Erwin Balcke : Untersuchung abnorm hoher Temperaturen in INordUleutschlaml.
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3. Der winterliche Advektionstypus.
Von den 49 Fällen ließen sich 23 finden, bei denen in erster Linie advektive Vorgänge die Ursache
der hohen Temperaturen waren. Davon fallen 6 auf Januar, 3 auf Februar, 1 auf März, 3 auf April,
2 auf Mai, 1 auf Juli, 1 auf Oktober, 2 auf November und 4 auf Dezember. Da die Verhältnisse im
Sommer von denen im Winter zu sehr verschieden sind und auch Strahlung schon reichlich einwirkt, sollen
die Sommerfälle besonders behandelt werden. Im Sommer ist Advektion nie der einzig maßgebliche
Faktor, wenn er auch ausschlaggebend sein kann. Darum sollen die in die Monate November bis März
fallenden 16 Fälle, wo die Strahlung meist so gering ist, daß die hohe Temperatur tatsächlich nur advektiv
bedingt ist, unter winterlichem Advektionstypus zusammengefaßt werden. Gleichzeitig zeigt sich die
monatliche Auslese: Im Januar und Dezember kommt nur dieser Typus vor, während im Februar, März
und November auch andere Vorgänge zu sehr hohen Temperaturen führen können.
a) Mittelwerte der Elemente.
Die nachfolgende Tabelle zeigt, daß der winterliche Advektionstypus zu 75 % bei SW-Winden auf-
tritt; den Rest füllen SE-Winde fast ganz aus. Die übrigen Richtungen fehlen beinahe ganz. Interessant
ist die empfindliche Abkühlung von 4.3°, die dem Haupttag folgt.
2. Vortag
1. Vortag
Haupttag
Nachtag
Maximum
8.0
9.8
13.1
8.8
Luftdruck
750.5
749.8
746.3
746.8
Windstärke in m/sek.
7.4
6.9
8.0
6.4
NE-Winde
0
0
0
3
SE-Winde
21
24
21
28
SW-Winde
74
76
76
65
NW-Winde
5
0
3
4
Der Luftdruck hat seinen tiefsten Stand am Haupttag mit 746.3 mm, einen recht tiefen Stand, wenn
man bedenkt, daß in Potsdam im Mittel der Luftdruck im Winter ca. 754 nun beträgt. Daß er zum
Nachtag nur % mm steigt, trotj des Kälteeinbruchs, stimmt mit den Ergebnissen einer Arbeit Traberts
(s. Lit.-Verz. 4) überein. Hiernach fällt sogar der Druck am Nachtag einer Wärmewelle noch ein wenig.
Der Druckfall vom Vortag zum Haupttag, der bei 75 % Fällen eintrat, beträgt 3.5 mm; der Wind frischt
dabei um mehr als 1 m/sek. auf.
b) Die synoptische Betrachtung.
Von den 16 Fällen sind nur 12 für eine genaue Untersuchung zu gebrauchen, weil von den übrigen
keine Weltkarte vorhanden ist. Für Untersuchungen von Warmlufteinbrüchen so großen Stils sind aber
gerade die Vorgänge auf dem Atlantik von ausschlaggebender Bedeutung, wie wir gleich sehen werden.
Zwei weitere sind noch zur Bildung von mittleren Kerndrucken usw. zu verwenden, während 2, nämlich
der 30. Dezember 1920 und der 2. Januar 1921, wegen zu schlechten Materials gar nicht zu gebrauchen sind.
Bei allen Fällen handelt es sich um einen Warmlufteinbruch auf der S- bis SE-Seite eines ungewöhn
lich großen und tiefen Minimums, das meist den ganzen Nordatlantik bedeckt. Daß es sich um die aller
tiefsten Depressionen handelt, hei denen diese Wärmeeinbrüche stattfinden, zeigen die mittleren Kern
drucke. Sie betragen: