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Full text: 56, 1936

Inge Paulsen: Das südchilenische Fjordgebiet 
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I. Einleitung'. 
Unter den Küstenformen der Erde bietet kaum eine zweite durch ihre morphologische 
dem Wissenschaftler so viele Probleme wie die tief in das Festland eingreifenden Meeresarme 
küste. Sie hat daher auch schon früh das Interesse der Forscher erregt. Trotzdem stehen 
heute noch sehr verschiedene Anschauungen gegenüber, sowohl was die Definition des Begriffes „Fjord“ 
und die Abgrenzung verwandten Küstenformen gegenüber als auch was die Erklärung des morphologischen 
Formenschatzes anbetrifft. Es beruht das vor allem darauf, daß die einzelnen Fjordgebiete der Erde mit 
Ausnahme Norwegens, Islands und einzelner grönländischer Fjorde noch wenig bekannt sind, da ihre Lage 
in den hohen Breiten und ihr stark verzweigtes System von engen Kanälen und Meeresarmen eine gründ 
liche Durchforschung sehr erschweren. 
Eine umfassende Behandlung des gesamten mit dem Begriff „Fjord“ verbundenen Fragenkreises 
kann erst dann erfolgen, wenn eine genauere Untersuchung sämtlicher Fjordküsten der Erde durchge 
führt ist. Die nachfolgende Arbeit soll einen Beitrag zu einer solchen Untersuchung darstellen, indem sie 
die bisherigen Kenntnisse des südchilenischen Fjordgebietes zusammenfaßt und versucht, ein Bild des 
morphologischen Formenschatzes dieser Küste zu gewinnen. 
Es wird dabei bewußt Verzicht geleistet auf eine Darstellung der übemieerischen Teile, da sie nicht 
hinreichend bekannt sind, um ohne Spezialstudien an Ort und Stelle eine genauere Untersuchung zu ge 
statten. Lediglich die Richtungssysteme sowie das Bodenrelief sollen zum Gegenstand der Untersuchungen 
gemacht werden, da nach Dinse die untermeerischen Formen für die Fjordmerkmale von wesentlicher Be 
deutung sind. „Das eigentlich Charakteristische der Fjorde sind nicht die Teile über dem Wasser, sondern 
die vom Wasser bedeckten Formen, die Tiefenverhältnisse.“ (7, S. 213 1 .) 
Um eine Übersicht der Tiefenformen zu erlangen, wurden nach deutschen, chilenischen und engli 
schen Seekarten die Isobathen der Fjorde gezeichnet und eine Tiefenkarte entworfen 2 . Dabei ist zu be 
rücksichtigen, daß die Isobathen infolge der geringen Dichte der Lotungen nur einen annähernden Ge 
nauigkeitswert besitzen und daß im Inneren der Fjordkanäle, wo meistens nur eine Lotungsreihe in 
der Mitte des Fahrwassers vorhanden ist, nur der mutmaßliche Verlauf der Tiefenlinien gezeichnet wer 
den konnte. Aus demselben Grunde mußte — mit Ausnahme des Reloncavi-, Baker- und Otway-Fjordes — 
von Querprofilen abgesehen werden. 
Auch die Küstenumrisse weiter Gebiete sind nur ihrem allgemeinen Verlaufe nach bekannt. Wenn 
trotzdem in dieser Arbeit an Hand der Karte Messungen ausgeführt werden, so geschieht das zu dem 
Zweck, einen Vergleich zu ermöglichen. Die angeführten Zahlen sind also stets nur als Durchschnitts 
werte anzusehen, ebenso wie die Winkel, die den Richtungsverlauf der Fjorde angeben. 
Gestaltung 
der Fjord 
sich auch 
1 Die Zahlen geben die Nummern des Literaturverzeichnisses an. 
2 Vgl. die der vollständigen Arbeit beigefügte Kartenmappe (hinterlegt in der Geographischen Anstalt Jena).
	        
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