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Full text: 56, 1936

Hans Neuberger, Beiträge zur Untersuchung des atmosphärischen Reinheitsgrades 
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Cirrusstreifen am östlichen Himmel sich bildeten und teilweise bedrohlich in Sonnennähe rückten, so daß die 
Beobachtungen auf kurze Zeit unterbrochen werden mußten. Die Cirren lösten sich zwar bald wieder auf, doch 
liegt nahe, daß ein unsichtbarer, trübender Schleier in den höheren Schichten zurückblieb. Punkt 2, der eine 
weitere geringe Abnahme der Sicht vielleicht infolge langsam absinkender Dunstmassen 19 zeigt, scheint eben 
falls durch Trübung im Kondensationsniveau beeinflußt zu sein, da cirröse Streifen am nördlichen Himmel und 
einige Cumuli im NE beobachtet wurden. 
In ähnlicher Weise scheint die Beobachtung vom 1. Juni vormittags (Punkt 3) bei allerdings wesentlich 
geringerem Trübungsgrad in den bodennahen Luftschichten (Sichtweite 50 km) durch beginnende Kondensation 
in höheren Schichten gestört zu sein. Vielleicht spielen auch hier wieder gehobene Dunstschichten eine Rolle, 
da früh morgens 3 h MEZ. starker Dunst notiert worden war; auch später z. Zt. der vorliegenden Beobachtung 
wurde noch ein zarter Dunstschleier im Norden und Süden gesichtet, gleichzeitig war der Himmel trotz Wolken- 
losigkeit weißlich-blau. Später (Punkt 3') vertiefte sich das Himmelsblau etwas. Bei h = 52° traten dann die 
ersten Cirrusstreifen am SW-Himmel auf, gegen Mittag weiter Cumuli und nachmittags konnten wegen zuneh 
mender hoher Bewölkung die Strahlungsmessungen nicht mehr fortgesetzt werden. 
Punkt 4, beobachtet am 28. August a. m., muß in ganz analoger Weise erklärt werden: 
Früh morgens 3 h 30 m MEZ. war schon eine dichte Stratuswand eben über dem östlichen Horizont bemerk 
bar. Bei etwa 10° Sonnenhöhe reichte die Wolkenmauer, aus der sich kleine Wolkenfetzen lösten, schon bedroh 
lich in Sonnennähe, auch kleine Cumuli tauchten aus dem Dunst am Westhorizont auf. Bei h = 20.7° mußte 
dann die Beobachtung wegen zunehmender Bewölkung, die im Laufe des Tages anhielt, abgebrochen werden. 
2. Die verschiedenen Trübungsmaße und die Sichtweite. 
Die im vorhergehenden Abschnitt erläuterte Streuung der Einzelwerte tritt natürlich auch bei den ver 
schiedenen Trübungsmaßen (Figur 12) in entsprechender Weise mehr oder weniger auffällig zutage. Auf die 
Schwankungen der Beziehung zur Sichtweite sprechen ß und T r am stärksten an, während bei gleichzeitiger, 
genügender Luftmassen-Unabhängigkeit die P rel und der Trübungsfaktor für Gesamtstrahlung den Zusammen 
hang mit der Sichtweite mit verhältnismäßig geringen Schwankungen am besten wiedergeben. Die Verlagerung 
der Kurven von q, ß und T r mit steigender Sonnenhöhe wird hier in gleicher Weise wie in Figur 10b deutlich. 
Daß die Kurven von q 9 und T 9 bzw. q r und T r entgegengesetzt gleichartig laufen, ist gemäß dem Zusammenhang 
von q und T (107) verständlich. Der Trübungskoeffizient zeigt einen völlig selbständigen Gang und läßt sich 
weder mit der Differenz noch dem Quotient zweier anderer entsprechender Trübungsmaße in Zusammenhang 
bringen. 
Bei Vergleich mit den Kurven der Figur 13 zeigt sich, daß eine Ähnlichkeit der Rottrübungskurven 20 
mit dem Verlauf der absoluten Feuchtigkeit nicht ganz von der Hand zu weisen ist, wenigstens bei h = 15.5°. 
Bei höherem Sonnenstand, d. h. wenn der Anteil der untersten Luftschichten an der Beeinflussung der Sonnen 
strahlung geringer wird, verwischt die Unsicherheit des Schlusses von der Feuchtigkeit in Bodennähe auf den 
Gesamtwasserdampfgehalt der Atmosphäre die Beziehung zwischen der gemessenen abs. Feuchtigkeit und der 
selektiven Absorption (vgl. [109]). 
Es wird darauf verzichtet, die Trübungsfaktoren und Transparenzkoeffizienten direkt als Funktionen der 
abs. Feuchtigkeit oder auch der Äquivalenttemperatur darzuslellen; es würde ein stärkerer Anstieg der T r und q r 
als der T 9 und q 9 mit steigender abs. Feuchtigkeit und Äquivalenttemperatur resultieren (vgl. 88, S. 273), aber 
mit sehr großen Streuungen der Einzelwerte. Außerdem würde eine Abhängigkeit von der Sonnenhöhe derart 
in Erscheinung treten, daß bei niedrigem h die Streuung geringer wird, und die Beziehung stärker hervortritt. 
Dies wurde von H. Friedrichs (88, S. 273—276) nicht berücksichtigt, außerdem geht aus der zitierten Arbeit 
die Streuung der Einzelwerte leider nicht hervor, die u. U. das Ziehen gesonderter Kurven für die verschiedenen 
Luftkörper illusorisch macht. Wie aus Figur 10h und Figur 12 deutlich hervorgeht, hätte wenigstens bei Unter 
suchungen von Zusammenhängen zwischen Rot trübung und anderen meteorologischen Elementen die Abhän 
gigkeit des T r von der Sonnenhöhe (oder Luftmasse) (vgl. 117, S. 77) (86) (82) beachtet werden müssen. Über 
haupt muß es angesichts der Problematik der Berechnungsgrundlagen des Rottrübungsfaktors (86) als unzu 
länglich angesehen werden, wenn F r i e d r i c h s (88, S. 266) auch für den Trübungsfaktor der Rotstrahlung 
Tagesmittel bildet, weil durch die Ungleichheit der in den Tagesmitteln enthaltenen Sonnenhöhen u. U. schein 
bare Zusammenhänge mit Luftkörpern auftreten können, die in Wirklichkeit nur auf der Inhomogenität des 
Materials beruhen. 
In Figur 12 fällt neben schon genannten, mehr oder weniger selbstverständlichen Zusammenhängen die 
präzise Gegenläufigkeit von T 9 und P 21 auf. Diese beiden Größen, deren Beziehung zur horizontalen Sichtweite 
— nicht zuletzt wegen der verhältnismäßig guten Konstanz hei variabler Sonnenhöhe — am deutlichsten hervor 
tritt, seien im folgenden Abschnitt näher betrachtet. 
19 Vgl. (115, S. 71). 
20 D. s. die Kurven der Triibungsmaße mit dem Index r. 
21 Sowohl Pabs w ie Prel.
	        
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