Skip to main content

Full text: 56, 1936

46 
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 56. Band, Nr. 3 
Hubertplaat zu suchen sein, während ostwärts ein altes Borkum begann. Wann das Fivelgat in Beziehung zum 
Emssystem trat, wissen wir nicht. Jessen 107 nimmt an, vor der Entstehung des Dollart (um 1413). 1541 
befanden sich schon auf dem Ostende Rottumeroogs zwei Kapen, „om de Wester Eemse in te zeyle“ 108 . Die Tat 
sache, daß es dann bis in das 19. Jahrhundert hinein gedauert hat, bis die Hauptstromrinne sich von der Oster 
ems zur Westerems verlagerte, zeigt, wie langsam die Verlegung des Mündungsgats vor sich gegangen ist. 
Kartographisch deutlich gemacht werden kann die Verschiebung Rottumeroogs durch Vergleich der Insel 
umrisse von 1933, 1931, 1924, 1897, 1854, 1837, 1809, 1805, 1770, 1606 und 1568 (Karte 22, T. 6). Die Möglich 
keit, bis 1770 (IX) verläßlich zurückzugehen, ist durch die mehrfache Verlegung des Vogthauses, des Emder 
und des Groninger Kaps gegeben, da die Lage des jeweils älteren Hauses und der Kapen fast immer angegeben 
ist. Die Inselumrisse von 1770, in denen die beiden Kaps und das erste Haus eingetragen sind, selbst sind nicht 
genau entsprechend, sondern mehr charakterisierend für Lage und Ausdehnung aufzufassen. Die beiden älteren 
Umrisse scheinen, auch bei Berücksichtigung aller möglichen Fehler, bereits auf beginnende Wanderung im 
16. Jahrhundert zu deuten. 
Über die Geschichte der Insel in den letzten drei Jahrhunderten, die am besten neben der kartographi 
schen Darstellung die allmähliche Auflösung der Insel illustrieren kann, sind wir verhältnismäßig gut unterrichtet. 
Neben der Darstellung im Tegenwoordigen Staat 109 haben R o e 1 a n t s 110 und de B o o y 111 einiges dazu 
beigetragen, denen wir hauptsächlich folgen. Ausgang des Mittelalters gehörte Rottumeroog zu zwei Dritteln dem 
Benediktinerkloster in Rottum, südlich Usquert, dem es auch seinen Namen verdankt. Das letzte Drittel besaß 
wieder das Oldenklooster in de Marren. Nach der bereits erwähnten Segelanweisung Jan Jacobszoons 
„staet ee viercant stene huys op dat west eynde naest en uyt middel van de lande staet een olde kerc“. Es scheint 
also neben dem Dorf noch ein Herrenhaus gegeben zu haben. Nach der Säkularisation kam die Insel an die 
Groningischen Staaten, die bis 1659 die Insel unter Vorbehalt des Strandrechtes verpachteten bzw. verpfändeten. 
1632 brachte die öffentliche Verpachtung noch jährlich 135 Carolus Gulden auf. In jener Zeit bestand das Dorf 
noch. So wurde 1628 ein Schulmeister eingesetzt, der neben dem Lehramt an Sonn- und Festtag den Gottesdienst 
leitete. Ein Pfarrer war demnach nicht mehr vorhanden. 1659 wurde die Insel für 7310 Car. Gulden an den Jun 
ker Schotto Tamminga verkauft. In den folgenden Jahren wechselte der Besitz der Insel durch Vererbung oder 
Verkauf mehrfach. 1707 ging er an den Grafen Clancarty über, einem geflüchteten irischen Jakobiten und 
Kammerherrn Jakobs II. Schon vor seiner Zeit hatte die Zerstörung der Insel begonnen. Das Schild näherte sich, 
ein Riff vor sich herschiebend, dem Westufer. Von der eingepreßten Rinne ging die Auflösung im NW aus. Als 
die gewaltige Flut vom Jahre 1717 hereinbrach, vollendete sie nur lange schon Angelegtes. Der Graf und alle 
Bewohner mußten ans Festland flüchten. Die meisten scheinen danach nicht mehr zurückgekehrt zu sein. Dem 
Grafen wurde die Schuld an der Katastrophe beigemessen. Er habe schlecht für die Erhaltung der Insel gesorgt; 
gewiß zu Unrecht, denn das drohende Unheil war damals durch Menschenkräfte nicht mehr aufzuhalten. 1728 ver 
kaufte Clancarty die Insel an einen Dokkumer Kaufmann, der sich erbot, der Zerstörung Einhalt zu tun, mehr 
Häuser zu bauen, damit dort mehr Menschen leben könnten, und die Insel überhaupt zu vergrößern. Doch auch 
er konnte nichts gegen den Ablauf der natürlichen Entwicklung tun. 1738 kauften die Staaten von Groningen, 
da wieder ein großes Stück der Insel im W weggespült war, in Sorge um ihren Bestand die Insel für 4612 Car. 
Gulden zurück — eine Wertminderung um rund 40% gegenüber 1659! Sie setzten 1741 einen Vogt ein, der für 
die Bergung des Strandgutes und für Helmbepflanzung der Dünen Sorge zu tragen hatte. Ihm wurde ein Haus 
auf dem Ostende der Insel errichtet. Es war damals sehr wahrscheinlich schon das einzige bewohnte Haus auf 
Rottumeroog. 1770 bis 1782 wurden dem Vogt, da auf der Insel anscheinend helfende Hände nicht mehr vor 
handen waren, zwei ausgediente Soldaten zur Hilfe zugewiesen. 
Seit 1770 etwa nahte aufs neue ein lang ausgestrecktes Riff dem NW-Strand. Auf der Karte von 1805 (XI) 
sind darüber nähere Einzelheiten vermerkt. Danach nahm der Strand von 1771 bis 1788 in der Richtung Emder 
Kap (dem südlichen Kap) — erstes Vogthaus um ± 70 rheinländische Ruthen (rund 260 m), 1788 bis 1805 um 
± 100 rhld. Ruthen (rund 400 m), 1805 bis 1809 um ± 25 rhld. Ruthen (rund 95 m) ab, die beiden letzten 
Maße in Richtung Groninger Kap (dem nördlichen Kap) gemessen. Das sind in den 37 Jahren rund 750 m Ab 
nahme! Diese Angabe läßt zugleich erkennen, daß die Umrisse des NW-Strandes nach der Karte von 1770 doch 
ungefähr richtig sein müssen. Dem großen Abbruch im W war auch das erste Vogthaus zum Opfer gefallen. 
Fluchtartig mußte es 1799 geräumt werden. Im gleichen Jahr wurde das zweite Haus auf der östlichsten Düne 
errichtet. 1793 konnten durch die eingeschlossene Rinne zwischen Riff und Insel Schiffe mit 2 bis 2,5 Fuß Tief 
gang fahren. Vor 1805 hatte das Noorderrif Zusammenhang mit der Insel gewonnen durch die Laag Plaat, die 
bei NW 2 bis 3 Fuß über Wasser lag. Sie wurde durch das Westgaatje und durch das Zuidoostgaatje entwässert. 
Das Norderrif war fast 3,5 km lang, 200 bis 300 m breit und blieb selbst bei gewöhnlicher Springflut über 
Wasser. 1808 brüteten sogar Seevögel dort. Der NW-Rand fiel steil ab und war schon wieder im Abbruch. 1809 
107 Nr. 56, S. 73. 
108 Nach einer Segelanweisung von Jan Jacobszoon, in: de Booy, Nr. 26, S. 927. 
109 Nr. 89. 
110 Nr. 88, S. 81 bis 117. 
111 Nr. 26, S. 926 bis 928.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.