Hans Neuberger, Beiträge zur Untersuchung des atmosphärischen Reinheitsgrades
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I. Teil.
Sichtweite, Kernzahl, Luftfeuchtigkeit und andere meteorologische Elemente.
A. Beobachtungen.
1. Beobachtungsplätze.
Bei der Wahl eines geeigneten Beobachtungsortes mit genügend reiner Seeluft schieden die ostfriesischen
Inseln und Helgoland von vornherein aus, weil sie im B ereich von Störungen durch direkten oder nahen Schiffs
verkehr liegen; von den nordfriesischen Inseln erhielt Sylt wegen der fraglos günstigsten Lage den Vorzug. —
So war zunächst im August 1932 als Beobachtungsstation Hörnum auf Sylt ausersehen worden. Diese süd
lichste Siedlung der Insel besteht aus nur wenigen Häusern. Zwei Dünen — beide ca. 25 m hoch, mit einem
gegenseitigen Abstand von etwa 1 km, die eine an der äußersten Westseite, die andere am Oststrand der Insel —
dienten als Beobachtungsplätze und garantierten bei jeder Windrichtung, daß kein Rauch aus der nächsten Um
gebung die Messungen störend beeinflussen konnte. Der selbst während der Hochsaison nur spärliche Schiffs
und Inselbahnverkehr (Autoverkehr kam mangels einer Fahrstraße nicht in Frage) konnte leicht ausgeschaltet
werden. Von beiden Beobachtungsdünen war der Ausblick nach allen Seiten hin frei. In Tabelle 1 sind die für
Hömum/Sylt in Frage kommenden Sichtziele, ihre Richtung und Entfernung zusammengestellt. Auf die Kimm
als Sichtziel (5) 3 mußte wegen der Unsicherheit der Methode (43) verzichtet werden.
Tabelle 1.
Sichtziele
Entfernung
Richtung
v. Hörnum/Sylt
Westdüne
in km
Ostdüne
1. Keitum/Sylt-Kirche
NNE
17,7
17,3
2. Kampen/Sylt-Leuchtturm . . .
N
22,2
21,5
3. Schwarze Signalwand ....
ESE u. S
1,2
1,8
4. Amrum-Leuchtturm
SSE
14,1
14,6
5. Clementis Kirche (Amrum) . .
SSE
11,9
12,3
6. Johannis Kirche (Föhr) . . .
ESE
15,0
14,5
7. Laurentii Kirche (Föhr) . . .
ESE
10,7
10,1
8. Nicolai Kirche (Föhr) ....
ESE
18,4
17,9
9. Hörnum-Leuchtturm ....
ENE
0,9
10. Hömum-Unterfeuer
SSE u. SSW
0,5
1,0
Die Entfernungen sind jeweils Meßtischblättern (1 : 25 000), teilweise auch Grundkarten (1 : 5000) entnommen
worden.
Als im Oktober 1933 die Beobachtungen wieder aufgenommen wurden, schien es aus Gründen der Ver
pflegung günstiger, Rantum auf Sylt als Station zu beziehen. Diese ebenfalls sehr kleine Siedlung liegt
11km nördlich von Hörnum und 7 km südlich von Westerland/Sylt. Wie in Hörnum wurden auch hier zwei
ca. 25 m hohe Dünen am Ost- und Westrand der Dünenkette als Beobachtungsplätze ausersehen. Durch die
Wahl möglichst erhöhter Standorte wurde erstrebt, daß die durch Zielfläche und Augenpunkt gebildete Seh
strahlpyramide in ihrer ganzen Erstreckung über der untersten Bodenluftschicht verlief, und Auge und Ziele
sich in ungefähr gleicher Höhe befanden. In Tabelle 2 sind die für Rantum/Sylt maßgeblichen Ziele nebst
Richtung und mittlerer Entfernung mitgeteilt. Wegen der geringen Distanz der beiden Beobachtungsdünen von
nur 270 m in ost-westlicher Orientierung konnte auf getrennte Behandlung der Zielentfemungen verzichtet
werden.
3 Im Text bedeuten die in ( ) stehenden Zahlen die entsprechende Literatur-Nr. des Verzeichnisses.