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Full text: 57, 1937

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums. — 57. Bd. Nr. 4. 
2. Vortag: 726 1. Vortag: 727 Haupttag: 728 mm 
(Mittel aus 14 Fällen, Druck der innersten Isobare). 
Das bedeutet eine sehr starke Abweichung gegen mittlere Verhältnisse. Die Wetterkarten lehren uns, 
daß Zyklonen unter 730 mm nicht gerade häufig sind. Langjährige Mittelwerte, die die Anomalie beweisen 
könnten, sind in der Literatur nicht vorhanden, nur häufigste Kerndrucke in Nordamerika, die hier 754 mm 
betragen (s. Lit.-Verz. 5, S. 530). Im nordatlantischen Minimum beträgt der mittlere Tiefstdruck (aller 
dings nicht unmittelbar mit mittlerem Kerndruck zu vergleichen) im Januar 748 mm. Daß es gleichzeitig 
die allerumfangreichsten Zyklonen sind, sollen ihre mittleren Durchmesser beweisen, die zu rund 5000 km 
(± 500) gefunden wurden (Raum innerhalb der 760 mm Isobare, 12 Fälle; jeder Fall Mittel aus 3 Durch 
messern). Im Mittel beträgt aber dieser Durchmesser auf dem Nordatlantik nur 3200 km. Leider sind die 
gemittelten Durchmesser sehr unsicher, da die 760 mm Isobare auf der Wetterkarte oft nicht geschlossen 
ist. Genauer sind daher die großen Achsen, die zu 6000 km gemittelt wurden. Interessant ist, daß das 
kleinste Tief noch einen mittleren Durchmesser von 3500 km hat, also noch über mittleren Verhältnissen 
liegt. Darum kann man sagen, daß winterliche Warmlufteinbrüche nur bei ungewöhnlich umfangreichen 
Zyklonen eintreten; das hängt offenbar damit zusammen, daß es sich dabei um sehr weithergeholte Luft 
massen handelt, um Advektionen ganz großen Stils. Die größte Anomalie der Temperatur (30. Dezember 
1925) trat auch bei der größten Zyklone auf. Es scheint direkt eine Korrelation zwischen Betrag der 
Teinperaturanomalie und Größe der Zyklone zu bestehen. Die 5 kleinsten Anomalien gehören mit Aus 
nahme von einer zu den kleinsten Depressionen. 
Die systematische Untersuchung der Wetterkarten an den beiden Vortagen und dem Haupttag ergab 
nun folgendes Bild: 
2. Vortag. In allen 14 Fällen liegt Mitteleuropa auf der SE-Seite eines großen tiefen Zyklonen- 
systems; die mittlere Position des Kerns ist 18° Westlänge und 60° Breite, das ist südlich Islands und 
westlich der Shetland-Inseln. Der Kerndruck beträgt im Mittel 726 mm und liegt in allen Fällen unter 
735 mm. Bei 42 % Fällen zeigt sich eine ganz charakteristische Ausbuchtung der Isobaren nach dem Raume 
der Azoren hin, die bis etwa 30 bis 35° Breite reicht und in 37° Länge ihren Endpunkt hat. Also noch 
westlich der Azoren liegt. Dabei handelt es sich nicht etwa nur um einen Isoharenknick an einer Front, 
sondern um eine Art V-Depression, zum Teil sogar sekundäre Depression. Der Winkel, den die Isobaren 
einschließen, ist in den genannten Fällen kleiner als 100 . Bei 33 % Fällen zeigt sich eine ungewöhnliche 
Länge geradlinigen Isobarenverlaufs, der bis 60° Länge, also bis zur Länge von Neufundland, reicht und 
infolge der westsüdwestlichen Neigung bis in weit südliche Breiten reicht, nämlich bis 35° (etwa Bermuda). 
Der Gradient beträgt vor dem Kanaleingang 2.1 mm. Bei 50 % von 16 Fällen herrscht in Mitteldeutsch 
land am Morgen bereits warmes SW-Wetter, bei 37 % kühles Vorderseitenwetter, bei 13 % kühles Rück- 
seitenwetter. 
1. Vortag. Die Depression ist im Mittel um 6 Längengrade auf 60 bis 61° Breite nach Osten gerückt, 
also um etwa 330 km in 24 Stunden. Der Gradient am Kanaleingang ist auf 2.5 mm angewachsen. Bei 
75 % Fällen zeigt sich jetjt jener Ausläufer nach den Azoren hin. Das Ende des Ausläufers liegt bei 
gleicher Breite wie am Tage vorher, nämlich 30 bis 35° in 23° Länge, ist also um 1300 km nach Osten 
herumgeschwenkt und liegt jetjt östlich der Azoren. In einigen Fällen hat sich der Ausläufer zu einer 
solch großen Teildepression entwickelt, daß er mächtiger als die Ilauptdepression geworden ist. Bei 33 % 
zeigt sich der lange geradlinige Isobarenverlauf quer über den Atlantik, jetjt aber nur bis 40° Länge. Es 
scheint also entweder ein Azorenausläufer oder geradliniger langer Isobarenverlauf ein Charakteristikum 
zu sein; andere Lagen kommen nicht vor. Bei 81 % Fällen herrscht in Mitteldeutschland warmes SW-Wetter, 
in den übrigen Fällen kühles Vorderseitenwetter. 
Haupttag. Der Kern der Depression ist im Mittel um 550 km weiter nach Osten gerückt und liegt 
jetjt auf 2° Westlänge und 61° Breite, also genau über den Shetland-Inseln bei 728 mm Kerndruck. Der 
Gradient am Kanal beträgt 2.7 mm. Der Azorenausläufer ist bei 67 % Fällen entwickelt und liegt vor 
der spanischen Küste mit seinem Endpunkt in 35° Breite und 15° Länge, also im Raum der Kanarischen 
Inseln. Bei 88 % Fällen herrscht um 7 Uhr mildes SW-Wetter, bei 12 % noch kühles Vorderseitenwetter.
	        
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