Hubert Tüllmann: Die Niederschlagsverhältnisse der Südsee-Inseln
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übergehend den Luv- und Leegegensatz, so daß die Februarmenge im Luv bzw. Halbluv Mittel-, Nord-, Ost- und
Südsamoas geringer, im Lee Westsamoas höher ausfällt als in den Nachbarmonaten oder in einem derselben.
Die örtlich wechselnden individuellen Züge der Zenital regenzeit Samoas haben ihre
Ursache in dem örtlich wechselnden Wind- und Geländeeinfluß.
Das erste Regenmaximum im November Ostsamoas wandert in Nordsamoa über den Dezember
(Nr. 28c, Sogi-Sunga auf Upolu) zum Januar (Nr. 28d, Afiamalu auf Upolu; 28b, Vaitele-Vaipoto-Mulinuu auf
Upolu; 28a, Fangamalo auf Sawaii) und in Mittelsamoa (Nr. 27b, Fatuosofia-Paepaeala-Afia-Mulifanua auf
Upolu; 27a, Iva auf Sawaii) wieder zurück zum Dezember. Die Verlegung in Nordsamoa — auf den Dezember
in der Osthälfte, auf den Januar in der Westhälfte — folgt der sommerlichen Winddrehung von SO, 0 auf N0, N,
die Rückverlegung in Mittelsamoa auf den Dezember widerspricht dieser Winddrehung. Wahrscheinlich wird hier
die Meerengenlage von ausschlaggebender Bedeutung sein. Der NO-Wind im November und Dezember passiert
die in seiner Richtung liegende und gegen SW enger werdende Insellücke Mittelsamoas mit erhöhter Geschwin
digkeit und darum geringerem Luftdruck. Die beiden Flanken Mittelsamoas, Ostsawaii und Westupolu, haben
deshalb in diesen Monaten mehr Regen als ihrer Geländelage zum NO-Wind entspricht. Der N-Wind im Januar
muß sich beim Durchwehen der Meerenge auf NO zurückkrümmen und verliert dabei an Geschwindigkeit. Die
Regenmengen sind geringer als im Vormonat. Auf der Ostseite der breitvorspringenden Insel Sawaii ist der
Rückgang relativ stärker als in Westupolu. — Nach dem Märzmaximum des zweiten Zenitstandes erfolgt der
Mengenabfall in Mittel- und Nordsamoa beschleunigt, in Ostsamoa (bes. Nr. 29b, Aleipata auf Upolu) verzögert.
Darin zeigt sich die Rückdrehung des Windes von N, NO auf 0, SO.
Die sommerliche Regenzeit Südsamoas ähnelt der Ostsamoas. Süd- und Ostsamoa liegen im Luv des
normalen SO-(0-) Passates. Die Einsattelung der Aprilmenge in Südsamoa läßt erkennen, daß der von N, NO über
0 zurückdrehende Passat die normale SO-Richtung erst im Mai einnimmt. Das relative Dezemberminimum Süd-
und Ostsamoas läßt sich aus der Sonnen- und Großwindlage nicht erklären und wird vielleicht nur eine Besonder
heit in den wenigen Beobachtungsjahren 1905—1908 bzw. 1903—1908 gewesen sein.
Ebenso unwahrscheinlich sind für den mittleren Regenfall im Jahresgang W estsamoas die große
Dezember-Januarlücke und die hohe Maimenge, die man 1906 bzw. 1907 beobachtet hat.
Der Jahresgang Pago-Pagos auf Tutuila (Nr. 32a) zeigt zum Unterschied von allen anderen Samoa
kurven die größte Regenmenge im Februar. Pago-Pago liegt nach Allen 58 in einem aufgebrochenen Krater an der
SO-Küste der kleinen amerikanischen Samoa-Insel Tutuila. Diese besondere Geländelage wird wohl die Verschie
bung des maximalen Regenmonates verursachen. Ein Berg auf der östlichen Seite der Pago-Pago-Bucht heißt
geradezu „Rainmaker“ 5 * ®.
Die winterliche Trockenzeit verläuft auf Samoa ungestört, wie das die dick gezeichneten,
sicheren Kurven der Abb. 8 zeigen. Es ist anzunehmen, daß die Störungen, die in den gestrichelten, unsicheren
Kurven dargestellt sind, bei längerer Beobachtungsdauer verschwinden, und das Regenminimum allgemein in
einem der extremen Wintermonate (Juli, Aug., Sept.) auftritt.
Auffällig bleibt dann noch in den Südsamoakurven die kleinere Regenamplitude. Südsamoa
hat im Sommerhalbjahr (Nov.—April) weniger Regen als Ostsamoa, im Winterhalbjahr (Mai—Okt.) und im
Jahresmittel mehr als jeder andere Bezirk Samoas. Die großen Winterregenmengen auf den breiten und hohen
Südflanken Samoas (2062 mm) fallen im Luv des normalen Winterpassates und sind fast doppelt so hoch wie auf
dem schmalen und wenig hohen Luvzipfel Ostupolus (1124mm). — In Nordsamoa hat die Station Afiamalu
auf Upolu, Nr. 28d, in 600 m Höhe eine bedeutend größere Regenamplitude als die tiefer gelegenen, küstennahen
Stationen. Der Einfluß der Reliefhöhe beschränkt sich hier auf die Weitung der Amplitude und erhöht die
Jahresmenge.
Zum Schluß sei noch erwähnt, daß wir zur Erklärung der verschiedenen Jahresgänge auf den großen und
hohen Samoa-Inseln die örtlichen Windbeobachtungen® 0 nicht benutzt haben. Die aus dem Luv und Lee der Be
obachtungsstationen zur Großwindlage über dem Ozean abgeleiteten Erklärungen finden nur selten die volle Be
stätigung in den lokalen Windnotierungen, weil die lokalen Winde vom Gelände beeinflußt, keinen eindeutigen
Rückschluß auf Ursprung, Bahn und Eigenschaften der in ihnen bewegten Luft zulassen. Für die Samoa-Inseln
wurde nur in einem einzigen Falle eine Übereinstimmung zwischen Großwindlage, Lokalwindhäufigkeit und Regen
menge festgestellt. Der N-Wind der Ostkapstation Aleipata auf Upolu (Nr. 29b), deren Beobachtungen von
F. Linke 61 als sehr vertrauenswürdig hervorgehoben werden, zeigt in seiner Häufigkeit im Sommerhalbjahr eine
auffallende Angleichung an den Regengang der Apia-Bucht, Nr. 28b, (dargestellt auf Abb. 11, Fig. a), obwohl
die Windbeobachtungsdauer (4 Jahre) viel kürzer ist als die der Regenmenge (20 Jahre). Die Übereinstimmung
ist darin begründet, daß der N-Wind am Ostkap als Streifwind noch geländefrei beobachtet werden kann.
58 S. Allen, Stewart’s Handbook of the Pacific Islands; Sydney 1922, S. 83.
59 S. Allen, Handbook; a. a. 0., S. 84.
50 O. Tetens und F. Linke, Das Klima von Samoa; a. a. 0., S. 103—106.
61 O. Tetens und F. Linke, Das Klima von Samoa; a. a. O., S. 106.