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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 56. Band, Nr. 5
In diese Mengenkarte der Südsee-Gewässer ist das Mengenbild der Süds ee-Inselwelt in Form von
Niederschlagssäulen hineingestellt worden, die die mittleren Jahresmengen von küstennahen Inselstationen unter
100 m Höhe darstellen. Von mehreren Küstenstationen unter 100 m auf einer Insel oder in einer geschlossenen
Inselgruppe, z. B. Fidschi-, Samoa-, Hawaii-Inseln, wählte ich für die Darstellung die Stationen mit höchstem und
niedrigstem Mittelwert 32 . Auf der größten Insel Neuguinea sind die extremen Regenhöhen für die Nord- und Süd
küste getrennt angegoben.
Die Niederschlagskarten der großen Südsee-Inseln Neuguinea mit Bismarck-Archipel (Abb. 2),
Samoa-Inseln (Abb. 3), Fidschi-Inseln (Abb. 4), Neukaledonien (Abb. 5) und Hawaii-Inseln (Abb. 6) wurden
auf Grund der mittleren jährlichen Niederschlagsmengen von mir entworfen und gezeichnet. Bei der Isohyeten-
führung in meteorologisch wenig erforschten Inselteilen ließ ich mich von dem Grundsatz leiten, den auch Knoch
und Reichel 33 befolgt haben: Die Isohyeten sind in Anlehnung an das Relief 34 und unter
Beachtung der Windverhältnisse auch dort gezeichnet, wo nur wenige oder
gar keine Beobachtungen vorliegen; denn die Karten wollen nicht für jeden
Punkt die wirkliche Niederschlags höhe angeben, sondern nur die großen
Züge der Mengenanordnung andeuten und die vergleichende Betrachtung
über das ganze Gebiet ermöglichen 35 .
Bekannt sind die Niederschlagskarten von Neuguinea nach Braak 36 , des Kaiser-Wilhelm-Landes auf Neu
guinea von P. Braun 37 , der Samoa-Inseln von Tetens und Linke 38 , der Fidschi-Inseln von Twentyman 39 und die
Verteilungskarten einzelner Jahrgänge für die Hawaii-Inseln 40 . Eine Anlehnung an die schon vorhandenen Men
genkarten erfolgte nur in den stationslosen Gebieten auf den Samoa- und Fidschi-Inseln.
b. Die Beschreibung uncl Erklärung der räumlichen Verteilung.
1. Das Mengenbild der Südsee - Gewässer
(s. Abb. 1)
Die einförmige, weite Wasserfläche ließ ein solch bewegtes Mengenbild nicht erwarten.
Das Gebiet maximaler Niederschläge (>2000mm) beginnt im Osten mit einem von
Trockenzungen eingeklemmten schmalen Bande, das sich westwärts weitet, einen langgezogenen, keilförmigen
Streifen mit vielleicht mehr als 3000 mm umfängt, nördlich und südlich ausstülpt und die Trockenwellen ab
riegelt. Mit Ausnahme der ausgestülpten Zipfel beschränkt sich der Regenreichtum auf die zwischen den Passaten
gelegene Äquatorialzone 41 . Quer über diese nasse Äq uatorialzone spannt sich, in halbjährlichem Rhyth
mus, von Asien nach Australien und von Australien nach Asien, das in der Sommerhälfte feuchte Monsun
band, dessen Kerngebiet in jenen Zipfeln ausgeprägt ist.
Auffallend ist das weite Vordringen des Südzipfels, unmittelbar südlich der äquatorialen Trocken
zunge, in das Passatgebiet der Südhalbkugel und ebenso auffallend das deutliche Abrücken dieses Südzipfels vom
australischen Kontinent. — Östlich des 180. Längengrades dreht im Südsommer der SO-Passat unter dem Ein
fluß des australischen Monsuntiefs auf NO. Er ist in niederen Breiten über kühlem Wasser 42 warmtrocken und
bedingt die sommerliche Regenarmut der äquatorialen Trockenzunge, in höheren Breiten über wärmerem Wasser
dagegen warmfeucht und erklärt die starke Ausbuchtung des Regenreichtums. Die SO-, O-Richtung des Sommer
passats über den Gewässern Ostaustraliens und der ablandige, völlig trockene Wintermonsun um Ost- und Nord
australien verursachen das Abrücken des regenreichen Südzipfels vom australischen Kontinent.
32 Im Luv auf Maui (Hawaii-In.) ist die Station Punaluu, 222 m hoch, die niedrigste Station der Steilküste.
33 K. Knoch u. E. Reichel, Verteilung u. jährl. Gang d. Niedersehl, in d. Alpen; Veröffentl. d. Preuß. Met. Inst., Abh.
Nr. 6, Bd. IX, Berlin 1930, S. 14.
34 Gute Höhenschichtenkarten liegen vor von Neuguinea mit Bismarck-Archipel (s. Lit. Nr. 37, S. 265) u. v. Neukaledonien
(s. Lit. Nr. 48, S. 241). Das Relief der Hawaii-Inseln wird auf der Spezialkarte v. Berthrong (s. Lit. Nr. 59) durch Schummerung
nur unbestimmt wiedergegeben. Als Arbeitsblätter sind hier die dem Quellenwerk (s. Lit. Nr. 25) entnommenen Stationskarten
benutzt worden. Ihre hydrographischen Angaben mit den Höhenzahlen der Stationen vermitteln einen besseren orographischen
Überblick.
35 Im Innern Neuguineas wurden bei der Zeichnung der Isohyeten die Angaben Geislers (s. Lit. Nr. 42, S. 52) beachtet:
0—1000 m: erschlaffende Hitze und erschlaffende Feuchtigkeit.
1000—2000 m: erschlaffende Hitze und maximale Feuchtigkeit.
2000—2500 m: Abkühlung bis 3° C beobachtet u. trockener, (Wald).
2800—3000 m: Nebel u. Rhododendronvegetation.
über 3000m: alp. Grasfluren u. Geröllfelder; Schneegestöber mit Regen u. Hagel untermischt; Winde wehen mit großer Gewalt,
bei 4490 m: Schneegrenze, die auf den einzelnen Gipfelhöhen schwankt.
38 C. Braak, Klimakunde v. Hinterindien u. Insulinde; in Köppen-Geiger, Handbuch d. Klimatol. Bd. IV, Teil R, Berlin
1931, S. R 8—16.
37 P. Braun, Das Kaiser-Wilhelm-Land; Koloniale Rundschau, Heft 5—6, Berlin 1932, S. 147.
38 O. Tetens u. F. Linke, Das Klima v. Samoa; Abh. d. Kgl. Ges. d. Wiss. zu Göttingen, Math. Phys. Klasse, Neue Folge,
Bd. VII, Nr. 4, Berlin 1910, Tafel 1, S. 114.
39 In G. Schott, Niederschlagsmengen; a. a. O., S. 9.
40 U. S. Department of Agriculture, Weather Bureau, Summary . . . and Climatological Data .. .; a. a. O.
41 Vgl. „Die Windgebiete der Weltmeere“ in W. Koppen, Grundriß; a. a. O., Tafel IX.
42 G. Schott, Niederschlagsmengen; a. a. O., S. 10f.