Wilhelm P epp ler: Die Beobachtungen der Marine-Drachenstationen Breedene/Meer und St. Michel usw. 3
Einleitung*.
Die wissenschaftlichen Ergebnisse der Drachenstationen der Deutschen Marine in Flandern
während der Kriegszeit sind bereits in den Jahren 1920 und 1922 erschienen als Heft 3 und 4 der
Schriftreihe »Aerologische und Hydrographische Beobachtungen der Deutschen
Marine-Stationen während der Kriegszeit 1914 —1918«*). Heft 3 enthält die Bearbeitung
der Windverhältnisse über Breedene/Meer und St. Michel bei Brügge, Heft 4 der See- und Landbrise
an der flandrischen Küste, der Beobachtungen über die Turbulenz des Windes, besonders in der
freien Atmosphäre, der Temperaturverhältnisse sowie der Feuchtigkeit und der Wolkenhöhen.
Es war im Jahre 1921 beabsichtigt, noch zwei weitere Hefte folgen zu lassen, in denen die
Ergebnisse der flandrischen Fesselaufstiege in extenso, sowie einzelne interessante Beobachtungen
aerologischer und allgemein-meteorologischer Natur nach Auszügen aus meinem 5000 Seiten um
fassenden Tagebuch aus dem Kriege gebracht werden sollten. Dieses umfangreiche Programm ist
auf den Druck des vorliegenden Heftes eingeschränkt worden, das nur die Ergebnisse der einzelnen
Fesselaufstiege enthält. Das interessante aerologische Material wird bleibenden Wert behalten zur
Untersuchung der unteren Luftschichten der windstarken, von häufigen Depressionen unmittelbar
berührten Kanalküste. Flugzeugaufstiege können diese Drachenaufstiege nicht ersetzen, da erstere
zwar heute viel größere Höhen erreichen, aber keine Windmessungen liefern, die zur Untersuchung
der interessanten Schlechtwetterlagen, des Reibungseinflusses an der Küste, des Land- und Seewindes
u. a. nicht entbehrt werden können. Da in dem ersten Heft (Archiv Bd. 47, Nr. 3) über die Lage
der beiden Drachenstationen und die gesamte Aufstiegstechnik bereits eingehend berichtet worden
ist, genügen hier einige kurze Erläuterungen zu der Genauigkeit der Messungsergebnisse und der
Art der Veröffentlichung.
Über die Auswerttechnik sei bemerkt, daß sie nach der am Aeronautischen Observatorium
Lindenberg geübten und bewährten Praxis erfolgte. Ausdrücklich sei darauf hingewiesen, daß bei
der Auswertung die gemessenen Werte möglichst wenig mit Korrektionen und Ausgleichsverfahren
»frisiert« worden sind, wobei vorausgesetzt wird, daß die Ergebnisse nur von erfahrenen Aerologen
benutzt werden, denen die spezifischen Fehler und Ungenauigkeiten, die jeder aerologischen Meß
methode anhaften, bekannt sind.
Die geographischen Koordinaten der beiden Drachenstationen waren: 1. Breedene/Meer:
<p = 51° 14' 35" n. Br., X = 2° 59' E v. Gr. 2. St. Michel bei Brügge: 9 = 51° 11' 25" n. Br.,
X = 3° 11' 44" E. v. Gr. Die Zeiten sind in M. E. Z., alle Höhenangaben in m, bezogen auf NN
mitgeteilt. Die gemessenen Werte sind im wesentlichen in 500-m-Stufen angegeben, nur in Boden
nähe ist zur besseren Charakterisierung der bodennahen Luftschicht die 200-m-Stufe eingefügt.
Die Temperatur - Inversionen und -Isothermien, gelegentlich auch die Schichten mit schwachem
Gradienten sind gesondert mitgeteilt in der Form z. B. 100/200 : 10.0/12.0°, was bedeutet, daß die
*) Alle vier Hefte dieser Schriftreihe wurden später aus bibliothekarischen Gründen im Band 47 der Sammelreihe
»Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte« zusammengefaßt. Die Archiv-Schriftwaltung.