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Full text: 56, 1936

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 56. Band, Nr. 4 
7. Die Außenküste der Fjordzono. 
Eine Eigentümlichkeit der Fjorde besteht darin, daß die großen Tiefen des Inneren sich nach dem 
offenen Ozean zu nicht fortsetzen, sondern unterbrochen werden durch die Zone des Festlandschelfes, an 
dessen Außenrand dann erst der Abfall zu den großen Tiefen des Ozeans erfolgt. Diese seichte Schelffläche 
bildet also im Verlauf des Fjordprofils die Ausgangsschwelle, die ein wesentliches Merkmal der Fjorde 
darstellt (vgl. 7, S. 215/16; 10, S. 6). 
Auf dem skandinavischen Schelf lassen sich jenseits der Ausgangsschwelle untermeerische Fortsetzun 
gen der Fjordtäler in Gestalt von tieferen Rinnen feststellen, die in die breite Schelfplatte (die hier bis zu 
Tiefen von 400 m reicht: 23, S. 52/53) eingesenkt sind und mit 300 m bis 500 m Tiefe den Verlauf des 
Schelfrandes unterbrechen (vgl. 7, S. 232/33; 13, S. 544). 
An die hohe Gebirgskiiste des skandinavischen Festlands- und Inselgebietes aber schließt sich die 
„strandflade“ an, eine Zone von niedrigen Inseln und Klippen, die in geringer Tiefe auf einer unternieeri- 
schen Plattform auf sitzen. Sie setzen sich z. T. als niedrige Küstenplattform, die scharf gegen die steilen 
Gebirgshänge abgegrenzt ist (23, S. 105), auf dem Festlande bis zu 30—40 m Höhe fort (23, S. 52). An ihrem 
Außenrand gegen den Schelf hin wird die norwegische „strandflade“ durch einen Gefällsknick, eine Stufe, 
begrenzt, die auf Nansens Profilen (23, PI. XII—XVII) deutlich hervortritt. Gegliedert wird die Strand 
fläche durch eine große Anzahl tieferer Rinnen, die als Fortsetzungen der Fjorde durch dieses flache 
Gebiet hindurchsetzen. Diese Rinnen sind nach Nansen ein Beweis dafür, daß die Strandfläche erst nach 
den Fjorden durch marine Abrasion, unterstützt durch Frostverwitterung, entstanden ist (23, S. 104/105). 
Die große Breite dieser Abrasionsfläche (die im Gebiet von Romdalen—Lofoten 40—50km beträgt: 23, S; 
51) erklärt sich durch postglaziale isostatische Schwankungen, die mehrere Senkungsphasen hervorriefen 
(23, S. 104). 
Es ergibt sich nun die Frage, ob und in welcher Weise diese verschiedenen Formen auch im Be 
reich der südchilenischen Fjordküste anzutreffen sind. 
1. Die Ausgangsschwelle vor den Fjordmündungen ist überall zu beobachten und liegt stets unter 
100 m. Nur die breiten Ausgangsgebiete der drei größten Fjordsysteme: Moraleda-Kanal (Corvocado- 
Golf), Messier-Kanal (Peñas-Golf) und Magellanstraße erreichen über 100 m Tiefe; aber auch hier ist 
eine deutliche Schwelle ausgeprägt, die das innere Fjordbecken von dem ozeanischen Tiefenbecken trennt. 
2. Das Gebiet des Festlandschelfes ist im Bereich der südchilenischen Fjordküste noch zu wenig 
bekannt, um mit Sicherheit feststellen zu können, ob untermeerische Rinnen darauf vorhanden sind. Tiefe 
Rinnen wie im skandinavischen Gebiet, kommen jedenfalls nicht vor, und nach den bisherigen Ver 
messungen lassen sich — außer den „Mündungstrichtern“ — jenseits der Ausgangsschwellen keine unter- 
meerischen Fortsetzungen der Fjorde erkennen. Diese Mündungstrichter jedoch erreichen nirgendwo die 
200-m-Tiefengrenze und unterbrechen den ziemlich einheitlichen NSlichen Verlauf der 200-m-Isobathe 
nicht; sie sind daher mit den Rinnen des norwegischen Schelf es nicht zu vergleichen. 
3. An Stelle der skandinavischen Strandfläche zieht sich an der Gebirgsküste des südchilenischen 
Inselgebietes eine Zone von kleinen Klippen und Inselchen entlang, zwischen denen die Wassertiefe ge 
ring ist und die nach Westen hin von der 40-m-Isobathe begrenzt werden. Diese Klippenzone wird — wie 
die skandinavische „strandflade“ — von den Mündungen der größeren Fjorde unterbrochen. Welche Höhe 
aber diese Inselchen besitzen, läßt sich an Hand der Karte nicht feststellen; auch aus den Berichten geht 
nicht hervor, ob das Gebirge wie in Skandinavien gegen die Klippenzone scharf abgesetzt ist, oder ob die 
Höhen allmählich abnehmen. 
Untersucht man nun die Verhältnisse in den einzelnen Abschnitten der Außenküste genauer (vgl. 
S. 216—228 der Originalarbeit), so lassen sich zu den obigen Feststellungen noch folgende Beobachtungen 
hinzufügen: 
1. Die stets vorhandene Mündungsschwelle steht in ihrer Gestaltung in Beziehung zu den Breiten- 
und Tiefenverhältnissen der Fjorde und Fjordkanäle (vgl. Tabelle 2). Ob diese Schwelle aus Moränen 
material oder aus festem Gestein besteht, läßt sich — auch mit Hilfe der Bodenproben — nicht mit 
Sicherheit entscheiden. Wahrscheinlich summieren sich diese beiden Faktoren, worauf auch die größere 
relative Höhe der Ausgangsschwelle im Vergleich zur relativen Schwellenhöhe innerhalb der Kanäle hin 
weist. Sicher ist jedenfalls, daß in diesem Gebiet das mitgeführte Moränenmaterial von den diluvialen 
Gletschern abgelagert wurde.
	        
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