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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 57. Band, Nr. 3
„Prachtvoll war der Weg über das Gebirge (von Palime nach Kpandu). Hohe bewaldete Höhen, durchschnitten von klaren,
murmelnden Bächen, üppige Felder auf den Plateaus, Bergnasen und Sätteln — auf einem solchen Plateau befindet sich jetzt die
Station Misahöhe — wechseln mit kleinen Bosketts von Ölpalmen und Riesenbäumen, mit Lianen verknüpft, ab.“
Flüsse und Bäche sind von Urwald umrahmt. Auch im mittleren Teil des Gebirges sind ähnliche Verhält
nisse anzutreffen. So wird berichtet, daß in der Umgebung von Bismarckburg die Flußtäler mit dunklem, dich
tem Laubwald bestanden sind, darin verstreut gedeihen zahlreiche Palmen, die einzelnen Stämme sind durch
Lianen miteinander verknüpft. Auf den Höhen dagegen findet sich Savanne mit Buschparzellen und 3—4 m
hohem, scharfkantigem Gras vor, während an anderen Stellen auch kurzes, saftiges Gras wächst, das eine vor
treffliche Weide abgibt.
Im Gegensatz zu der Üppigkeit und der Mannigfaltigkeit der Vegetation im mittleren und besonders süd
lichen Teil des Togogebirges steht das östlich und westlich davon gelegene Gebiet. Besonders der Osten scheint
während der Trockenzeit, namentlich gegen Ende derselben, stark unter Wassermangel zu leiden, die Flüsse
trocknen im Laufe dieser Zeit meist völlig aus. K1 i n g schreibt, daß seine halbverschmachteten Leute erst
nach langem Suchen in einigen weit entlegenen Tümpeln Wasser, das heißt eine schlammige, gelbgraue
Flüssigkeit, fanden (M. a. d. D. Sch., Bd. 2, S. 77, Umgebung Nuatjä—Atakpame). Die Bedeckung ist hier lichter
Buschwald mit Ölpalmen und einzelnen Wollbäumen, dazwischen sind Bananenpflanzungen und Baumwoll
felder angelegt (M. a. d. D. Sch., Bd. I, S. 100). Auch im Westen des Gebirges ist die Vegetation eine ähnliche.
Ein Bild von dem Aussehen dieses Gebietes zur Trockenzeit mögen folgende Berichte vermitteln:
1. „Es war ein trauriger Marsch durch die kahle, schwarzgebrannte Steppe, in der außer kohlenden Bäumen nur vereinzelte,
halbversengte, rohrartige Grashalme stehengeblieben waren. Wasser war gar nicht vorhanden.“ (M. a. d. D. Sch., Bd. III, S. 155, Gegend
zwischen Oti und Gebirge in etwa 8 bis 9° N.)
2. „Das Passieren des Grases ist hier so schwierig, daß man meint über einen Beetacker zu marschieren. ... Die einzelnen
Grasbüschel erheben sich auf (4 bis Yj m hohen Erdpyramiden, die so regelmäßig sind, daß es aussieht, als ob man mit dem Pfluge
der Länge und der Breite nach den Boden aufgeworfen und auf getürmt hätte. “ (M. a. d. D. Sch., Bd. III, S. 144, Gegend zwischen
Volta und Gebirge, in etwa 7(4° N.)
3. „Durstig nach Wasser hingen die braunen und dunkelgrünen Blätter der Bäume schlaff hernieder, die Savanne zeigt wenig
von frischem Grün, ihre Färbung ist braungelb, diesen braungelben Ton hat alles: Bäume, Sträucher, Gras, der nackte Boden und
die Hütte.“ (M. a. d. D. Sch., Bd. II, S. 33, Umgebung von Kete Kratschi.)
In dieser Gegend treten die großen Grashrände auf, die von den Eingeborenen zur Bebauung des Bodens
angelegt werden und sich dann über gewaltige Gebiete ausdehnen. Übermannshohes, dickes Gras steht da, wo
das Feuer nicht Platz gegriffen hat. Rauchende Bäume und große schlackenartige Massen von Raseneisenstein
findet man überall. Nur in den ausgetrockneten Flußniederungen ist das Gras von frischer, hellgrüner Farbe,
Streifen dichteren Baumbestandes zeigen den Weg, den die Wassermassen der Regenzeit nehmen werden. Nähert
man sielt von der Ebene dem Gebirge, so wird das Land hügeliger und wilder, man findet wohlbestellte Felder
vor, das massige, grünbewaldete Gebirge steigt auf.
Weiter nordwärts macht sich eine immer größer werdende Dürftigkeit des Pflanzenwuchses bemerkbar. Die
Palmen treten immer seltener auf. Alles macht einen kahlen, schattenlosen Eindruck. Die Waldumrandung der
Flüsse wird immer spärlicher, schon von weit her verraten einzelne hohe Schibutterbäume, Tamarinden und
Wollbäume, die Charakterbäume ganz Nordtogos, die Lage der Eingeborenensiedlungen. Sie geben den ein
zigen Schatten und werden von den Einwohnern des Dorfes als Versammlungsort und Ruhestätte benutzt.
Die Expeditionsberichte stimmen nicht immer ganz überein in der Beurteilung der Bedeckung ein und
desselben Gebietes. Vor allem herrscht ein erhebliches Durcheinander in der Bezeichnung desselben Vegeta
tionstyps, vielfach wird Savanne und Steppe gleichgesetzt. Aber an Hand weiterer Einzelheiten in der Be
schreibung können für bestimmte Gebiete des Schutzgebietes Togo die Vegetationstypen, wie sie S h a n t z und
Marbut (27) aufstellen und beschreiben, festgelegt werden. Eine wertvolle Hilfe leistete dabei die Vegeta
tionskarte Afrikas nach den beiden Autoren. Danach ergibt sich:
1. Mangroven finden sich vereinzelt in den Lagunenniederungen (nach 11, S. 40, in den Expeditions
berichten ist nichts davon erwähnt).
2. Tropischer Regenwald ist anzutreffen im südlichen und mittleren Teil des Togogebirges, zumeist
an Flußläufen und in Schluchten.
3. Savanne mit hohem Gras, niedrigen Bäumen ist besonders außerhalb des Gebirges der
typische Bewuchs fast ganz Togos.
4. Trocken wald wächst im Gebirge (an Abhängen) und kommt nach der Vegetationskarte (in 27) auch
östlich Bassari, nach Expeditionsberichten anscheinend auch vereinzelt im Küstenvorland vor.
5. Savanne mit Akazien und „tall grase“ findet sich nach der Vegetationskarte (in 27) nur im
äußersten Nordosten des Schutzgebietes vor.