Hubert Tüllmann: Die Niederschlagsverhältnisse der Südsee-Inseln
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südlich des Äquators überfluten die kontinentale und maritime Luft als Sommermonsun aus W bis NO die hohen
Monsun-Inseln Neuguinea, Bismarck- und Salomo-Inseln und überwehen die niedrigen Monsuninseln der Ellice-
und Gilbert-Gruppe. Im Nordsommer werden der Wintermonsun Australiens und der SO-Passat der süd
pazifischen Antizyklone vom asiatischen Monsuntief über den Äquator gezogen und verdrängen auf ihrem Wege
bis zur Einmündung in das asiatische Tief als Sommermonsun den NO-Passat der N-Halbkugel. Südlich des
Äquators stößt der Wintermonsun aus SO auf die sommerlichen Leeflanken der hohen Monsuninseln, nördlich
des Äquators trifft der Sommermonsun aus W bis SO auf die winterlichen Leeseiten der Marianen und Palau-
Inseln. Beim Monsunwechsel (Frühling und Herbst) schlüpfen die umlaufenden Winde des über die Monsun
inseln pendelnden äquatorialen Luftdruckminimums auch in die, im Sommer und Winter mehr oder minder ver
steckt liegenden, Buchtwinkel und Geländenischen an den 0- und W-Enden der großen Insel Neuguinea und
kondensieren dort ihre Feuchtigkeit als Übergangsregen.
Wir haben gesehen, daß mit dem Monsun die Regenfronten und damit die Luv- und Leeseiten der hohen
Monsuninseln wechseln und so den für das Monsungebiet typischen Regengangwechsel erklären.
Wir schauen uns nun die Gruppenbilder der Monsuninseln (Nr. 53a—67a) in Abb. 9 an. Zu dem
Wechsel der Regenzeiten tritt im allgemeinen eine stark unterschiedliche Ausprägung gleicher Regenperioden. Es
ist schwierig, durch all die Einzelheiten hindurchzufinden, weil daran die spezielle Geländeumgebung der Beob
achtungsstation wesentlichen Anteil hat, und diese in der Regel nicht bekannt ist. Wir wollen versuchen, mit
Hilfe der Karten des „Mean Monthly Air Transport over the North Pacific Ocean 97 “, die noch bis 5° S reichen,
den Wechsel der Regenzeiten im einzelnen zu verfolgen, um dabei die gröbsten Unterschiede gleicher Regen
perioden zu deuten und werden hier und da ergänzend auf die wenigen örtlichen Windbeobachtungen zurück
greifen. Wir führen die Untersuchung getrennt für das australische und asiatische Monsungebiet und beginnen
mit dem größeren australischen Monsunflügel.
a. Der australische Monsunflügel.
(s. Abb. 9, Nr. 53a—65a)
Wir berücksichtigen zunächst nur die Gruppenbilder der hohen Monsuninseln Neuguinea (Nr. 53a— 56i),
des Bismarck-Archipels (Nr. 60a—62b) und der Salomonen (Nr. 63a—63d), ordnen dann die Jahresgänge der
um Neuguinea versprengten, kleineren Inselarchipele Kei- und Aru-, Schouten- und D’Entrecasteaux-Inseln (Nr.
57a—59b) in die benachbarten Regengebiete ein und erklären zuletzt die Gruppenbilder der niedrigen Korallen
atolle der Gilbert- und Ellice-Inseln (Nr. 64a—65a).
Im Oktober und November ist der Sommermonsun der Südhalbkugel noch nicht entwickelt. Beide
Passate enden im Oktober, teilweise schon im September, nördlich Neuguineas in einem zyklonalen Wirbel; denn
das erwachende asiatische Hoch nimmt sie nicht mehr auf. Im November liegen die Passatenden nördlich Neu
guineas in unmittelbarer Nähe des Äquators und verkrampfen sich zu einer Konvergenzlinie. Der SO-Passat
(= australischer Wintermonsun) beherrscht noch in beiden Monaten das australische Monsungebiet. Nach den
Gruppenbildern des Niederschlages (Nr. 53a—-65a auf Abb. 9) ist jedoch der Monsunwechsel im November schon
in vollem Gange. Die Sommerregen beginnen; die Winterregen enden; die Frühlingsregen formen ein mäßiges
Übergangsmaximum oder verfrühen den Anstieg der Sommerregen (vgl. besonders West-Neuguinea, Nr. 56a—e
und 56h—i). Auf den Nordseiten der hohen Inseln gehört der November, bei vorherrschendem Sommerregen,
in der Regel schon zur Regenmaximalzeit (vgl. 53a—g, 54e, 60a—62b auf Abb. 9 und ihre Lage auf Abb. 2),
nicht aber auf den Südseiten (vgl. Nr. 54h, Pt. Moresby, und 55a, Daru, Merauke, Okaba). Nach Braak 98 hat sich
das australische Tief schon vor Ankunft der der Sonne folgenden Tiefdruckmulde gebildet und ist im Oktober und
November durch einen Gürtel höheren Druckes über den Gewässern zwischen Neuguinea und Australien von ihr
getrennt. Damit wird der schwindende Einfluß des australischen Wintermonsuns auf den Niederschlag, besonders
auf den Nordseiten der hohen Inseln, verständlich. Die Stationen mit Übergangsregen (Nr. 54f, Samarai, 54g,
Orangery-Bay, 56a, Kaimana, 56b, Fakfak) liegen auf den S-FIängen der O- und W-Zipfel Neuguineas in un
mittelbarer Nähe des Hochdruckgürtels und haben darum nur geringe Frühjahrsregen. In Samarai (Nr. 54f),
Orangery-Bay (Nr. 54g) und Fakfak (Nr. 56b) ist der November bzw. Dezember sogar der trockenste Monat.
Bei Verbindung der beiden Tiefs bricht im Dezember der Sommermonsun aus. Als N-Wind weht er
(um 145° 0) in das offene Mündungsgebiet des Sepik und Ramu in N-Neuguinea, neigt sich westlich davon auf
NW und trifft die nach W bis N schauenden Küsten und Buchtflanken Neuguineas, östlich davon auf NO und
erreicht die nach 0 bis S streichenden Küsten Neuguineas, der Bismarck- und Salomo-Inseln. Die Begründung
für die örtlich wechselnde Größe der Dezember-Regenmenge ist bei Beachtung der Windrichtung unmittelbar dem
Gelände zu entnehmen. Insbesondere sei auf die Windlage der Sommerregenstationen mit noch relativ trockenem
Dezember hingewiesen. Das sind im Monsun aus NW: Nr. 53a (Sarmi), 53c (Hollandia) und 56h (Windesi) auf
Neuguinea, im Monsun aus NO: Nr. 63a (Kieta) und 63b (Rendova) in den Salomonen. In den zuletzt ge
nannten Salomostationen (Nr. 63a, 63b) ist die relative Trockenheit im Dezember wohl nur auf die starke Be
teiligung der Winterregen zurückzuführen, die auch in den übrigen Fällen nicht ganz ohne Bedeutung sein wird.
97 W. Werenskiold, Air Transport; a. a. 0.
98 C. Braak, Klimakunde; a. a. 0., S. R3f.