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Full text: 56, 1936

Gerhard Isbary: Das Insel gebiet von Ameland bis Rottumeroog 
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Schildgat begrenzt. In der Mitte der südlichen Inselhälfte, inmitten der Umrisse des heutigen Simonszandes, lag 
das gleichnamige Dorf. 1344 wird Bosch zuerst genannt. Zum Teil gehörte die Insel dem Oldenklooster in de 
Marren. Das Kloster Aduard hatte das Fischrecht inne. Nach der Säkularisation von 1594 wurde der von Aduard 
stammende Teil mit anderem ehemaligem Klosterbesitz benachbarter Inseln und Sande für 700 Gulden an zwei 
Kaufleute verkauft. Vor dieser Zeit muß die Katastrophe bereits stattgefunden haben, der ein großer Teil der Insel 
zum Opfer fiel. Wahrscheinlich ist der Sand der zerstörten Dünenketten binnenwärts gerückt. Denn L u c a s 
W a g h e n a e r 101 schreibt, daß die Insel zwischen Lauwers und Schild, die von Schiffern und Steuerleuten Bosch 
und von anderen Cornsand genannt wird, innerhalb von zehn oder zwölf Jahren derart versandet wäre, daß 
sie in einen schlechten Strand verändert sei. Nach dem Rentmeister der Klostergüter war sie zur Zeit des Ver 
kaufes nicht mehr viel wert 102 ; das erklärt auch den niedrigen Kaufpreis. Der für Heffezand bereits erwähnte 
Bericht des Ubbo Emmdus vom Jahre 1615 gibt auch für Bosch eine Länge von 4000 passus an mit der Bemer 
kung „paene deserta“. Immerhin setzte 1673 der Besitzer Johan Lewe noch einen Wächter auf der Insel ein, der 
für das Einbringen des Strandgutes Sorge zu tragen hatte. 1706 kaufte die Provinz Groningen die Insel zurück. 
Eigenartigerweise wurde aber Bosch nicht, wie die westlich gelegenen Inseln auf einer konkaven Linie nach ONO, 
wie auch seine Längserstreckung war, verschoben, sondern nach SO. Nach jener Seite wuchs es rasch an, während 
der Rest der alten Dünen 1721 in einer Sturmflut vernichtet wurde. Nach der Karte von 1770 (IX) war es als 
Plate mit einiger Neudünenbildung schon weit nach SO gewandert. Dagegen entstand an der alten Lagestelle 
eine neue Plate, die Koeplaat, an deren südwestlicher Seite sich Dünen gebildet hatten. Sie verschwand wieder 
bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. W e s t e r h o f f 103 berichtet, daß nach Erzählungen alter Leute Mitte des 
18. Jahrhunderts auf Bosch noch ein letztes Haus, das auf Pfählen stand, und Helmdünen gewesen waren. Das 
Gleiche erzählt Ackersdijck 104 1833, der auf Schiermonnikoog erfahren hatte, daß ein alter Mann dort 
noch ein bewohntes Haus gekannt habe. 1854 lag Bosch 7 bis 8 km nördlich der Küste vor Pieterburen und 
Westernieland. Mehr als 8 qkm seiner Oberfläche lagen über MHW. Bis 1888 (XXIII) hatte das hart vor dem 
SW-Strand Boschs vorbeilaufende Tief des Lauwersgat den Strand der Insel um fast einen Kilometer abgetragen. 
Nur ein kleiner Rest wanderte nach N und befindet sich gegenwärtig als Boschplaat etwa einen Kilometer ost 
wärts des Ostufers der ehemaligen Insel. Zeitweilig sich bildende Dünen sind bei den schnellen Umrißverände 
rungen der Plate nur von kurzer Lebensdauer. Die Ursachen dieser seltsamen Wanderung verdienen eine ein 
gehendere Untersuchung. Es wird deutlich, daß die heutige Plate mit der ehemaligen Insel nicht viel mehr als 
den Namen gemeinsam hat. 
b) Rottumeroog. ' 
Rottumeroog (Karte 22, T. 6), die östlichste der westfriesischen Inseln, erstreckte sich in WSW—ONO- 
Richtung auf der Verbindungslinie zwischen dem Dorfe Bosch und dem alten Turm Borkums, rund 14 km nördlich 
der Festlandsdörfer Pieterburen, Westernieland und Oudedijk. Die Länge der Insel betrug etwa 7 km, die Breite 3 km. 
Im westlichen Drittel der südlichen Hälfte befand sich ein Dorf, dessen Lagestelle 1927 von der Rottumerplaat 
eingenommen wurde. Von Bosch wurde Rottumeroog durch das etwa 2 km breite Schildgat getrennt, während im 
O die Insel später von dem 6 bis 8 km breiten Mündungsgat der Westerems von Borkum geschieden war. Die 
Fragen, ob dieses Gat schon immer bestanden hat, und wann es in das Emssystem einbezogen wurde, ist noch nicht 
hinreichend geklärt. J essen 105 nimmt an, daß es früher das Mündungsgat der Fivel war, die sich in den 
Mooren des südlichen Fivelingoo sammelte; ursprünglich bestand kein Zusammenhang mit dem Emssystem. Die 
Gezeitenfurche, welche sich aus dem Unterlauf der Fivel entwickelt hätte, wäre zu jener Zeit in südlicher Rich 
tung gegen die Fivelbucht verlaufen und später erst durch die Verbindung zur Ems in die NW—SO-Richtung um 
gebildet worden. Was die südliche Richtung der Gezeitenfurche des ehemaligen Fivelgats betrifft, muß 
derselbe Einwand erhoben werden, der schon bei der Betrachtung der alten Lauwersmündung zu erheben war. 
Jessen hat auf seiner Abbildung 10 den Unterlauf der Fivel nach der deutschen Karte 1 : 300 000 (XXXI) einge 
tragen, die den Zustand aus dem Ende des 19. Jahrhunderts enthält. Bei Berücksichtigung der Insellage im 
16. Jahrhundert lag aber das Gat 4 km westwärts, etwa an der Stelle des heutigen Schildgats, so daß die Ge 
zeitenfurche damals schon eine ausgesprochene NW—SO-Richtung zur Fivelbucht hatte. Diese Richtung ist also 
nicht erst durch die Einbeziehung des Gates in das Emssystem entstanden, sondern das Gat ist in gleicher Form 
mit der Wanderung des Küstensaumes nach 0 verschoben worden und so in den Bereich der Ems gelangt. Das 
einstige Fivelgat scheint dem späteren Hubertgat zu entsprechen, das durch die Hubertplaat von der Hauptstrom 
rinne der Westerems getrennt ist. W esterhoff 106 hält selbst die Huberplaat für ehemaliges Inselgebiet, da 
er dort Wohnspuren gefunden zu haben glaubt. Dieser Bericht ist um so weniger anzuzweifeln, als Nicolai 
westnordwestwärts vom Borkumer Turm auf einer hohen Sandbank (Plate) gleichfalls Wohnspuren fand. In 
jedem Falle muß im beginnenden Mittelalter die Ostgrenze des Fivelgates ein gutes Stück westlich der heutigen 
101 Zitiert in B u m a , Nr. 31, S. 366. 
102 Roelants, Nr. 88, S. 84. 
103 In A r e n d s , Nr. 4, S. 422 ff. 
104 Nr. 1. 
105 Nr. 56, S. 65 ff. 
106 In A r e n d s, Nr. 4, S. 428.
	        
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