Hans Neuberger, Beiträge zur Untersuchung des atmosphärischen Reinheitsgrades
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II. Teil:
Sonnenstrahlung, AKAGOs neutraler Punkit und Sichtweite.
A. Beobachtungen.
1. Beobachtungsplätze.
Die in Rantum/ Sylt Anfang 1934 auf genommenen aktinometrischen Strahlungsmessungen wurden in
einem windgeschützten Dünental durchgeführt, ungefähr in der Mitte zwischen Wattenmeer und Nordsee. Trotz
dem machte sich die lästige Erschütterungsempfindlichkeit des verwendeten alten Aktinometers häufig unange
nehm bemerkbar, wenn böige Brisen einsetzten oder die Inselbahn in mehr als 200 Meter Entfernung vorüber
fuhr, ja sogar Schritte von Vorübergehenden waren auf dem sandigen Untergrund bis über 20 m Distanz störend.
Die geographischen Koordinaten betrugen
54° 51' N und 8° 17' E.
Die Sichtmessungen wurden auf der im I. Teil (S. 7) beschriebenen Ostdüne vorgenommen, weil im Dünental
die Aussicht nach den Sichtzielen versperrt ist.
Der Gang des neutralen Punktes von A r a g o wurde hauptsächlich von der Ostdüne aus verfolgt, gelegent
lich auch unmittelbar am West- bzw. Oststrand, wenn nach dem sekundären neutralen Punkt unterm Arago ge
fahndet wurde. Da die Insel dort nur weniger als 1 km breit ist, wurden die Sonnenhöhen ausnahmslos nur nach
obigen Koordinaten berechnet.
Temperatur und Feuchtigkeit wurden in unmittelbarer Nähe des Aktinometers in über 2 m Höhe gemessen.
2. Meßgeräte und Beobachtungsgang.
Temperatur (Feuchtigkeit) und Sicht wurden wie im I. Teil (S. 8) beobachtet.
Zur Messung der Höhe der neutralen Punkte diente zunächst ein S a v a r t sches Polariskop in der von
Chr. J en sen (79, S. 292 f.) angegebenen Montierung, und zwar der Apparat Nr. 40 vom Physikalischen Staats
institut Hamburg. Von Anfang August 1934 an wurde ein ähnliches Instrument Nr. 18 782 benutzt, das von der
Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft entliehen war. Letzteres hatte eine Arretiervorrichtung, die die Ein
stellung wesentlich erleichterte.
Die Intensität der Sonnenstrahlung wurde mittels eines M i c h e 1 s o n - Aktinometers Nr. 124 (hergestellt
von Fa. G. Schulze, Potsdam) gemessen. Der Apparat war im Jahre 1929 von Prof. Dr. W. M a r teil in Linden
berg geeicht worden; eine nachträgliche Wiederholung der Eichung konnte leider nicht mehr abgewartet werden.
Die Beobachtungen wurden bei praktisch wolkenfreiem Himmel vor Sonnenaufgang mit Messung der Höhe des
Aragoschen Punktes begonnen. Bei einem Sonnenstand von 10° bis 15° Höhe wurden nach eingeschalteter Mes
sung der Sicht und Feuchtigkeit Aktionometerbeobachtungen angeschlossen, die in der von Chr. Jen sen (99,
S. 202 f.) angegebenen Weise zur Ausführung gelangten. Die Strahlungsmessungen wurden in größeren Abstän
den (eine Stunde und mehr, je nach Änderung der Verhältnisse) mit Sicht- und Feuchtigkeitsmessungen durch
setzt. Wenn einzelne Wolken in Sonnennähe kamen, oder auch hohe, sehr dünne Bewölkung auftrat, wurde die
Beobachtung unterbrochen, bis mit Sicherheit (Verwendung von Dunkelrotglas) keine Bewölkung in der Um
gebung der Sonne mehr festgestellt werden konnte. Falls Wolkenstörungen am Abend ausreichend vermieden
waren, wurde wieder der neutrale Punkt von Arago ab 15° Sonnenhöhe verfolgt.
3. Auswertung der Beobachtungen.
Sicht- und Feuchtigkeitsbeobachtungen wurden wie im I. Teil (S. 8 f.) ausgewertet.
Die Sonnenhöhen wurden nach der bekannten Formel aus der Uhrzeit (korrigiert nach dem Zeitzeichen
der deutschen Seewarte) errechnet.
Die Strahlungswerte, die sich auf absolute Smithsonian - Skala beziehen, wurden auf mittlere Sonnen
entfernung reduziert, bezüglich der Sonnenhöhen in der von Busch (79, S. 308) angegebenen Weise
zusammengefaßt und graphisch ausgeglichen. Die mit Rotfilter von 4 mm Dicke gemessenen
Intensitäten wurden um 20% erhöht wegen der durch das Filterglas bervorge-