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Full text: 56, 1936

Gerhard Isbary: Das Inselgebiet von Ameland bis Rottumeroog 
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Plaat durch die heutige Bucht nordwärts bis Schiermonnikoog erstreckt. Zu welcher irreführender Raum- 
vorstcllung man gelangen kann, wenn man in die Karte eines Wattgebietes im heutigen Zustand Strömungs 
verhältnisse früherer Jahrhunderte einträgt, ohne den früheren Zustand zu berücksichtigen, zeigt die Abb. 9 in 
Jessens Abhandlung. Die heutigen Land- und Inselumrisse, die eine Folge einschneidender Veränderungen im 
Wattgebiet sind, erscheinen so als deren Ursache. Es ist dann nur zu verständlich, wenn das Friessche Gat über 
das Lauwersgat den Sieg davontrug, denn das Friessche Gat bietet sich als die natürliche Abflußöffnung dar, 
während das heutige Lauwersgat weit im 0 nur durch eine gewaltige Schlinge zu erreichen gewesen wäre. Wie 
anders aber bei der Rekonstruktion der Lage etwa im späten Mittelalter! Die Öffnung zwischen Ameland und 
Schiermonnikoog war zu jener Zeit viel kleiner, da sich Ameland im 0 etwa bis zu einem Punkte nördlich 
Ternaard ausstreckte, der Westkopf Schiermonnikoogs aber sogar noch zu Beginn des 18. Jahrhunderts nördlich 
Pesens lag (vgl. Kapitel II. 2). Es waren also höchstens 7 km gegenüber 12 km Zwischenraum in der Gegen 
wart. Innerhalb der Öffnung befand sich das Pinkegaf, das die Watten südöstlich Amelands unter Wasser setzte, 
und die Scholbalg, die das Wierumer Watt überflutete. Zwischen ihnen lag die Engelsman Plaat, die zu einem 
großen Teil über MHW lag. Die Scholbalg hatte nach Lucas Waghenaer (Thresoor der zeevaert etc., 
Amsterdam 1596 95 ) zwei Mündungen in die See, die eine östlich des Sandes, der der Paardemarkt hieß, die 
andere, die Nordwestergat genannt wurde. Das westliche war vermutlich das Flutgat und das östliche das Ebbe 
gat. Zwischen beiden Gaten befand sich eine schmale Reihe trocken fallender Bänke, deren südlichste Het roode 
Hoofd und deren nördlichste der bereits erwähnte Paardemarkt (auch Jjermansplaat oder Lubbe Hontjesplaat 
genannt) war. Ob die Scholbalg — ein Name, der nicht gerade auf ein größeres Tief zu deuten scheint — 
wirklich Verbindung mit der Dokkumer Ee hatte, ist recht zweifelhaft. Die Lage der ehemaligen Insel Band 
spricht eher dagegen. Höchst wahrscheinlich wurde diese Verbindung erst später geschaffen. 
Band (Karte 21, T. 6) war eine kleine Watteninsel von etwa 2 qkm Oberfläche im NO von Pesens und nur 
500 m von der friesischen Küste entfernt. Eine weit sich nach W vorstreckende Sandplate befand sich vor ihrer 
Westküste. Von dieser Seite scheint sie demnach Angriffen nicht unterlegen zu haben. Ihr Ostufer bildete die 
Fortsetzung des westlichen Ufers der Lauwerszee. In der Mitte der Insel lag eine Siedlung. Im Laufe des 16. und 
17. Jahrhunderts wurde Band südwärts gedrängt und verband sich mit dem Festland vor Anjum. Als „Anjumer 
en Lioesenser Polder“ wurde es landfest. Noch erinnern Namen, wie .,Bandhuis“ in jenem Polder, das Außenland 
„De Band“ vor dem Polder und „Hoek van de Band“ für den vorgelagerten Sand an die ehemalige Insel. 
Im 0 reichte Schiermonnikoog nicht viel über einen Punkt nördlich Wester Nieuwkruisland hinaus; die 
Insel wurde von der Wester Lauwers begrenzt, der nach 0 der Simonszand folgte; er wurde durch die Norder 
Lauwers von der Insel Bosch getrennt. Wie hing nun der Oberlauf der Lauwers mit jenen nach ihr benannten 
Gaten zusammen? Sicher nicht, wie Jessen es darstellt, am Ostufer der Lauwerszee entlang nach NO. Daran 
hinderte die Anwesenheit zweier größerer, später untergegangener Wattinseln, Corenzand und H e f f e - 
z a n d (Karte 21, T. 6), deren Lage südlich der Öffnung zwischen Schiermonnikoog und Bosch diese Vorstellung aus 
schließt. Es bleibt nur die Möglichkeit, daß Reitdiep und Lauwers wie heute in Richtung Oostmahorn zum 
jenseitigen Ufer der Lauwerszee setzten, sich dort mit der Dokkumer Ee vereinigten, und dann gemeinsam in 
nördlicher Richtung an der Insel Band vorbei und nordwestlich um die Insel Corenzand herum zum Wester 
Lauwersgat liefen. 
Für die Kartendarstellung der beiden untergegangenen Inseln wurde eine Karte Mercators (Ausgabe 
von 1606; II) gewählt, auf der die Inseln mit manchen Einzelheiten eingetragen sind. Diese Darstellung fußt 
vermutlich auf einer älteren Quelle, da bei 0 r t e 1 i u s 1568 nur noch Heffezand verzeichnet ist. Die Lage 
Heffezands stimmt bei beiden Karten ungefähr überein, so daß unsere Wiedergabe (Karte 21, T. 6) im großen 
ganzen richtig sein wird. Danach war Corenzand eine im SO Schiermonnikoogs liegende langgestreckte Insel, in 
deren nordöstlicher Fortsetzung das etwas größere, ebenfalls langausgezogene Heffezand südlich der Insel Bosch 
lag. Beide können nicht erst in jüngerer Zeit entstanden sein, da sie schon im späten Mittelalter bewohnt waren. 
Sie stellen wahrscheinlich als höhergelegene und begrünte Platen Reste der zerstörten Zwischenzone dar. Ob auf 
ihnen Dünensysteme bestanden haben, ist unbekannt. Auf den Karten sind im Gegensatz zur Inselkette keine Dünen 
eingetragen. Corenzand 96 wird zuerst in einer Urkunde vom 1. Mai 1344 als bewohnte Insel genannt. Das Besitz 
recht hatte zu einem Drittel das Prämonstratenser Oldenklooster im Hunsingoschen Amt de Marren, zu je einem 
weiteren Drittel die Einwohner von Kloosterburen und Hornhuizen, beide im selben Amt. Nach der groningischen 
Zugehörigkeit muß Corenzand östlich der Lauwers gelegen haben. Angesichts der Besitzverhältnisse ist eine 
stärkere Besiedlung der Insel kaum glaubhaft. Es werden nur wenige Häuser dort gestanden haben. Den beiden 
nahen, festländischen Dörfern und dem Kloster wird vornehmlich an dem angetriebenen Holz, vielleicht auch an 
vorhandener Weide für Jungvieh gelegen haben. Später gelangte die Insel ganz in den Besitz des Klosters Aduard 
im Westerquartier. In einer Urkunde vom 13. Mai 1535 wird sie zuletzt gemeinsam mit Heffezand und Bosch 
erwähnt. Wem Heffezand damals gehörte, ist unbekannt. Bald danach scheint Corenzand verschwunden zu sein 97 . 
95 Zitiert bei B u m a, Nr. 31, S. 366. 
96 R o e 1 a n t s , Nr. 88, S. 82 ff. 
87 Nach Westerhoff, in Arends, Nr. 4, S. 424 ff., war Corenzand bis ins letzte Drittel des 18. Jahrhunderts als 
Plate noch vorhanden.
	        
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