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Erwin Balcke: Untersuchung abnorm hoher Temperaturen in
Norddeutschläncl.
Typus 1: Ausläufer des Azorenhoehs.
Zu diesem Typus gehören 3 Fälle, bei denen Nord- und Mitteldeutschland unter dem Einfluß eines
westlichen Hochs bei nördlicher Luftbewegung starke dynamische Erwärmung erhielt. Hierzu gehören:
4. VI. 1921, 13. und 16. VII. 1928. Das Charakteristikum dieser Fälle ist hoher Druck westlich Englands
und tiefer Druck über dem Mittelmeer; typisch scheinen flache Tiefs über der Alpengegend zu sein, auf
deren Nordseite offenbar stark absinkende Bewegung eintritt. Die Aufstiege zeigen, daß die stärkste
dynamische Erwärmung der Höhen am Vortag einsetjt, aber auch schon am 2. Vortag, und Erwärmung in
den untersten Schichten am Haupttag. Für die Absinkbewegung am Vortag ist das in allen Fällen fast
wolkenlose Wetter bezeichnend. Die idealisierte Wetterlage zeigt Figur 24.
Typus 2: Osteuropäische Antizyklonen.
Während der erste Typus wohl mehr Ausnahmefälle darstellt, scheint dieser Typus der normale
zu sein. Ihm gehören fast 90 % der Fälle mit dynamischer Erwärmung an. Die Wetterlage dieser
25 Fälle ist tatsächlich außerordentlich übereinstimmend. Immer wandert eine Antizyklone über Deutsch
land hinweg nach Osten oder Südosten; ein Tief rückt vom Atlantik heran. Die dynamische Erwärmung
der Höhen hat, kurz bevor der zyklonale Einfluß einset^t, ein solches Maß erreicht, daß auch am Boden
hohe Temperaturen auftreten können. Sehr gut ausgeprägt ist ein flacher gewittersackähnlicher Aus
läufer, der am Haupttag mittags etwa über dem unteren Rhein liegt und mindestens bei der Hälfte der
Fälle ganz typisch vorhanden ist. Man sieht ihn auf der idealisierten Wetterkarte (Figuren 25 und 26).
Figuren 25 und 26. Isoharentypus II hei dynamischer Erwärmung: „osteuropäische Antizyklonen“.
Die höchsten Temperaturen treten immer unmittelbar auf der Vorderseite dieses Gebietes auf, nämlich
einmal am mittleren Rhein (Frankfurt und Aachen) und am meisten in dem Strich Magdeburg—Berlin—-
Grünberg. Als Vertreter dieses Typus sei der 10. VIII. 1925 angeführt (Figuren 27 und 28). Hier sieht
man, wie das Hoch am 2. Vortag noch im Südwesten liegt. Zum 1. Vortag tritt in ganz Mitteldeutschland
starke Erwärmung ein, wo es nämlich an die Westseite des Hochs gelangt. Am Haupttag rückt ein Ge
wittersack über Frankreich nach Osten vor; auf seiner Vorderseite werden Maxima über 35° erreicht.
Der Aufstieg zeigt stärkste dynamische Erwärmung zum Haupttag hin bei schwachen südwestlichen Winden.