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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums. — 57. Bd. Nr. 4.
Verhältnisse am Haupttag untersucht. Vielfach ist allerdings der abnorm warme Tag in Potsdam auch
auf den Bergen ein warmer Tag, aber meist sind e3 nicht die wärmsten Tage im Monat. Das mittlere
Maximum auf dem Brocken an den betreffenden Tagen beträgt 4.6° bei 96 % relativer Feuchtigkeit; für
die Schneekoppe lauten die Werte 3.8° und 90 %. Die Berge haben also an den abnorm warmen Winter
tagen des norddeutschen Flachlandes feuchtes, regnerisches, stürmisches und mildes Wetter, aber nicht
immer Höchsttemperaturen.
4. Der sommerliche Advektionstypus.
a) Allgemeines über Entstehung hoher Sommertemperaturen.
Die im vorangehenden Kapitel behandelten Winterfälle unterscheiden sich, abgesehen von dreien,
von den Sommerfällen dadurch, daß hier Advektion wirklich einzige Ursache ist. Im Sommer tritt eine
Komplikation durch die Strahlung ein. Allen sommerlichen Fällen aber, also fast allen, die im folgenden
besprochen werden sollen, wohnt ein charakteristisches Merkmal inne. Durch irgendeinen Vorgang werden
zunächst die höheren Luftschichten erwärmt. Dafür kommen 2 Faktoren in Frage: dynamische und
advektive Erwärmung. Wenn diese beiden Umstände eine in den höheren Schichten warme Atmosphäre
schaffen, womöglich Inversionen, dann sind die Bedingungen dafür erfüllt, daß am Boden die Temperatur
schnell zu hohen Werten steigen kann. Dafür kommen wieder 2 Faktoren in Frage. Erst einmal kann
die seichte Kaltluftschicht am Boden durch Strahlung schnell angeheizt werden, ohne daß Konvektion bis
in größere Höhen eintreten kann. Oder aber es tritt absteigende Luftbewegung bis zum Erdboden auf.
Wenn es sich um stabil geschichtete Luftmassen oder gar um Inversionen handelt, die absinken, dann muß
daraus eine Erwärmung resultieren, die man ja auch schon unter dem Namen „Föhn aus der freien
Atmosphäre“ kennt. Natürlich kommen auch Fälle vor, wo die Advektion auch am Boden wirkt und die
hohe Bodentemperatur fast ausschließlich durch Advektion verursacht wird, wie im Winter.
Man muß sich darüber klar sein, daß selbst mehrere Tage hindurch anhaltendes Strahlungswetter
allein nie zu sehr hohen Bodentemperaturen führen kann, wenn sich die Höhen nicht irgendwie mit-
erwärmen. Das würde ja zu einer großen Labilität der unteren Schichten führen. Die Folge davon wäre
Konvektion bis in große Höhen hinauf, durch die immer kältere Luft aus der Höhe zu Boden sinkt.
Es muß so ein riesiger Kaum durch die Strahlungswärme geheizt werden, wodurch die Bodentemperatur
nur langsam steigen kann. Wenn aber die Höhen sehr warm sind, womöglich Inversionen vorhanden sind,
kann sich Konvektion nur schwach entwickeln und erst dann richtig auf treten, wenn in den unteren
Schichten der adiabatische Gradient hergestellt ist, mit anderen Worten, wenn die Inversion auf gefüllt ist.
Die Heizung kommt also nur einem sehr kleinen Raum zugute, und die Bodentemperatur kann infolge
dessen sehr schnell ansteigen.
Man kann daher wohl sagen, daß dynamische und advektive Erwärmung die Vorbedingungen für
hohe Bodentemperaturen sind. Es ließ sich nun bei allen Fällen ziemlich einwandfrei naehweisen, ob
dynamische oder advektive Vorgänge die Höhen erwärmten.' Sämtliche Fälle sind daher zunächst in zwei
Gruppen aufgeteilt: 1. sommerlicher Advektionstypus, 2. antizyklonaler Typus (dynamische Erwärmung).
Hinterher sollen ein paar charakteristische Fälle gezeigt werden, die den weiteren Vorgang der Boden-
erwärmung durch Strahlung oder Föhn aus der freien Atmosphäre gut veranschaulichen.
Die im Folgenden näher betrachteten 7 Fälle stellen Tage im Sommer dar (April bis Oktober), an
denen abnorm hohe Maxima hauptsächlich durch einen advektiven Wärmeeinbruch verursacht wurden.
Merkwürdig ist, daß sich im Juni, August und September keine derartigen Fälle finden lassen. Darin
scheint keine Gesetjmäßigkeit zu liegen; vielmehr kann es bei der geringen Anzahl von Jahren Zufall sein.
Interessant ist aber, daß im April 3 Fälle vorliegen, und alle 3 sind eigentlich die besten Fälle. Im