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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 57. Band, Nr. 3
Beiden Abschnitten gemeinsam ist die beträchtliche Abkühlung in der Naclit. Sehr schnell geht die Erwär
mung vor sich, innerhalb von 4 Stunden steigt die Temperatur um 13,0 bzw. 12,4° an und erreicht um 11 Uhr
den Mittelwert M der restlichen Tage im Januar hzw. Februar—März. Während der Tagesstunden stärkster Ein
strahlung steigt bei dem 1. Abschnitt die Temperatur bis zu 1° über M, während sie hei dem 2. Abschnitt immer
etwas darunter bleibt. Gegen Abend sinkt dann die Temperatur bei beiden Abschnitten recht schnell ab, um in
den Morgenstunden die größte negative Abweichung von M zu erreichen. Der Vorgang findet folgende einfache
Erklärung: Die außerordentlich geringe Luftfeuchte begünstigt in hohem Grade die nächtliche Ausstrahlung;
doch kann die von der Sonne zugestrahlte Energie diesen Wärmeverlust fast ausgleiclien, ja, bisweilen vermag
sie sogar die Lufttemperatur über M hinaus zu steigern, was in jedem Falle zu einer Vergrößerung der Tages
amplitude führen muß (17,3 gegen 13,9° hzw. 15,2 gegen 13,1°). Es taucht die Frage auf, warum die Mittags
temperaturen des Nordost-W'indabschnittes im Beispiel a) höher, im Beispiel b) tiefer liegen als M. Die Be
wölkung ist während beider Zeiträume gleich gering gewesen. Obwohl also bei h) die maximale negative
Anomalie von M' gegenüber M größer ist als hei a), müßte infolge der größeren Zenitnähe der Sonne Ende
Februar und Anfang März gegenüber Januar dieser Unterschied mindestens völlig ausgeglichen werden. Auf
der Suche nach einer Erklärung wurde die Dunststärke in den beiden Abschnitten miteinander verglichen. Aus
den Wetternotizen v. S e e f r i e d s (a. a. O.) sei darüber entnommen:
Bem.: Die Bezeichnungen „dunstfrei“, „etwas im Dunst“, „dunstig, aber noch gut sichtbar“, „dunstig und schwach .sichtbar“
„dunstig und ganz schwach sichtbar“, „dunstig und unsichtbar“ (mit den Zahlen 0—5 belegt) beziehen sich auf die Sichtbarkeit
der Geländemarke „Baobab Süd“, die sich in 2 km Kntfernung vom Beobachtungsorl befand.
6.—12. 1. 1912.
6. 1. Geländemarke um 7 Uhr dunstig, aber noch gut sichtbar, um 14 Uhr dunstig und schwach sichtbar. Abends klarer Sternen
himmel, Polarstern sichtbar.
7. 1. Geländemarke um 7 Uhr dunstig und schwach sichtbar, um 14 Uhr dunstig, aber noch gut sichtbar.
8. 1. Geländemarke um 7 Uhr dunstfrei, 14 Uhr dunstig, aber noch gut sichtbar. Abends klarer Himmel, auch Polarstern.
9. 1. Geländemarke um 7 Uhr dunstig, aber noch gut sichtbar, um 14 Uhr etwas im Dunst.
10. 1. Geländemarke um 7 Uhr etwas im Dunst, um 14 Uhr dunstig und schwach sichtbar.
11. 1. Geländemarke um 7 Uhr etwas im Dunst, um 14 Uhr dunstig und schwach sichtbar. Abends Sterne klar, auch Polaris.
12. 1. Geländemarke um 7 Uhr dunstig, aber noch gut sichtbar (um 14 Uhr keine Notiz).
22. 2.-9. 3. 1912.
25. 2. Geländemarke um 14 Uhr dunstig und schwach sichtbar.
26. 2. Geländemarke um 14 Uhr dunstig und ganz schwach sichtbar. A11 g. Bern.: Dunst heute mittag sehr stark.
27. 2. Geländemarke um 14 Uhr dunstig und unsichtbar. Allg. Bern.: Dunst sehr dicht heute.
28. 2. Geländemarke um 14 Uhr dunstig und schwach sichtbar. Allg. Bern.: wie gewöhnlich.
29. 2. Geländemarke um 14 Uhr dunstig, aber noch sichtbar. Allg. Bern.: Dicke Staubwirbel.
Vom 1.—9. 3. war der Beobachter abwesend.
Im 1. Abschnitt ist die Dunststärke mittags nicht sehr groß, die Geländemarke „Baobab Süd“ in 2 km Ent-
ferung vom Ort ist meist durch den vorhandenen Dunst hindurch noch schwach sichtbar, an zwei Tagen noch
gut sichtbar, an einem Tag sogar nur etwas im Dunst. Wenn auch nur für den 1. Teil des 2. Abschnitts Notie
rungen über die Dunststärke vorhanden sind, so steht wenigstens für die Tage vom 25.—28. Februar fest, daß
diese sehr groß gewesen ist. Vom 25.—27. 2. nimmt der Dunst mittags zu, dann bis zum 29. schnell ab. Die
Mittagstemperaturen, gebildet aus den Mitteln der Stundenwerte von 11 bis 18 Uhr, sind für diese Tage:
25. 26. 27. 28. 29. | M' M
36,2 35,2 34,5 35,5 37,6 | 35,7 36,7
Am 27., wo die Sichtweite unter 2 km lag, ist die niedrigste Temperatur, am 29., wo die Geländemarke „noch
gut sichtbar“ ist, die höchste Temperatur festzustellen.
Es ergibt sich also, daß Perioden großer Lufttrockenheit und niedriger Nacht- und Morgentemperatur mit
solchen ausgeprägter Luftströmungen, die aus dem Hinterlande Togos kommen, zusammenfallen. Die Tempera
tur der Mittagszeit scheint jedoch von der Dunststärke abhängig zu sein, sie ist höher bei schwächerem, tiefer
bei stärkerem Dunst. Die Dunstteilchen absorbieren also in merklichem Maße die Sonnenstrahlung.
Zweimal sank in den Jahren 1910 bis 1913 die relative Feuchte um 14 Uhr für mehrere aufeinanderfol
gende Tage an der Küste unter 40%, und zwar a) vom 11.—14. 1. 1910, b) vom 24.—27. 1. 1911. Die Termin
beobachtungen der relativen Feuchte, der Lufttemperatur und die Extreme derselben wurden für alle 11 Togo-