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Full text: 56, 1936

Hubert Tüllmann: Die Niederschlagsverhältnisse der Sudsee-Inseln 
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Der niederschlagsreiche Nordzipfel springt nach Westen zurück: und biegt dann um in die NO-Rich- 
tung. Er deutet damit die Lage und Form der asiatischen Ostflanke an und betont die innige kontinentale Abhän 
gigkeit der Monsunregen. 
In die Lücken und Winkel des Gebietes mit maximalem Monsun- und Äquatorialniederschlag dringen die 
Trockenwellen des N0- und SO-Passates ein, jene nördlich, diese südlich der nassen Äquatorial 
zone. Die gewaltige Ungleichheit in der Entfaltung und Größe der nord- und südhemisphärischen Trockenzungen 
ist so in der unterschiedlichen Lage und Form der beiden Monsunregenzipfel begründet, geht also mittelbar 
zurück auf die Lage der Monsunkontinente Asien und Australien. Die Richtung der Passate und der Passat-Triften 
aus höheren in niedere Breiten und aus kühlen in warme Meeresteile erklären die Regenarmut der ineinander lie 
genden und dicht aufeinander folgenden Nicderschlagszungen. 
Die kontinental bedingten, breitflächigen Ost-West-Unterschiede beherrschen das Bild. Die 
solaren Nord-Süd-Gegensätze werden auf beiden Halbkugeln in der Westhälfte gemildert, in der Ost 
hälfte verschärft. Der kürzeste Weg von der größten zur kleinsten Regenmenge liegt auf beiden Halbkugeln noch 
in der Normalrichtung des Passates. Im allgemeinen wächst also die Regenmenge auf der Nordhalbkugel von 
Nordost nach Südwest, auf der Südhalbkugel von Südost nach Nordwest. Im einzelnen folgt die. wachsende Regen 
menge auf jeder Halbkugel der sommerlichen Passat- bzw. Monsunrichtung 43 . 
Wir haben damit erkannt, daß an der wechselvollen Gestaltung des Mengenbildes der Südsee-Gewässer die 
angrenzenden Westkontinente und die vom Inselraum weit entfernten Ostkontinente hervorragenden Anteil haben, 
die Westkontinente durch ihre wechselseitige Erwärmung und Abkühlung, die Ostkontinente durch den mechanisch 
bedingten vertikalen und horizontalen Kaltwasserzufluß. Diese kontinentalen Einflüsse auf die Niederschlags 
menge und ihre räumliche Verteilung vermittelt der Wind; darum entsprechen den regionalen Unterschieden 
der räumlichen Niederschlagsverteilung regionale Unterschiede der Winde (besonders im Sommerhalbjahr), die 
den Südsee-Inselraum zerlegen in eine nasse Äquatorialzone, zwei feuchte Monsunflügel 
und zwei trockene Passatzungen. 
2. Das Mengenbild der Südsee-Inselwelt 
(s. Abb. 1) 
Die Inseln und Inselchen der Südsee-Inselwelt, mit Ausnahme von Neuguinea, haben auf die Mengen 
verteilung im Südseebecken selbst gar keinen Einfluß. Sie behaupten aber ihren bescheidenen Geltungsbereich 
und greifen viel aktiver und wechselvoller in den Kondensationsprozeß ein als die weite, einförmige Wasser 
fläche. Dabei heben sich die individuellen Züge der einzelnen Inseln und Inselgruppen scharf heraus, während 
die generellen zunächst nicht in die Erscheinung treten. Wir finden sie erst beim Vergleich der Land- und Wasser- 
Regenhöhen über den ganzen Inselraum. 
Die Landmittel unterschreiten die Wassermittel auf den umgebenden Gewässern an den Lee- 
küsten der größeren, hohen Inseln (z. B. Fidschi-, Samoa- und Hawaii-Inseln), übertreffen diese aber um ein Viel 
faches an ihren Luvküsten. Die durchweg kleinen Inseln Mikro- und Polynesiens haben auf den niedrigen Atollen 
(z. B. Zentral-Sporaden, Gilbert-In.) und den leewärtigen Hängen der Vulkankuppen (z.B. auf den Gesellschafts-In.) 
wenigstens soviel Regen wie die Umgebung, auf den Windseiten (z. B. Kusaie in den Karolinen) in der Regel 
mehr. Die unter dem Wassermittel liegende Menge der Atollinsel Christmas (939 mm) ist wahrscheinlich zu nied 
rig; denn das angenommene Mittel ist unreduziert und stützt sich nur auf die Beobachtungen von Juni 1917 bis 
September 1919. 
Schon einzelne dieser Küstenstationen durchbrechen den Tiefen- und Höhenrekord der Südsee- 
Gewässer. Trockener als die östlichsten Passatzungen des Kartenbildes ist der leewärtige Isthmusstreifen auf 
Maui (Hawaii-In.) mit 239 mm für die Station Kihei. Mehr als die äquatorialen Gewässer haben die in ihnen 
liegenden Küsten der Inseln Ponape und Kusaie, ferner Küstenteile und Küsteninseln windseitiger Gebirgsflanken 
der höchsten und größten Inseln, wie Neuguinea, Salomonen, Samoa-Inseln und Hawaii-Inseln. Die absolut 
größten Mengen sind auf den Neuguinea vorgelagerten unscheinbaren Küsteninseln Kikori, im Papuagolf der 
Südküste (5500mm), und Tami, am Hüongolf der Nordküste (5562 mm), beobachtet worden. 
Die verschiedenartige Wirkungsweise von Wasser und Land ist in der Anordnung des größten 
und kleinsten Jahresmittels einer hohen Insel oder Inselgruppe zu erkennen. Die Regenhöhe auf 
der Meeresfläche wächst im allgemeinen in Richtung des Passates, die der Inseln und Inselgruppen gegen die 
Passatrichtung. Der Monsun erklärt im einzelnen die Umkehrungen im Bismarck-Archipel, in den Salomonen 
und im Golf von Papua an der Südküste Neuguineas. 
Wir haben festgestellt: Die Mengenverteilung des Niederschlags der Südsee-Inselwelt richtet sich nach 
dem Wind und nach dem Relief. Der rein mechanische Geländeeinfluß der hohen Inseln oder Insel 
gruppen bewirkt eine zur Regenmenge über dem Meere entgegengesetzte Anordnung ihrer kleinsten und größten 
43 Vgl. „Die Strömungsglieder der pazifischen Luftzirkulation“ in T. Bergeron, Richtlinien; a. a. O., S. 255 (Figur 6a) u. 
S. 256 (Fig. 6b).
	        
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