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Full text: 56, 1936

Gerhard Isbary: Das Inselgebiet von Ameland bis Rottumerooj 
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Kurvenschenkel entsprechen. Der neue Deich brach 1842 und 1844, wodurch ein tiefer Kolk entstand, der heute 
noch besteht. (Um das Jahr 1842 muß der Tiefpunkt der Dünenkurve gelegen haben.) 1846—51 wurde er 
(während eines ansteigenden Schenkels) erneut hochgeführt und blieb als Mol- oder Slenkdijk bis heute erhalten. 
1890 wurde mit der Anlage des Zwanewater Sanddeiches begonnen, der das „Negen Boeren Land“ abschloß. Zu 
Anfang dieses Jahrhunderts legte sich ihm eine Dünenkette vor, die vom Ballumer Blinkert bis zum Nesser Dünen 
komplex den geradlinigen Zusammenschluß beider Dünengebiete in einer einheitlichen Außendüne durchführte. 
Die ehemalige Strandfläche der Middelpolle ist heute eine tischebene Weide. Im Negen Boeren Land gibt es 
einige Vorfelddünen, die unter der Vegetation begraben sind; der größte Teil jedoch ist auch hier gleichmäßig flach 
und von dichtem Gestrüpp bedeckt, in dem hier Sanddorn und dort Kriechweide und Schilf vorherrschen. Die 
eingeschlossene Strandfläche nordwestlich des Zwanewater Sanddeiches ist zum großen Teil von dem nach 0 wan 
dernden Sand der zerstörten Zwanewaterduinen verschüttet worden. 
c) Der Nesser Dünenkomplex. 
Für die Betrachtung des Nesser Dünenkomplexes wurden dieselben Unterlagen benutzt. Es ergibt sich für 
1749 das Bild einer größeren, zusammenhängenden Binnendüne von Nes bis nordwestlich der Entenkoje, der eine 
kleine Dünenmuschel im NW vorgelagert ist (Karte 12, T. 3). Sie schließt die Haverpadsdelle, eine alte Strandfläche, 
ein. Mehrere Erweiterungssysteme sind ihr im 0 angelagert, von denen das größte, das der Buurderduinen, die 
Delle einschließt, die früher den Doppelnamen „Het Klein“ und „Het Groot Vaarwater“ trug. Obgleich das 
Dünengebiet auf der Seeseite nicht viel an Boden verlor, sind doch seit jener Zeit große Veränderungen einge 
treten. Die Binnendüne ist in ihrer Breitenlage erhalten geblieben, doch ist sie zum großen Teil aufgelöst und ihr 
Material nach 0 verfrachtet worden. Besonders eindrucksvoll geschah das im östlichen Abschnitt, wo sie Ende des 
18. Jahrhunderts in der Form einer ausgedehnten, heute bis auf 10 m ansteigenden Parabeldüne nach 0 zu wan 
dern begann, die erst Mitte des 19. Jahrhunderts zum Stillstand kam (Karte 14, T. 4). Der Sand der beiden Schenkel 
drang dabei sowohl in das Groot Vaarwater, wie gegen den Burener Miedenteil „Het Nieuwland“ vor. Inmitten 
der Wanderbahn sammelte sich vor der Entwässerung durch Gräben Grundwasser und Niederschlagswasser zu 
einem Dünensee, der „Het Klein Vaarwater“ genannt wurde, zu einer Zeit, als das alte Klein Vaarwater längst von 
Dünen überschüttet worden war. Der östliche Teil der Wanderbahn ist heute ein einziges Heidefeld. Die Dünen 
ketten nördlich der Binnendüne sind zerstört und ihr Material in langen Reihen, großen Massendünen und Parabel 
dünen nach SO und 0 verschoben worden (Karte 13, T. 4). Nur die westlichste Kette der Briksduinen, die erst als 
Erweiterung des 19. Jahrhunderts in den noch offenen Slenk-Durchbruch hinein entstand, ist noch unverändert er 
halten. Die langen Dünenreihen nehmen zuweilen die Geschlossenheit von Dünenketten an. Doch zeigen die zahl 
reichen Kessel auf der Luvseite und vor ihnen die Aufschüttungsreste der überfahrenen Fläche, sowie ihre steile 
Leeseite, daß es sich bei ihnen nicht um echte Dünenketten, sondern um eine Wanderungsform in Zerstörung 
übergegangener Dünenketten handelt. Von ihnen ist die Haverpadsdelle zu einem Drittel und die Vaarwaterdelle 
bis auf einen schmalen Streifen des Groot Vaarwater fast ganz überschüttet worden. 
Einige Massendünen ragen aus dem heutigen Dünengebiet hervor. Unter ihnen ist die auffallendste die 
21m hohe, fast kreisrunde Signalduin (auch „Grauwe duin“ genannt), der sich im 0 auf halber Höhe in einem 
Halbkreis eine wallartige Düne anlagert, so daß die Signalduin wie in einem alten Krater zu liegen scheint. Die 
selbe Form begegnet auch in der östlichen Hälfte Terschellings. Heute ist die Signalduin durch eine fast 
40jährige Kiefemschonung festgelegt. 18 m Höhe erreicht eine Massendüne im N Bürens, die „Bure Grauwe 
duin“, die in der Verheidung begriffen ist. Ganz im 0 liegt noch eine bis zu 15 m ansteigende Massendüne, die 
aus zwei aneinander gehefteten Einzelformen zu bestehen scheint, der „Bure Blinkert“, deren zurüokgelegte Wan 
derbahn noch deutlich sichtbar und nur von geringen Hümpelzügen bedeokt ist. Sie besitzt eine völlig ausge 
glichene Oberfläche und befindet sich im Zustand der Verheidung. Ein gutes Beispiel für die Zerstörung eines 
Dünengebietes durch Weidevieh bilden die Kooikerduinen (Karte 15, T. 4), die außerhalb der Fürsorge des Rijks- 
waterstaat liegen. Gerade hier, wo unter normalen Umständen die Erhaltung alter Dünenanlagen noch am ersten zu 
erwarten gewesen wäre, ist das ganze Dünengebiet in lange Parabeln, Kessel und Kesselreihen aufgelöst, die von 
innen nach außen das Dünengebiet aushöhlen. Sie sind fast alle in nordwestlicher, westlicher und südwestlicher 
Richtung angelegt. Pferde und Kühe legen schmale tiefe Steige an, besonders Jungkühe treten an den Dünen aus 
gesprochene „Kuhgangerln“. Schafe verstehen es wieder meisterhaft, sich im Sonnenschatten in dem kühlenden 
Dünensand Höhlen anzulegen. Dadurch ist die Pflanzendecke ständig verletzt, und der Wind kann sein Ver 
nichtungswerk fortsetzen. Nirgends ist auf der Insel ein Dünengebiet so stark in der Umwandlung begriffen, wie 
die Kooikerduinen. 
cl) Der.Oerder Dünenkomplex. 
Die geringsten Veränderungen hat der Oerder Dünenkomplex erfahren (Karte 16, T. 5 u. 17, T. 4). Das ein 
fache und eindeutige alte System besteht aus einer Binnendüne mit einer vorgelagerten Dünenkette, die in einem Bogen 
einen Dünenboden einschließt, der „Groote Miede“ heißt. Das Ganze hat wieder die Form des Muschelprofils. Es 
ist noch großenteils in der ursprünglichen Lage erhalten, wenn auch die Formen mannigfache Umwandlungen 
durchmachten. Die alte Binnendüne ist vom S her vom Wasser angegriffen und teilweise zerstört worden. Ihr 
Lagegebiet wird aber, erschließbar aus der Dorfstelle Oerd, kaum anders als die der jetzigen sein. Der alte vor
	        
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