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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriixms. — 57. Bd. Nr. 4.
liehen Isobarenverlauf in der Azorengegend ermöglicht wird, nach Nordosten und somit nach Mitteleuropa
abzufließen. Zwei Arten kommen hier vor: stationäre Ausläuferlagen (Typ lh), die zu einem länger
anhaltenden Warmlufteinbruch in Form mehrerer Warmluftstaffeln führen, und schnell am Vortag sich
bildende und schnell nach Osten schwenkende Ausläufer (Typ la), die nur einen Schub warmer Luft in
Form eines Warmsektors nach Nordosten bringen. (Figuren 2 und 3.) Zu lb gehören 7. I. 1932, 18. XI.
1926 und 4. XI. 1931. Daß es sich bei allen dreien um lang anhaltende Warmlufteinbrüche und nicht
nur um einen Warmsektor handelt, zeigen die Anstiege der Maxima zum Haupttag, die im Mittel der
3 Fälle vom 2. Vortag zum Haupttag nur 3.3° betragen, während das Mittel aller 16 Fälle 5.1° ist. Zum
Typus la gehören die 5 übrigen: 12. II. 1925, 2. II. 1926, 5. XII. 1929, 29. XII. 1929 und 4.1. 1931. Hier
beträgt der mittlere Anstieg 6°; der Wert liegt über dem Mittel, was ja für die schnell ziehenden Aus
läufer typisch ist. Die idealen Drucklagen für Typus la zeigen Figuren 2 und 3; Abbildung 2 zeigt den
Figuren 2 und 3. Typus la: schnell ziehende Ausläufer.
2. Vortag der schnell ziehenden Ausläufer. Man sieht in 4 von 5 Fällen noch gar keinen Ausläufer, nur
eine flache Rinne tiefen Druckes zwischen 2 Hochdruckgebieten in ca. 45° Länge, die vielleicht der Herd
der am nächsten Tag so plötzlich entwickelten Ausläufer ist. Figur 3 zeigt zeigt auch gleichzeitig die Lage
für stationäre Ausläufer, wie sie oft 4 bis 5 Tage anhält.
Einzelfälle.
Besser als alle Mittelwerte sind die Behandlungen von Einzelfällen, wobei ich für Typus la den sehr
charakteristischen 29. XII. 1929 herausgreife (Figuren 4 bis 5). Am 26. XII., am 3. Vortag, liegt eine
Sturmzyklone mit einem Kern unter 730 mm auf dem mittleren Atlantik. An ihrer Südseite melden
Schiffe WSW-Stärke 12 bei 8 bis 12° Lufttemperatur in 50° Breite. Am 27. liegt der Kern mit 715 mm
südlich Islands; an seiner Südseite melden Schiffe an den von W nach E verlaufenden Isobaren 7 bis 9°
bei W-Stärke 7. Ein Warmsektor mit 10° Kerntemperatur liegt mit einer Warmfront über den Britischen
Inseln. Mit diesen offenbar gealterten subtropischen Luftmassen können die am 29. in Deutschland auf-
tretenden Temperaturen von 13 bis 14° aber nicht erklärt werden. Ein flaches Tief südlich Neufundland
auf 35° Breite ist durch eine Rinne mit dem atlantischen Sturmtief verbunden. Am 28., am Vortag, hat
es sich unter Vertiefung ungeheuer rasch als V-förmige sekundäre Depression an das Haupttief ange
schlossen und liegt nachts noch westlich der Azoren, reicht aber bis unter 30° Breite hinab. Die Azoren
haben am 27. abends 20° und SW-Wind Stärke 5. Man kann annehmen, daß sich eine echt subtropische
Luftmasse als Warmsektor mit Temperaturen von mindestens 16° auf der Vorderseite dieses Tiefs am
28. morgens nach Nordosten in Bewegung setjt. Am 29., 2 Uhr, also am Morgen des Haupttages, erscheint
die Warmfront an der französischen Küste mit 10 bis 14° bei SW-Stärke 10; um 7 Uhr liegt ein gutaus
geprägter Warmsektor über Frankreich. In der Höhe strömen die Warmluftmassen mit 25 bis 30 m/sek.
nach Ostnordosten (nach Pilot Croydon, Köln und Rochefort). Die Luftmassen können daher die 1500 km
lange Strecke bis Mitteldeutschland in 15 Stunden zurückgelegl haben. Die Warmfront erreicht Potsdam