdoberfläche angenommen (1,S. 388; 2, S. 331)* und mit der Himmelsrichtung
bezeichnet, aus welcher der Wind kommt.
Die Annahme, daß der Wind nahezu horizontal weht, ist als solche lange bekannt.
Durch Erhebungen jeder Art über dem flachen Erdboden werden jedoch die laminaren Strom
bahnen auf der Vorderseite des Hindernisses (Luv) zum Auf steigen gezwungen, während auf
der Rückseite (Lee) ein Herabsinken stattfindet. Derartiges Auf- und Absteigen der Luft
ist nicht nur an mechanische Hindernisse gebunden, sondern kann auch durch thermische oder
dynamische Vorgänge hervorgerufen werden. Wenn die untersten Luftschichten übermäßig
erwärmt werden, so daß sie geringere Dichte bekommen als die über ihnen liegenden, so
entsteht dadurch ein Aufwind, der als Kompensation an anderer Stelle einen Abwind zur
Folge hat: Das Auf- und Absteigen der Konvektionsströme. Ferner seien die aufwärts
gerichteten Strömungen als Folge der Konvergenz in Zyklonen und als Gegenstück die ab
wärts gerichteten als Folge der Divergenz in Antizyklonen angeführt.
Die Windmessung durch Apparate verschiedenster Art beschränkt sich nur auf die
horizontale Richtung und ihre Geschwindigkeit. Uber die Vertikalrichtung und deren
Geschwindigkeit erhalten wir meistens nur auf indirektem Wege durch Rechnungen und
Folgerungen aus anderen Beobachtungen Aufschluß. Es seien hier nur die zahlreichen aero-
logischen Aufstiege genannt, die Rückschlüsse auf die Vertikalbewegungen in der Atmosphäre
gestatten (3).
Diese Vertikalströme in einigen Kilometern Höhe über dem Erdboden können durch
Pilotballone erfaßt werden (2, S. 471), deren Standortsveränderung vom Erdboden aus mit
Theodoliten verfolgt wird. In der Zeitschrift für Flugtechnik und Motorluftschiffahrt, Jahr
gang 1929, Heft 8, S. 195 ff., berichtet /. Kölzer über „Neue Methoden zur Erzielung von
Windmessungen in großen Höhen bei Nacht“ und zeigt besonders, daß der Dreifach- und
Vierfachanschnitt viel exakter als der sonst übliche Einfach- und Doppelanschnitt ist.
Die instrumenteile Erfassung der Vertikalbewegungen in der Nähe des Erdbodens ist
ebenfalls teilweise gelungen (2, S. 346 und 4). Es wird durchweg das gleiche Prinzip an
gewandt, indem man nämlich Windfahnen um eine horizontale Achse pendeln läßt und den
Einfallswinkel des Windes gegen die Horizontale mißt. Diese Vertikalwindfahnen werden
durch feste Verbindung mit einer Horizontalfahne immer in die Richtung des Windes
gebracht. Dabei treten dann für die Vertikalgeschwindigkeit Größenordnungen von einigen
cm/sec. auf (5). Durch Rechnung werden ähnliche Werte gefunden (1, S. 426).
• Siehe Literaturverzeichnis.