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Full text: 56, 1936

Gerhard Isbary: Das Inselgebiet von Araeland bis Rottumeroog 
(XIV) war sie nur noch 2,5 km lang. Bis 1839 waren Noorderrif und Laag Plaat völlig verschwunden, und die 
NWL hatte sich auf 45 m der HWL genähert. Der Inselkern veränderte sich in diesen 30 Jahren jedoch wenig. 
Bis 1865 hatte er nur um etwa 150 m abgenommen. 
Seit 1825 bildete sich dafür im NW ein neues Riff 112 , die Rottumerplaat. 1892 teilt Blink 113 mit, daß 
auf ihr von 1872 an Dünenbildung stattfand, wovon 1888 nichts mehr zu sehen war. Von 1861 bis 1886 nahm 
der Weststrand wieder um fast 300 m ab. Bei einer Sturmflut im Jahre 1887 mußte das zweite Haus, das sich 
schon im äußersten W der Insel befand, wieder schleunigst geräumt werden. Ein drittes Haus wurde 1300 m nord- 
ostwärts auf die östlichsten Dünen gestellt. Es war demnach die vorangegangene Zeit eine Periode verstärkten 
Abbruches, obgleich von gelandeten Riffen, die über das Schild gekommen wären, nichts bekannt ist. Bis Ausgang 
des 19. Jahrhunderts waren neben künstlichen Dünenanlagen noch ein größeres Gebiet sekundärer Dünen aus 
dem Erbe der Altinseldünen, von denen ein Teil ihres Materials mit nach O gewandert war, vorhanden. Es gab 
daher im NW und W noch Dünen von 11 bis 13,5 m Höhe; heute dagegen nur mehr von 6 bis 7 m Höhe. Von 
ihnen und den Sanddeichen wurden kleinere Depressionen eingeschlossen, die als Gartenland und Weide dienten; 
in einigen hatte sich auch Niedermoor gebildet. Der Vogt hatte so Gelegenheit, ausgiebig Vieh zu halten und 
Kartoffeln und Gemüse für den eigenen Gebrauch zu pflanzen. Venema 114 berechnet in den 60er Jahren 25 ha 
Nutzfläche innerhalb der Dünen. Im Schutze der Dünen lagerte sich im SO mehr oder weniger mit Sand ver 
setzter Klei ab, an einigen Stellen bis zu 30 cm mächtig. Diese Schichten, anfänglich von Dünen überfahren, 
treten auf dem Weststrand durch dauernden Abbruch wieder zutage. 
Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ist eine Gliederung in der Ostbewegung nicht mehr zu erkennen. Der 
Abbruch im W erfolgt seitdem gleichmäßig schnell. 1916 mußte das dritte Vogthaus aufgegeben werden; das 
neuerbaute vierte Haus war 1930 schon wieder derart gefährdet, daß auf dem östlichsten Sanddeich ein fünftes 
Haus errichtet wurde. 1933 waren vom vierten nur wenige Trümmer mehr zu sehen. Die HWL, die 1924 noch 
1200 m vom Standplatz des fünften Hauses entfernt war, hatte sich bis 1933 schon auf 700 m genähert. In 
neuerer Zeit sendet das Schild ein neues Riff nach O, die Robbeplaat, die vermutlich bald landen wird. Im O 
hat die Insel sich bedenklich der Westerems genähert. Das Hubertgat ist dadurch in seinem oberen Verlauf sehr 
eingeengt worden. Der weitere Ablauf dieser Entwicklung scheint sich aber weniger auf eine Auflösung Rottumer- 
oogs in der Westerems zu richten, als auf eine verstärkte Gefährdung Borkums an der WSW-Seite 115 . Die Ab 
nahme des Strandes dort und die Verwüstungen, die jüngste Sturmfluten dort anrichten konnten, scheinen auch 
in der ungehemmten Ostwanderung Rottumeroogs ihren Ursprung zu haben. Seit 1568 (I) ist die Westerems 
wenigstens 300 m dem Borkumer Turm näher gerückt. Wäre nicht Borkum weitgehend künstlich festgelegt, so 
hätte T h i j s s e 116 sicher recht, wenn er die Möglichkeit erwähnt, daß bei fortdauernder Ostwanderung aller 
den Gezeiten unterworfenen Küstenformen einmal das Schild in den Bereich der Westerems gelangen müßte und 
dann zu einem Gat des Emssystems würde — eine Möglichkeit, die Jessen, der ja die Meinung vertritt, daß 
die Verlegung der Gezeitentiefs nur auf eine Anpassung an die Änderung der maximalen Flutstromrichtung inner 
halb der Nordsee zurückzuführen ist, bestreitet 117 . „Eine nochmalige Verlegung ihrer Mündung (der Ems) ist 
den Gezeiten- und Küstenveränderungen nach nicht zu erwarten.“ 
Die Rottumerplaat und die Boschplaat zwischen Lauwers und Schild haben sich in den letzten Jahren 
dauernd vergrößert. Sie sind heute so nahe aufeinander zugerückt, daß sie nur noch von einem wenige 100 m 
breiten Gat getrennt sind. Seit 1916 besteht auf der Rottumerplaat Dünenbildung. 1933 befand sich dort ein fast 
kreisrundes Dünengebiet von rund 100 m Durchmesser. Im NW lagen, als Kliff angeschnitten, 3 bis 4 m hohe 
Helmdünen. 200 m östlich des Dünenkerns haben sich neuerdings dicht gescharte Triticumschilde gebildet, die 
eine Erweiterung des Dünengebietes erwarten lassen. Der Zusammenschluß der beiden Platen würde die Ent 
stehung eines neuen Rottumeroog, fast an der gleichen Stelle wie das alte, bedeuten, eine Bestätigung der Ansicht, 
daß die Ostwanderung innerhalb der Inselkette nicht nur einzelne Glieder auflöst, sondern auch neue wieder 
aufbaut. 
4. Zusammenfassung. 
Seit langem geht die Auseinandersetzung innerhalb der Küstenforschung um die Frage nach der Entstehung 
der friesischen Inselketten. Unsere geringe Kenntnis des Untergrundes der Inseln und Platen gibt bisher mehreren 
Theorien Raum. So schwierig die Entscheidung bei allem Für und Wider ist, so lassen sich für das Gebiet der 
westfriesischen Inseln einige unumstößliche Tatsachen nicht umgehen, die bei einem selbständigen Aufbau der 
Inselkette ohne Zusammenhang mit dem Hinterland keine Erklärung finden. Einmal hat der Dünenwall von den 
Helder bis Vlieland ten Oosten noch im Altertum, z. T. bis in das Mittelalter hinein, zusammengehangen. Weiter 
hin verdanken die ältesten Gaten, das Vliegat, das Boorndiep, das Lauwersgat und das Gat der Fivel (das Alter 
112 van den Berg, Nr. 12, S. 148. 
113 Nr. 21, S. 399. 
114 Nr. 107, S. 382. 
115 Über die Gefährdung Borkums im NW von der Strandbalge aus, vgl. Behrmann, Nr. 13. 
116 Nr. 104, S. 194. 
117 Nr. 56, S. 81.
	        
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