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Erwin Balcke: Untersuchung abnorm hoher Temperaturen in Norddeutschland.
Außerdem sei noch erwähnt, daß der Schub warmer Luft okkludiert sein kann, ehe er Mitteleuropa,
besonders den östlichen Teil, erreicht hat. So war es am 24. XII. 1929, an dem ein Azorenausläufer Warm
luft herbeiführte, die am 25. als Warmsektor über Frankreich lag, mit Temperaturen bis 13°. Bereits am
25. abends hat kühle Rückseitenluft die Warmluft okkludiert. In diesem Fall ist trotj Weiterzug des
Tiefs und Gradientverschärfung am Boden kein Warmluftejnbrueh erfolgt.
d) Die aerologischen Verhältnisse.
Leider ist mit den Aufstiegen nicht sehr viel anzufangen, da bei dem schlechten Wetter der warmen
Wintertage die Aufstiege nicht hoch reichen. Von den 16 Fällen liegen für Boden und 500 m 14, für
1000 m und 1500 m 13, für 2000 m 10 und für 2500 m 6 Werte vor. Daraus sind zunächst die mittleren
Temperaturen für die 500 m-Stufen errechnet, ebenso die relative Feuchtigkeit (Figur 10). Es zeigt sich
Figur 10. Mittlere Aufstiege ain Vor- und Haupttag von 14 Fallen des „winterlichen Advektionstypus“.
in allen Schichten Erwärmung vom Vortag zum Haupttag, am meisten aber in den untersten 1000 m; über
1500 m wird die Erwärmung gering. Die relative Feuchtigkeit nimmt dagegen nur bis 1500 m ab; darüber
nimmt sie zu. Das entspricht bei gleichzeitiger Erwärmung einer starken Zunahme der spezifischen
Feuchtigkeit in diesen Schichten, und es zeigt die Advektion feucht-warmer subtropischer Luftmassen.
Untenstehende Tabelle zeigt die vertikalen Gradienten am Vor- und Haupttag und die Änderung der
Temperatur und relativen Feuchtigkeit.
Boden
500
1000
1500
2000
2500
/IT
+ 1.9
+ 3.1
+ 2.2
+ 0.9
+ 2.0
+ 0.6
/1 R F
— 4
-10
4
— 2
+ 8
+ 5
JVortag | 0.08 ! 0.40 0.32 | 0.60 0.30
Gradient j HaupUag : __ 0 .32 \ 0.58 0.58 0.38 0.58
Man sieht also, daß am Haupttag eine Inversion am Boden liegt; diese Erscheinung dürfte im Winter
im allgemeinen nicht verwundern, aber doch wohl bei zyklonalem Siidwcstwetter. Sie kommt wohl durch
die Fälle hinein, wo der Warmlufteinbruch morgens sich noch nicht am Boden durchgesetjt hat (vgl. auch
S. 18). Der Gradient ist bis auf die Schicht 1000 bis 1500 m am Haupttag größer geworden. Die Berge
in Norddeutschland, Brocken und Schneekoppe, sind verhältnismäßig kalt und feucht. Es wurden die