Hubert Tüllmann: Die Niederschlagsverhältnisse der Südsee-Inseln
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Herbstregenmengen dieser Stationen sind absolut gesehen im allgemeinen nicht größer als die der Sommer- und
Winterregenstationen 0- und W-Neuguineas. Sie treten nur deshalb maximal auf, weil ihre Beobachtungsstationen
zum Luv und Lee des normalen Sommer- und Wintermonsuns eine Grenzstellung einnehmen und darum die zu
sätzlichen Sommer- und Winterregen nur eine mittlere Höhe erreichen 100 .
Von Juni bis Oktober beherrscht der Wintermonsun das ganze australische Monsungebiet. In
seinem Luv fällt die größte mittlere Monatsmenge des Monsungebietes, 750 mm im Junimittel der Tami-Insel
(Nr. 54b), in seinem Lee die kleinste mittlere Monatsmenge des Monsungebietes, 9 mm im Augustmittel von Port
Moresby (Nr. 54h). Im Sommermonsun beträgt das höchste Monatsmittel im Luv nur 567 mm (Nr. 63b,
Rendova; Januarmittel), das geringste Monatsmittel im Lee noch 84 mm (Nr. 54a, Wareo - Sattelberg Kuppe -
Finschhafen - Simbang; Februarmittel). Die entsprechenden mittleren Extreme der Monatsmittel sind im Winter
monsun 600 und 110 mm, im Sommermonsun 365 und 170 mm. Der Unterschied der Luv- und Lee-Gegensätze
ist in dem Unterschied der Monsune begründet. Der Wintermonsun muß in seiner Richtung beständiger sein als
der Sommermonsun, um so gewaltige Luv- und Lee-Extreme hervorbringen zu können. Nach den Karten von
W. Werenskiold weht er von Juni bis November im ganzen Monsungebiet immer aus SO—OSO, während der
Sommermonsun in seiner Richtung von W bis NO schwankt. Der Wintermonsun muß auch eine größere Ge
schwindigkeit haben als der Sommermonsun, um im Luv der Inseln bei geringerer absoluter und relativer
Feuchtigkeit die größere monatliche Niederschlagsmenge zu liefern. In Port Moresby hat der Wintermonsun die
maximale mittlere Windgeschwindigkeit von 10,8 m/s, der Sommermonsun die minimale von 5,4 m/s 101 . Die
durchschnittliche Geschwindigkeit beträgt im Winterhalbjahr (Mai—Oktober) 9,0 m/s, im Sommerhalbjahr
(November—April) 7,0 m/s.
Die starre Einseitigkeit des trockenen Wintermonsuns beschränkt den Winterregen auf die von O bis S
gegen ihn aufragenden Gebirgshänge bis zu einer Höhe von rund 2000 m 102 und die unmittelbar vor diesen Ge-
birgshängen gelegenen Windstaugebiete.
In dem von Hüon Golf, Bismarck-Archipel und Salomonen abgeriegelten Meeresraum gerät der Winter
monsun in die erste Sackgasse. Die hohen Gebirgsfesseln hemmen seinen Lauf. Die nachdrängenden Luftmassen
pressen ihn in die Höhe. Der mitgeschleppte Wasserdampf befreit sich in den Steiggebieten durch Kondensation.
Der Winterregen ist am Hüon Golf (Nr. 54a—d) und in den Salomonen (Nr. 63d) durch Beobachtungen nach
gewiesen und kann für die gebirgige SO-Seite von Neupommem im Bismarck-Archipel als sicher angenommen
werden. Die absolut größte Winterregenmenge (Mai—Oktober: 3436 mm) hat die kleine Insel Tami (Nr. 54b)
am Hüon Golf. Sie liegt vor der Küste in der Stauzone des stärksten Luftaufstieges, der an Küste und Hang
selbst durch Reibung gedämpft wird 103 . Am Hüon Golf zeigen alle Bilder ein übereinstimmendes, dreihöckeriges
Wintermaximum mit den Gipfelmonaten Juni, August und Oktober. Die gleichen Ausbuchtungen wiederholt der
SO in Port Moresby, während der SO in Herbertshöhe gerade die Zwischenmonate Juli und September heraus
stülpt (vgl. Abb. 11, Fig. i 104 ). Die Ursache der Windhäufigkeitsschwankung liegt in der Windpendelung
zwischen SO und OSO. Port Moresby (Nr. 54h) ist für den SO, Herbertshöhe (in Nr. 60c) für den OSO zu
gänglicher. Daraus folgt für den Hüon Golf, daß der Wintermonsun, wie in Port Moresby, aus SO günstiger auf-
trifft als aus OSO. Von den drei Gipfelmonaten Juni, August und Oktober hat der extreme Wintermonat August
in den Küsten- und Hangstationen (Nr. 54 a, c, d) die größte Regenmenge, entsprechend der größten SO-Häufig-
keit, in der Stauzone vor dem Hang (Nr. 54b, Tami-In.) aber die kleinste Regenmenge, die absolut gesehen um
rund 250 mm unter der Juni- und Oktobermenge liegt. Ich kann diesen starken Rückgang des August-Nieder
schlages nicht erklären. Gerade im August sollte man in der Stauzone ein starkes absolutes Maximum erwarten;
denn im August hat der häufigste SO die größte Geschwindigkeit, und mit zunehmender Geschwindigkeit wächst
die Reibung der aufsteigenden Luft an Küste und Hang und damit die Stauung der Luftmassen. In der Winter
regenstation der Salomonen Kau Kau (Nr. 63d) fehlt für die Deutung der Maximumform die lokale Wind
beobachtung.
Auf der S-Seite von Neuguinea öffnet sich dem Wintermonsun der Papua Golf und führt ihn gegen das
unübersteigbare Hindernis der Zentralkette, gegen das er vergeblich anrennt. Unter wiederholtem Aufstoßen
tastet er auf der Gebirgswand westwärts und findet erst am Vogelkopf den Durchgang zum Äquator. Dann und
wann schlüpft er am Vogelkopf als warmer und trockener SW über die niedrigsten Stellen der Wasserscheide
in die Geelvink-Bai und ist als SW-Föhn auf den Schouten- und Padaido-Inseln am Ausgang der Bai, unter dem
100 Die geringen Frühlingsregen wurden auf S. 37 erwähnt und erklärt.
101 Mittlere Windgeschwindigkeit (6 Jahre; 9 a. m.; m/s) in Port Moresby: (Lit. Nr. 7, S. 218).
Jan. | Febr. ) März j April ! Mai I Juni | Juli j Au 1 ::. I Sept. ! Okt. 1 Nov. ! Dez.
K, 4 I 6, 9 I 8,4 | 6,6 | 8, 6
102 C. Braak, Klimakunde; a. a. O., S. 94.
10. 8
10,
8. 2
7, 1
7, 3
103 C. Braak, Klimakunde; a. a. O., S. 95.
104 Mittlere Häufigkeit (%) d. SO-Windes in Pt. Moresby (Lit. Nr. 7, S. 218) u. Herbertshöhe (Lit. Nr. 5, S. R 112):
1 Jan.
| Febr. | März
April | Mai
1 Juni i
Juli
1 Atiir.
1 Sept.
1 Okt.
Nov.
Dez.
Pt. Moresbv
11
I 2 I 11
38 I 56
I 71
75
| 83
75
1 80
| 64
| 27
Herbertshöhe
8
¡35
8 i 54
78
81
1 74
76
«7
64
1 31