Hubert Tüllmann: Die Niederschlagsverhältnisse der Südsee-Inseln
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Die E 11 i c e - Atolle liegen 350—400 Seemeilen südöstlich der Gilbert-Inseln. Die Grenzwindlage und die
kurze Beobachtungsdauer des Niederschlages (4 Jahre) bestimmen den unruhigen Regenmengenwechsel ihrer
Gruppenbilder (Nr. 64a—d) auf Abb. 9. Die Gangähnlichkeit, besonders auf den oberen Inseln Nanumea (Nr.
64a) und Niutao (Nr. 64b), ist in der Gleichzeitigkeit der Beobachtungen begründet (1922—1925). Die Nieder
schlagsverteilung auf den Ellice-Inseln wird sich bei langjährigen Mittelwertreihen im wesentlichen dem Regen
gang der Gilbert-Inseln angleichen. Zum Unterschied von den Gilbert-Inseln wird wahrscheinlich das allen Ellice-
Kurven gemeinsame Märzmaximum bleiben; denn die Unterkühlung der Passat-Trift durch Auftriebwässer ist hier
unbedeutend. Im Mittel der 4 Beobachtungsjahre sinkt auch auf den Ellice-Inseln die Niederschlagsmenge auf den
oberen Inseln (Nr. 64a, b) nur in 2 Monaten, auf den unteren Inseln (Nr. 64c, d) in keinem Monat unter 100 mm
und erreicht auf allen Inseln die für Atolle ungewöhnlich hohe Jahresmenge von 2000—3000 mm.
Im australischen Monsunflügel umfaßt die Sommerregenzeit in der Regel die Monate November/
Dezember—April/Mai. Die Winterregenzeit beginnt im Mai/Juni und endet im Oktober/November. Die
Übergangsregenzeiten ergänzen sich mehr oder weniger durch Sommer- und Winterregen und wechseln
örtlich sehr stark.
Der regenreichste Monat bevorzugt bei Sommerregen den Januar, bei Winterregen den August
und bei Übergangsregen die Herbstmonate April, Mai und Juni. Dazu tritt im allgemeinen als trockenster
Monat bei Sommerregen der August, bei Winterregen der Februar und bei Übergangsregen entweder der
August oder einer der Frühlingsmonate Oktober, November oder Dezember.
ß. Der asiatische Monsunflügel.
(s. Abb. 9, Nr. 66a—67a)
Mit dem australischen Wintermonsun und dem winterlichen SO-Passat der S-Halbkugel überschreiten wir
im Mai den Äquator und gelangen in den asiatischen Monsunflügel, in dem die beiden Winde als Sommer-
m o n s u n aus SO bis W bis Oktober/November wehen. Im Luv dieses Sommermonsuns liegen die Beobachtungs
stationen des Niederschlages der Palau-Inseln und Marianen (Nr. 66a—67a). Es sind kleine vulkanische Inseln,
deren Gipfel die 500 m Höhe nicht erreichen (Jap, 180 m; Koror, 200 m; Guam, 388 m und Saipan, 466 m).
Die Luv- und Lee-Einflüsse auf den Niederschlag werden nur gradueller Art sein und für den Regengang kaum
Bedeutung haben; denn die Luvwinde dieser Stationen sind die relativ feuchten Sommermonsunwinde, die auch
dann den Regen bringen, wenn die Inseln niedrig sind. Wir versuchen darum — wie auf der niedrigen Insel
Ocean (vgl. S. 40) — die Abhängigkeit des Regenganges von der Häufigkeitsverteilung der feuchten Winde
nachzuweisen. Örtliche Windbeobachtungen liegen nur aus den Jahren 1909 (4 Monate) und 1911—1913 von der
Insel Jap vor (s. Tab. 2, Nr. XII). Die Häufigkeitsverteilung der im Sommerhalbjahr (Mai—Okt.) auf Jap vor
herrschenden Winde und Windstillen (SO, S, SW, W, NW, K) zeigt die Windkurve auf Abb. 11, Fig. 1, darunter
steht der mittlere Regengang der auf Jap gleichzeitig gefallenen Regenmengen. Die Übereinstimmung zwischen
Regenmengen- und Regenwindkurve ist hier nicht besonders gut. Wenn wir, mit Rücksicht auf die Kürze der Be
obachtung (3 Jahre, 4 Monate), von den kleineren Abweichungen im Mai, Juni und November absehen, so bleibt
noch die ganz auffallende Tatsache bestehen, daß die Regenmenge gerade in den stärksten Regenwindmonaten
August, September und Oktober abnimmt und weit hinter der Regenwindhäufigkeit zurückbleibt. Auch die nor
malen Regengänge (1905—1924) der Palau-Inseln Jap (Nr. 66b) und Koror (Nr. 66a) auf Abb. 9 zeigen diesen
verfrühten Rückgang der Regenmenge, der in dem normalen Gruppenbild der 4—8° nördlich der Palau-Inseln
gelegenen Marianen Guam und Saipan (Nr. 67a auf Abb. 9) nicht auftritt. Auf den Marianen fällt sogar in den
Monaten August, September und Oktober mehr Regen als in den Gleichcrstationen Koror und Jap (Gleicherlage
auf Abb. 13) 111 . Zur Erklärung müssen wir annehmen, daß der Sommermonsun, besonders in seinen stärksten
Monaten August, September und Oktober, den Palau-Inseln erhebliche Warmwassermassen entreißt und sie nord
wärts verfrachtet 112 . Der abnehmenden relativen Luftfeuchtigkeit am meteorologischen Äquator entspricht dann
der starke Rückgang der Regenmengen auf den Palau-Inseln und der zunehmenden relativen Luftfeuchtigkeit nörd
lich des meteorologischen Äquators der gewaltige Anstieg der Regenmengen auf den Marianen.
Im Winterhalbjahr unterscheidet sich der Regengang auf Koror (Nr. 66a) von dem auf Jap (Nr.
66b) durch die sehr viel höheren November- und Dezembermengen. Nach R. Westermann 113 nehmen die Palau-
Inseln im November/Dezember noch teil an dem Sommermonsun der S-Halbkugel, der auf Jap den Regenmengen
abfall ein wenig hemmt, auf Koror eine zweite zweimonatige Regenzeit angliedert.
111 Gruppenmittel des Niederschlages (1905-—1924) in mm:
Jan. | Febr. |
März
April
| Mai
Juni
Juli
Aug.
Sept.
! out.
Nov. j
Dez.
Marianen
55 85
81
n
88
149
313
i 430
379
I 339
213
in
Koror
223 170
169
169
253
333 j
454
380
252
237
380
432
Jap
167 149 ;
159
137
272
276
420
i 396
j 327
1 263
245
231
112 Yg] Dampferhandbuch für den Stillen Ozean; Deutsche Seewarte, Hamburg 1922, S. 72f., Tafel VI mit Tafel V.
113 R. Westermann, Der meteorologische Äquator; a. a. O., Tafel 1.