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Aus dem Archiv der Deutchen Seewarte — 57. Band, Nr. 1
Zur Zeit der ersten beiden januardekaden wurden umlaufende Winde beobachtet, während zur Zeit der letzten
Dekade starke Winde aus dem nördlichen und westlichen Quadranten vorherrschten. Diese Windbeobachtungen
der Küstenstädte stimmen auch vollkommen mit den auf dem „Poseidon“ während der Fahrt gewonnenen
überein.
Diese Windbeobachtungen im Zusammenhang mit der Großwetterlage sagen aus, daß die Wasserver
setzungen an der Oberfläche im Hoofdengebiet sehr unregelmäßig gewesen sein müssen. Dazu kommt, daß
während des Monats Januar von Anfang an eine mit kleinen Unterbrechungen behaftete, kontinuierliche Ab
kühlung des Oberflächenwassers stattgefunden hat. Die stetige Erniedrigung der Oberflächenwassertemperatur
war bedingt einmal durch den Einfluß der Kaltlufteinbrüche auf den hydrographischen Zustand der Hoofden
und zum anderen durch die zunehmende Ausstrahlung des Oberflächenwassers, die durch die Bildung einer
weiträumigen, quasistationären Antizyklone weitestgehend begünstigt wurde. Diese Abkühlung des Oberflächen
wassers war nicht nur in der Küstenregion, sondern auch im Zentralgebiet der Hoofden zu beobachten. Die
Temperaturbeobachtungen der englischen Feuerschiffe „Varne“ und „Smith’s Knoll“ und der holländischen
Feuerschiffe „Terschellingerbank“, „Haaks“, „Maas“ und „Noord Binder“ sind für den Monat Januar 1935 in
Figur 35a, b, d, e dargestellt. Bei allen Feuerschiffen sieht man im großen und ganzen eine stetige Abnahme
der Oberflächenwassertemperatur, die zu Anfang des Monats schneller sinkt als gegen Ende. Diese Temperatur
erniedrigung im Oberilächenwasser des mittleren Gebietes der Hoofden ist durch die Isoplethendarsteilungen
„Zeitliche Änderung der Temperatur des Oberfläcbenwassers auf der Dampferroute Esbjerg—Harwich im
Januar 1935“ und diejenige mit den Beobachtungen der Dampferroute Terschellingerbank-F.-Sch.—Themse-
miindung in den Figuren 36a und 37a wiedergegeben. Die Temperatur ist z. B. auf dem 4. Längengrad im
Norden des Hoofdengebietes am Monatsende um über 3° C geringer als am Monatsanfang (siehe Esbjerg—Har
wich). Auf demselben Längengrad etwas südlicher beträgt der Unterschied nur fast 1° C (siehe Terschellinger-
bank-F.-Sch.—Themsemündung).
Über die zeitlichen Änderungen des Salzgehaltes im Oberilächenwasser der Hoofden ist zu berichten,
daß bei den oben erwähnten Feuerschiffen nur „Smith’s Knoll“ am Monatsanfang eine Salzgehaltserniedrigung
um rund 0,5%o zeigt (siehe Figuren 35c, f, g). Aus den Dekadenmitteln der Salzgehaltsbeobachtungen der
holländischen Feuerschiffe sind keine nennenswerte Schlüsse zu ziehen. Die Änderungen der Salzgehaltsver
hältnisse auf den Dampferrouten (siehe Figuren 36b und 37b) zeigen gegen Ende des Januar vor allem die
Zurückdrängung des Hoofdenwassers durch das nach Westen setzende Terschellingbankwasser.
Diese in dem letzten Abschnitt niedergelegten Ausführungen über den Einfluß der atmosphärischen
Änderungen auf den hydrographischen Zustand des Hoofdengebietes mögen gezeigt haben, wie wichtig es ist,
für hydrographische Untersuchungen eines Randmeeres wie die Nordsee vor allem auch die meteorologischen
Verhältnisse desselben Gebietes zu berücksichtigen.
Bei der Bearbeitung des „Poseidon“-Materials vom Februar 1936 wurde ebenfalls eine derartige hydro
graphisch-maritim-meteorologische Untersuchung für das Gebiet der südlichen Nordsee und der Deutschen Bucht
angestellt.