Skip to main content

Full text: 57, 1937

Erich Goedccke: Beiträge zur Hydrographie der südlichen Nordsee 
13 
IV. Der Zusammenhang- zwischen der atmosphärischen Abkühlung- im Januar und 
den zeitlichen Änderungen der Temperatur und des Salzgehaltes im Oberflächen 
wasser der Ho ofden. 
Es wurde eingangs schon in der Tabelle (siehe S. 6) darauf hingewiesen, daß der hydrographische 
Zustand des Untersuchungsgebietes hinsichtlich der Temperatur- und Salzgehaltsverteilung während der 
„Poseidon“-Fahrt großen, zeitlichen Änderungen unterworfen war. Die Kräfte, die in erster Linie den hydro 
graphischen Zustand des Untersuchungsgebietes während des Januar verändert haben, sind in den zu dieser 
Jahreszeit stark wechselnden atmosphärischen Strömungen zu suchen. Um den Einfluß der atmosphärischen 
Störungen auf die hydrographischen Verhältnisse kennen zu lernen, soll in kurzen Umrissen zuerst die über 
dem untersuchten Gebiet vorhanden gewesene Großwetterlage (17) erläutert werden. Um die Übersicht über 
den Wetterablauf des Monats Januar zu erleichtern, ist der Monat in drei Dekaden eingeteilt worden: 1. Dekade 
vom 1.—10.1. 35, 2. Dekade vom 11.—20.1. 35, 3. Dekade vom 21—30.1. 35. 
Zur Zeit der ersten Dekade: Während der ersten Hälfte der ersten Januardekade stehen sich über Mittel 
europa zwei Aktionszentren gegenüber. Von Westen und Südwesten strömt subtropische Warmluft ostwärts 
vor und von Osten fließen russische Kaltluftmassen nach Westen ab. Die Überschwemmung Mitteleuropas mit 
diesen verschiedenartigen Luftmassen macht sich durch einzelne kräftige Vorstöße aus Westen und Osten 
bemerkbar. In der Mitte der Dekade herrscht daher über der Nordsee ein starker Druckgradient- und Tem 
peraturgegensatz. Über dem Gebiet der südlichen Nordsee findet gegen Ende der ersten Dekade eine erhebliche 
Temperaturabnahme statt. Durch die Entwicklung eines stationären Hochdruckgebietes und durch Ausbildung 
von Hochdruckkeilen über Mitteleuropa wurde das weitere Westwärtsvordringen der kontinentalen Kaltluft aus 
dem Osten abgestoppt. 
Zur Zeit der zweiten Dekade: Am Anfang dieser Dekade befindet sich die Kaltluft über Mitteleuropa 
im Rückzugsstadium, und maritime Warmluft aus Nordwesten stößt vor. Durch die an Stärke zunehmende 
Südwestströmung am Nordwestabhang des mitteleuropäischen Hochdruckkernes ziehen an der Frontalzone 
zwischen der nordatlantischen Warmluft und der tief temperierten, arktischen Luft von Grönland einzelne 
Störungen mit außerordentlicher Geschwindigkeit nordostwärts. Auf der Rückseite der sich bei Schottland zum 
Sturmtief entwickelnden Störung stößt grönländische Kaltluft weit südwärts vor. Auf warme Luftmassen aus 
Südwesten folgt kontinentale Kaltluft und auf Warmluft aus Westen folgt maritime Polarluft. Schneller 
Wechsel der atmosphärischen Störungen hinsichtlich ihrer Bewegungsrichtung und Stärke ist zu dieser Zeit 
charakteristisch. In der Mitte der zweiten Januardekade tritt durch Ostwärtswanderung des ostatlantischen Hochs 
über ganz Westeuropa Druckanstieg ein. Am 16. Januar liegt ein mächtiges, dynamisches und quasistationäres 
Hoch mit seinem Kern über dem englischen Kanal und es bleibt für die weitere Wettergestaltung West 
europas maßgebend. Durch die langsame Nordwärtsverlagerung dieses Hochs und durch Ausbau eines Hoch 
druckkeiles nach Skandinavien kann kalte, festländische Luft nach Mitteleuropa strömen. 
Zur Zeit der dritten Dekade: Durch die fast stationäre Lage des antizyklonalen Aktionszentrums im 
Westen Europas können sich die benachbarten Zyklonen ständig vertiefen. Über der Nordsee entwickelt sich 
daher ein Sturmtief gegen Mitte der dritten Januardekade. (Am 26. Januar wurde die geplante achttägige Fahrt 
in die Deutsche Bucht abgebrochen.) Dadurch wurden Kaltluftvorstöße nach Mitteleuropa in Bewegung gesetzt. 
Gegen Ende der letzten Dekade finden Einbrüche maritimer Kaltluftmassen statt und eine anhaltende Nord 
west- und Nordostwindwetterlage bildet sich heraus. 
Wenn wir die Ausführungen über diese Großwetterlage über dem Gebiet der Hoof den während der 
„Poseidon“-Fahrt noch einmal überblicken, so können wir feststellen, daß trotz der Abwechslung der ein 
strömenden Warm- und Kaltluftmassen über Mitteleuropa der Einfluß der maritimen oder kontinentalen 
Kaltluft auf den hydrographischen Zustand dös Hoofdenoberflächenwassers augenscheinlich am größten war. 
Im einzelnen darüber ist Folgendes zu berichten: 
Wegen des engen Zusammenhanges zwischen den durch die Großwetterlage bedingten, über dem Unter 
suchungsgebiet jeweils vorherrschenden Winden und den beobachteten Veränderungen der hydrographischen 
Verhältnisse im Hoofden-Oberflächenwasser sind die Windbeobachtungen von vier an der Peripherie des Unter 
suchungsgebietes gelegenen Küstenorten des Monats Januar in je drei Dekaden zusammengefaßt worden. Diese 
Orte sind Great Yarmouth an der englischen, Helder und Vlissingen an der holländischen und Calais an der 
französischen Küste. Im allgemeinen stimmen die Windrosen dieser vier Küstenstädte für alle drei Dekaden 
gut überein. Als Beispiel werden hier die Windbeobachtungen von Vlissingen (Fig. 34a—c) wiedergegeben.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.