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Full text: 56, 1936

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 56. Band, Nr. 3 
gelagerte Diinenbogen ist im N etwas eingedrückt und das nach SO wandernde Material hat die Massendüne der 
Pinkeduin (auch „Oerder Blinkert“) aufgebaut, mit 24 m die höchste Düne der Insel. Sie steigt von N nach S 
langsam in einem sehr ausgeglichenen Heidefeld an. Die höchsten Teile sind noch weiß und bewegen sich lang 
sam nach SO fort. Ein östliches Erweiterungssystem, das an ihr ansetzt und eine schmale Delle einschließt, ist 
erst nach 1879 aufgebaut worden. Da das Oerd bei höheren Fluten ringsum vom Wasser bespült wird, hat sich 
eine allseitige Außendüne herausgebildet, die auf der W- und S-Seite, von der Sandzufuhr abgeschnitten, sich 
nicht zu erneuern vermag, aber durch die gleichmäßig begrenzende Tätigkeit des Wassers dem Ganzen den An 
blick einer natürlichen Festung verleiht. 
4. Zusammenfassung. 
Die Ergebnisse der Untersuchung der Dünengebiete Amelands und Schiermonnikoogs, die die Entwicklung 
dieser Dünengebiete betreffen, seien kurz noch einmal zusammengefaßt. Als älteste erkennbare Form trat eine 
Binnendüne auf, die — entsprechend der Entwicklung in Urdünenfeldern — schon vor der Bildung der Dünen 
muscheln bestanden haben muß. Sie hat auf Ameland ehemals einen zusammenhängenden Wall gebildet. Ihre 
noch vorhandenen Teile von Terschelling bis Schiermonnikoog und die hart nördlich der Inseldörfer Bosch und 
Rottumeroog zu vermutenden Binnendünen liegen in einer konkaven Linie aufgereiht. Das weist auf näheren Zu 
sammenhang der einzelnen Binnendünenteile, auf gemeinsamen Ursprung und gleiche Abhängigkeit von den sie 
formenden Kräften hin. Die Lage der Binnendünen im Inselkörper macht es wahrscheinlich, daß die HWL des 
Nordstrandes zu jener Zeit etwas südlicher als in der folgenden Zeitperiode und auch als gegenwärtig lag. Südlich 
der Binnendüne ist auf Terschelling, Ameland und Schiermonnikoog Klei abgelagert worden, dessen Liegendes 
älter als die Amelander Durchbrüche sein muß. Sein Vorhandensein läßt bereits erkennen, daß in der Folge 
der Litorinasenkung weite Teile der Zone zwischen dem Festland und der Inselkette schon vor ihrer Auflösung 
überflutet wurden bzw. überflutbar waren. 
Der Anlage der Binnendüne folgte eine Zeit überwiegender Zerstörung, in der die Amelander Durchbrüche 
entstanden 67 . Es darf die Bildung der jungen Ballumer Bucht nicht in der Ansicht beirren, daß der Slenk- 
Durchbruch unabhängig von ihr entstand und viel früher angelegt ist. Die Ballumer Bucht datiert erst aus dem 
beginnenden 18. Jahrhundert, während die Slenk seit 1627 urkundlich, morphologisch dagegen sehr viel älter 
bezeugt ist. Eher ist umgekehrt ein gewisser Zusammenhang anzunehmen. 
Nach der Entstehung der Durchbrüche begann eine Zeit, in der die Materialzufuhr auch im W der Inseln 
die Zerstörung überwog. Sie wirkte sich in einer allseitigen Ausdehnung des Dünengebietes aus, die auf Ameland 
in Form von drei, auf den anderen besprochenen Inseln in einer Dünenmuschel vor sich ging. J eswiet erklärt 
die schnelle Ausdehnung mit einer vorangegangenen feuchten Klimaperiode, die der Dünenneubildung ungünstig 
war und das Material auf einem breiten Nordstrand aufspeicherte. Die Dünenketten der Inselkerne Amelands 
und Schiermonnikoogs entstanden somit in zwei verschiedenen Perioden 68 . Da die jüngeren vor der Anlage der 
heutigen Siedlungen angelegt sein müssen, was aus ihrer Lage und dem zweifachen Befund aus einer alten Delle 
des Amelander Westkopfes hervorgeht, damit also im 10. und 11. Jahrhundert schon bestanden haben, können sie 
der neuen Dünenlandschaft Hollands gleichgesetzt werden, deren Bildung Jeswiet 69 in die Zeit vom 5. bis 
zum 11. Jahrhundert stellt. Ob die Binnendüne der Inseln der alten Dünenlandschaft Hollands nebenzuordnen 
ist, scheint allerdings fraglich 70 . Schließlich hat mit der wieder die Oberhand gewinnenden Ostwanderung des 
gesamten Küstensaumes im 16., 17. und 18. Jahrhundert die Zerstörung der bis dahin im großen ganzen unver 
sehrten Dünenkomplexe eingesetzt, die, wo sie noch nicht, wie bei Rottumeroog, vollendet war, heute durch das 
planende Eingreifen des Menschen im wesentlichen zum Stillstand gekommen ist. 
Es erhebt sich nun fernerhin die Frage, ob sich die Lage der Inseln seit Bildung der Binnendüne im Ver 
hältnis zur heutigen Festlandsküste verschoben hat. Dagegen spricht eine Reihe von Tatsachen. Weder auf Ter 
schelling, noch auf Ameland, Schiermonnikoog und Borkum ist auf dem Nordstrand ein Aufschluß einer Klei- oder 
Kulturschicht, die hinter einer Binnendüne gebildet worden wäre, je beobachtet worden. Wohl ist aber das Vor 
handensein einer tieferen Klei- und Kulturschicht unter einigen Inseln bezeugt. So berichtet der Schreiber des 
Leeuwarder Couranten 71 , daß man im W Amelands in drei bis vier Fuß Tiefe unter Sandboden „een kleigrond“ 
gefunden habe, der „met steenen, gereedschappen en andere zaken vermengd“ war 72 . Bei Brunnenbauten auf 
Schiermonnikoog stieß man mehrfach in etwa 1—1,5 m Tiefe unter MW auf eine Kleilage, so zuletzt beim Bau der 
67 Ob die Borkumer Zweiteilung schon so alt ist, um der Amelander Dreiteilung gleichgesetzt zu werden, bedarf noch 
näherer Untersuchung. Zuerst bezeugt ist sie u. E. auf der undatierten „Geographische Beschrijvinge van de Stadt Groeningen en 
Ommelanden“, von W. en F. Conders van Helpen (18. Jahrhundert). Nach Arends, deutsche Ausgabe von Nr. 5, 
Emden, 1833, Bd. I, S. 358, war Borkum sogar schon 1657 in zwei Teile zerrissen. 
68 Die Auffassung, daß eine Zweistufung der Dünenbildung ebenso auf den friesischen Inseln vorliegt, wie in Holland, 
hat sich in der niederländischen Forschung weitgehend durchsetzen können (van Baren 1913, D u b o i s 1916, T e s c h 1928, 
van Dieren 1932). 
69 Nr. 57, S. 39. - 
70 Hier fehlt noch eine eingehendere Untersuchung, die auf besserem geologischen und mineralogischen Material über 
Untergrund und Zusammensetzung der Reste der alten Binnendüne und der sie umgrenzenden Gebiete fußt. 
71 Nr. 2. 
72 Dieser Aufschluß war wohl nur bei Abbruch der Insel im W oder SW möglich.
	        
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