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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineohservatoriums. — 57. Bd. I\r. 4.
in den unteren Schichten zu einem schnellen Temperaturanstieg führt, ist bereits des öfteren er
wähnt und hat auch Thomas in der genannten Arbeit ausführlich behandelt. Am 27. VIII. 1930 trat in
Potsdam bei wolkenlosem Himmel nach einem Minimum von 12.5° ein Maximum von 30.5° auf, während
2 Tage später, am 29. VIII., bei ebenfalls wolkenlosem Himmel, also gleichen Strahlungsverhältnissen und
einem ähnlichen Minimum von 11.7° nur ein Maximum von 22.9° auftrat. Der Wind weht allerdings am
29. um eine Stärke mehr, aber dadurch ist das um fast 8" tiefere Maximum nicht zu erklären. Die Ur
sache liegt allein in der Zustandskurve. Der Lindenberger Aufstieg zeigt am 27. Temperaturzunahme bis
1000 m hinauf und eine Inversion von 5°. In 2000 m ist es noch fast ebenso warm wie am Boden, während
am 29. die Temperatur, wenn auch langsam, mit der Höhe abnimmt (Figur 30). Wie die Mittagsaufstiege
Figur 30. Morgen- und Mittagsaufstiege vom 27. Figur 31. Mittlere Aufstiege vom 1. Vortag und
und 29. VIII. 1930 in Lindenberg. Haupt tag der 21 Fälle mit dynamischer Erwärmung
und die wahrscheinlichen Mittagskurven.
zeigen, ist in beiden Fällen Konvektion bis 800 m aufgetreten, was man an den adiabatischen Gradienten
in dieser Schicht sieht. Die Erwärmung von 1 bis 2 in den Schichten darüber ist dynamisch zu erklären.
Man sieht, wie am 27. der Temperaturanstieg am Boden 14 D , am 29. nur 7° beträgt, tro§ gleicher An
fangstemperatur und gleichen Strahlungsverhältnissen. Wir haben zwar in beiden Fällen einen gleich großen
Baum, der durch die Konvektion geheizt worden ist, nämlich vom Boden bis 700 m Höhe. Nur hat dieser
Raum am 29. schon vorher eine viel höhere Mitteltemperatur, so daß das Endergebnis auch eine höhere
Bodentemperatur ist, da sich ja an Strahlungstagen mit Konvektion in den unteren Schichten immer der
adiabatische Gradient einstellt. Wir können auch sagen, daß am 27. ein viel größerer Temperaturanstieg
am Boden stattfinden konnte, ohne daß Labilität in den unteren Schichten eintritt als am 29. Wenn am
29. auch 27° geherrscht hätten, dann müßte ja Konvektion, das heißt also adiabatische Schichtung, bis
1500 in sich einstellen. So viel Heizung stand eben nicht zur Verfügung.
Die meisten Fälle hoher Temperaturen im Sommer, insbesondere mit dynamischer Erwärmung, sind
nun so zu verstehen: Die dynamische Erwärmung schafft einen Zustand, der dem Aufstieg vom 27. VIII.
1930 ähnelt und wie er durch den mittleren Aufstieg vom Haupttag der Fälle mit dynamischer Erwärmung
gegeben ist (Figur 31). Um die mittleren Maxima von 29° der behandelten Fälle zu verstehen, machen
wir die Annahme, daß die Temperatur über dem 1000-m-Niveau noch gegen Mittag hin um etwa 1° weiter
ansteiigt, was auch viele Aufstiege zeigen. Nehmen wir außerdem in den alleruntersten Bodenschichten
einen überadiabatischen Gradienten an, wie er auch vielfach vorkommt, so sind die beobachteten Boden-
temperaturen zu verstehen. Wir sehen auf der Figur 31, daß die Konvektion demnach im Mittel bis
1200 m reicht, wenn wir mit Ausnahme der alleruntersten Schichten einen adiabatischen Gradienten bis
1200 m hinauf annehmen. Aber wie gesagt, sind sie nur mit der erwärmten Höhe zu verstehen; am Vor