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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriimis. — 57. Bd. Nr. 4.
se^en muß, ist wohl klar. Bei 4 von den 5 Fällen läßt sich auch deutlich erkennen, daß die Luft aus
diesen Gegenden stammt. Bei einem Fall stammt sie aus Marokka, vielleicht noch südlicher, nämlich am
15. IV. 1922. Bei zweien kommt sie aus clem westlichen Mittelmeer, hei einem weiteren aus Südfrankreich.
Die Struktur der Warmlufteinbrüche ist nicht wie im Winter die von Warmsektoren und Warmluftstaffeln;
vielmehr ist es meist allmähliche Temperaturzunahme in dem warmen Südstrom. Deutlich ausgeprägte
Warmfronten ließen sich bei den 5 Fällen kaum finden. Die Figuren 1 1 und 12 zeigen die idealisierte
Figuren 11 und 12. Isobarenhild des „sommerlichen Advektionstypus I“: sekundäre hiskavazyklone.
mittlere Wetterlage dieser 5 Fälle; man sieht, wie das Haupttief zum Haupttag nach Südosten zieht, sich
etwas vertieft, der Ausläufer nach Osten zieht, und wie das wärmste Gebiet am Vortag noch in Ver
bindung mit dem Mittelmeer steht, am Haupttag aber abgeriegelt ist und über dem mittleren Ostdeutsch
land liegt. Aus dieser Druckverteilung heraus versteht man auch den Kälteeinbruch, der den warmen
Tagen folgt. Bei 2 Fällen hat die Vertiefung des Haupttiefs zum Haupttag hin, die im Mittel fast 10 mm
beträgt, die Advektion noch beschleunigt. Es ist nun aber nicht so zu verstehen, daß die Luftmassen an
ihrem Ausgangspunkt schon die Temperaturen haben, die nachher in Deutschland auftreten. Vielmehr
schafft die Advektion, die meist in der Höhe besonders stark ist, die Bedingung dafür, daß geringe
Strahlung die Temperatur am Boden zu hohen Werten treiben kann.
EinzelfalL
Als Beispiel einer sommerlichen Advektion auf der Vorderseite einer sekundären Biskaya-Zyklone soll
möglichst kurz der 17. V. 1931 betrachtet werden (Figuren 13 bis 15). Am 15. setjt sich morgens eine
Luftmasse von 20° auf der Vorderseite der plötzlich entwickelten sekundären Biskaya-Zyklone mit Süd-
Stärke 3 bis 6 aus dem Mittelmeer in Südfrankreich in Bewegung. Am gleichen Tage noch bringt sie in
Südwestdeutschland Maxima über 25°. Am 16. hat sich die sekundäre Zyklone vertieft, der Warmluft
transport aus dem Mittelmeer wird dadurch beschleunigt und bringt auch Mitteldeutschland schon Sommer
tage. Die Wärmewelle hat die Berliner Gegend in Form einer Warmfront mit leichtem Regen erreicht.
Der Lindenberger Aufstieg zeigt das typische Bild einer advektiven Erwärmung (Figur 15): Erwärmung der
Höhen bei gleichzeitiger Feuchtezunahme und stürmischen Höhenwinden aus Südwest. Das Wetter in dem
warmen Südweststrom bleibt heiter bis wolkig, weitere Fronten folgen nicht. Am 17. ist bis mindestens
4 km Erwärmung und Austrocknung eingetreten. Es ist also kein Luftmassenwechsel mehr erfolgt, sondern
nur langsame Temperaturzunahme in clem Südweststrom. Der Zustandskurve vom Morgen nach können