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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatonuins. — 57. Bd. Nr. 4.
Aber alle diese Werte sind doch gar nicht repräsentativ für die größten Anomalien, worauf es liier
aber ankommt. Denn das absolute Maximum ist nicht immer gerade die größte Anomalie. Ein Beispiel:
Das absolute Maximum Mai 1913 tritt am 31. mit 30.6° auf; am 1. Mai herrschen aber 28.5°. Man sieht
sofort, daß der 1. Mai eine größere Anomalie hat, da er doch normalerweise kälter ist als der 31. Wir
müssen nun aber die Anomalie, die wir bisher ganz allgemein im Sinne von Abweichungen überhaupt
gebrauchten, genau definieren. Und da scheint mir am besten die Abweichung vom mittleren Maximum
zu sein, die wir schon einmal benutzten. Die mittleren Maxima für die 12 Monate der Potsdamer
Reihe sind:
I II III IV V VI VII VIII IX X XI XII
~2J 3.5 8.1 13.2 19.1 21.7 23.5 22.5 18.8 12.9 6.3 3.0
Am besten wäre es, Pentadenmittel der Maxima zu berechnen; leider steht, da die vorliegende Arbeit
hauptsächlich synoptisch werden soll, nicht die Zeit dafür zur Verfügung, sie zu berechnen. Man kann sich
aber helfen, indem man die Werte als Flächenwerte auffaßt, also eine Kurve so durchlegt, daß sie gleiche
Flächen ober- und unterhalb ausschneidet. Dann kommt diese Kurve der Kurve der wahren mittleren
Maxima sehr nahe. Vielleicht ist sogar eine geglättete Kurve in diesem Falle angebrachter. Jedenfalls
kommt sogar noch die Schaf kälte Mitte Juni zur Darstellung.
Um nun die mittleren maximalen Anomalien für die Monate zu bekommen, wurde von jedem Monat
der Tag mit größter Abweichung vom mittleren Maximum herausgesucht, seine Temperatur, seine Anomalie
und sein Datum über die ganze Reihe hin arithmetisch gemittelt. Dann bekommt man für jeden Monat
einen Temperaturwert, der nun nicht mehr das mittlere absolute Maximum darstellt, sondern die Tem
peratur, die der Tag mit größter Anomalie bringt und die „hohes Maximum eines Monats“ genannt
werden soll. Die hohen Maxima, die mittleren maximalen Anomalien und die Daten lauten:
Mittleres hohes Maximum
Tag
mittlere Anomalie
größte Anomalie
I
8.5
15
6.5
10.3
II
10.7
17
6.9
15.0
III
17.5
21
8.8
14.0
IV
21.9
16
8.5
15.1
V
28.3
16
9.1
13.7
VI
29.9
14
8.3
13.6
VII
31.7
15
8.4
13.3
VIII
30.3
18
7.9
15.0
IX
26.8
15
8.2
14.7
X
20.4
15
7.2
10.7
XI
12.9
15
6.3
13.2
XII
9.5
20
6.9
11.7
Nun sieht man ein, daß wir im Mai ganz andere Anomalien zu erwarten haben als im November,
und daß wir mit einer konstanten Abweichung vom mittleren Maximum nichts anfatigen können.
Was bedeutet nun die Kurve, die man bekommt, wenn man die hohen Maxima an ihrem Datum ein
trägt und die Punkte verbindet? (Figur 1.) Es ist doch klar, daß der Punkt 24.7° am 1. Mai bedeutet,
daß für einen Monat, der vom 15. April bis 15. Mai dauert, der Tag der größten Anomalie im Mittel
eine Temperatur von 24.7° bringt, genau so wie doch die Mitteilung für den 16. Mai 28.3° und den 16. April
21.9° ergab. Umgekehrt kann man auch sagen, daß eine Temperatur von 24.7° am 1. Mai zwar schon hoch
ist; aber sie entspricht doch der normalen maximalen Anomalie in einem Monat.