Gerhard Isbary: Das Inselgebiet von Ameland bis Rottumeroog
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Kette, die vom Strandhotel an am südlichen Rand des größeren Gehölzes vorbei bis zur Oostduin verfolgbar ist,
gehört sichtlich keinem ostseitigen Erweiterungssystem mehr an, sondern an sie lehnen sich alle Erweiterungs
systeme an. Sie ist als der ostseitige Rest der die alte Dünenmuschel Schiermonnikoogs begrenzenden Außendüne
anzusehen. Diese Auffassung wird weiterhin bestätigt durch ihre Lage zum Inselstrand in früheren Jahrhunderten
(Karte 6, T. 2). Sie schließt einen größeren Streifen erstorbenen Strandes ein, der also noch aus der Zeit der Dünen
muschelbildung stammt. Ihre südöstliche Fortsetzung über die Binnendüne hinaus sind die Kooiduinen. Der alten
Außendüne parallel läuft eine fast zerstörte Kette, die auch zum Dünenmuschelsystem gestellt werden muß, da sie
nicht zu den landeinwärtsgerückten sekundären Dünen des W gehört. Ihre südöstliche Fortsetzung ist in jenem nun
aufgelösten Dünenzug zu suchen, der nördlich des Weges zur Entenkoje verlief. Auf der Karte von 1809, besonders
gut auf der von 1854, auch auf der von 1865, ist sie noch als zusammenhängende Kette zu erkennen. Das schnelle
Verschwinden ist bei dem sicherlich erstorbenen Zustand, in dem sie sich befand, nur mit Abgrabung durch den
Menschen erklärbar. Vermutlich sind von diesem Zug die zum Bau der alten Sodendeiche und später des großen
Deiches erforderlichen Soden und ein Teil des Sandes selbst gewonnen worden.
Neben die alte Außendüne tritt als wichtigstes Zeugnis der alten Dünenmuschel Schiermonnikoogs die
Binnendüne. Sie ist in den verfolgbaren 170 Jahren seit der Besiedlung der Noorderstreek, von denen fast 110
Jahre in die Zeit ungeordneten Dünenschutzes fallen, in ihrer Lage nur wenig verändert. Nur gewisse Teile
zwischen Dorf und Oostduin sind nach SO verschoben worden, während andere vollkommen festlagen. Ist die An
schauung richtig, daß Binnendünen ebenso wie heute noch im Urdünenfeld auch in den alten Inselkernen an
einer durch Wirkung des Wassers gleichmäßig geschaffenen Basis entstanden sind, so muß das untergegangene
alte Dorf, das das eigentliche Dorf des alten Inselkernes war, auch südlich der Verlängerung des uns erhaltenen
Teiles der Binnendüne gelegen haben. Abgesehen von der phantasievollen Darstellung auf der Waandelkaart von
1929 (XXXIII) ist bisher eine Festlegung der alten Dorfstelle nicht vorgenommen worden. Das soll darum zu
nächst geschehen.
Es ist den Besuchern der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts am Weststrand eine Stelle bekannt ge
wesen, wo das andringende Wasser Überreste eines alten Friedhofes freigelegt hatte. So schreibt z. B. Ackers -
d i j c k 1833 (in Übersetzung): „W'ir haben die Stelle aufgesucht, wo noch zu Menschengedenken ein Dorf
stand, und bis zu der nun die See bereits vorgedrungen ist. Hier sahen wir den Friedhof, der vorzeiten der der
ganzen Insel war. Jetzt liegt er dicht am Strand und der Wind führt den Sand, der die Toten deckte, hinweg, so
daß Särge und Gebeine von Zeit zu Zeit entblößt daliegen. W ir sahen eine Anzahl über die Fläche gestreut.
Trauriger Zustand, wo der Boden, den man bewohnt, fortgespült wird, und selbst die Erde, worin man hoffte, die
sterblichen Reste der Toten zur Ruhe legen zu können, durch See und Wind mitgerissen wird!“ Kros gibt auf
seiner Karte (XVIII) die Stelle des Friedhofes an und einen Platz, den er als „Oosterburen“ einträgt. Dazu
merkt er an einer einige 100 m südlich gelegenen Stelle an: „Vermoedelijke plaats van het Westerdorp in 1750.“
Auf der Karte aus dem Jahre 1774 (X) von Beckeringh, der entweder auf einer älteren Quelle fußt oder das
alte Dorf selbst noch gekannt hat, findet sich ein Dorf, das von N nach S regelmäßig in zwei Reihen angeordnet
ist, und an dessen Ostseite das alte von Bäumen und Gärten umgebene Herrenhaus steht. Die Kirche steht auf
einem Hügel im SO des Dorfes, wiederum im SO von ihr ein Kap, das, wie wir aus D o n a m a s Karte von 1735
(VII) wissen, das Groninger Kaap hieß. Aber es ist nicht das alte Dorf, sondern eine Zwischenform aus der Zeit
der allmählichen Zerstörung des ältesten Dorfes. Dagegen gehört der von Kros eingezeichnete und von
Ackersdijck beschriebene Friedhof zur ältesten Dorf stelle; in seiner Mitte erhob sich die erste und älteste
Kirche der Insel, die einen steinernen Turm hatte, dessen Spitze mit Pfannen gedeckt war. Diese Dorfstelle liegt
tatsächlich südlich der Verlängerung der noch erhaltenen Binnendüne. Um die Kirche herum lag das Dorf, das
aus etwa 150 Häusern bestand, „wyd en zyd van elkanderen verspreid, en dus een groot veld beslaande“ 40 . Und
als Endglied der Kette ist auf D o n a m a s Karte von 1732 (VII) der Rest des alten Dorfes, allerdings schon
ohne Kirche, eingetragen, und zwar sind einzelne Häuser regellos eingezeichnet, während die erste Reihe des heu
tigen Dorfes in einer geradlinigen Zeile gezeichnet ist. Der Name des 3—400 m ostnordostwärts der Kirche liegen
den Dorfteiles „Oosterburen“ ist nur von dieser alten, nicht von der späteren, südlich Oosterburens liegenden
Dorfstelle aus verständlich. Damit ist die älteste Dorfstelle bekannt. Es ist aber noch ein Schritt weiterzugehen.
In den Karten des 16. und 17. Jahrhunderts werden die deutschen Nordseeküsten in Seekartenweise gezeichnet,
d. h. es werden die Landumrisse, besonders in der Nähe der befahrenen Seegaten, im großen ganzen genau ein
getragen, auf ihnen aber nur das von der Seeseite aus Sichtbare: Dünen und vor allem die wichtigen, zum großen
Teil als Kaps, manchmal sogar als Leuchtturm (Westtersehelling, Wangeroog) von den Landesherren erbauten
Kirchtürme, die unentbehrlichen Wegweiser damaliger Küstenschiffahrt. Es wirkt in diesem Gebiet, wo als Unter
lagen der Kartendarstellung niederdeutsche Seekarten Vorlagen, deren Manier der Zeichnung nach. Wir dürfen als
sicher annehmen, daß auf guten Darstellungen dieser Jahrhunderte, wie sie in den M e r c a t o r sehen Atlanten und in
O r t e 1 i u s Theatrum Orbis vorliegen, die Kirchen, denen auf den Karten der Ortskreis entspricht, im Verhältnis
zueinander und in ihrer Lage auf den Inseln so genau eingetragen sind, wie es die damalige Kartographie nur
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