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Full text: 56, 1936

Gerhard Isbary: Das Inselgebiet von Ameland bis Rottumeroog 
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Kette, die vom Strandhotel an am südlichen Rand des größeren Gehölzes vorbei bis zur Oostduin verfolgbar ist, 
gehört sichtlich keinem ostseitigen Erweiterungssystem mehr an, sondern an sie lehnen sich alle Erweiterungs 
systeme an. Sie ist als der ostseitige Rest der die alte Dünenmuschel Schiermonnikoogs begrenzenden Außendüne 
anzusehen. Diese Auffassung wird weiterhin bestätigt durch ihre Lage zum Inselstrand in früheren Jahrhunderten 
(Karte 6, T. 2). Sie schließt einen größeren Streifen erstorbenen Strandes ein, der also noch aus der Zeit der Dünen 
muschelbildung stammt. Ihre südöstliche Fortsetzung über die Binnendüne hinaus sind die Kooiduinen. Der alten 
Außendüne parallel läuft eine fast zerstörte Kette, die auch zum Dünenmuschelsystem gestellt werden muß, da sie 
nicht zu den landeinwärtsgerückten sekundären Dünen des W gehört. Ihre südöstliche Fortsetzung ist in jenem nun 
aufgelösten Dünenzug zu suchen, der nördlich des Weges zur Entenkoje verlief. Auf der Karte von 1809, besonders 
gut auf der von 1854, auch auf der von 1865, ist sie noch als zusammenhängende Kette zu erkennen. Das schnelle 
Verschwinden ist bei dem sicherlich erstorbenen Zustand, in dem sie sich befand, nur mit Abgrabung durch den 
Menschen erklärbar. Vermutlich sind von diesem Zug die zum Bau der alten Sodendeiche und später des großen 
Deiches erforderlichen Soden und ein Teil des Sandes selbst gewonnen worden. 
Neben die alte Außendüne tritt als wichtigstes Zeugnis der alten Dünenmuschel Schiermonnikoogs die 
Binnendüne. Sie ist in den verfolgbaren 170 Jahren seit der Besiedlung der Noorderstreek, von denen fast 110 
Jahre in die Zeit ungeordneten Dünenschutzes fallen, in ihrer Lage nur wenig verändert. Nur gewisse Teile 
zwischen Dorf und Oostduin sind nach SO verschoben worden, während andere vollkommen festlagen. Ist die An 
schauung richtig, daß Binnendünen ebenso wie heute noch im Urdünenfeld auch in den alten Inselkernen an 
einer durch Wirkung des Wassers gleichmäßig geschaffenen Basis entstanden sind, so muß das untergegangene 
alte Dorf, das das eigentliche Dorf des alten Inselkernes war, auch südlich der Verlängerung des uns erhaltenen 
Teiles der Binnendüne gelegen haben. Abgesehen von der phantasievollen Darstellung auf der Waandelkaart von 
1929 (XXXIII) ist bisher eine Festlegung der alten Dorfstelle nicht vorgenommen worden. Das soll darum zu 
nächst geschehen. 
Es ist den Besuchern der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts am Weststrand eine Stelle bekannt ge 
wesen, wo das andringende Wasser Überreste eines alten Friedhofes freigelegt hatte. So schreibt z. B. Ackers - 
d i j c k 1833 (in Übersetzung): „W'ir haben die Stelle aufgesucht, wo noch zu Menschengedenken ein Dorf 
stand, und bis zu der nun die See bereits vorgedrungen ist. Hier sahen wir den Friedhof, der vorzeiten der der 
ganzen Insel war. Jetzt liegt er dicht am Strand und der Wind führt den Sand, der die Toten deckte, hinweg, so 
daß Särge und Gebeine von Zeit zu Zeit entblößt daliegen. W ir sahen eine Anzahl über die Fläche gestreut. 
Trauriger Zustand, wo der Boden, den man bewohnt, fortgespült wird, und selbst die Erde, worin man hoffte, die 
sterblichen Reste der Toten zur Ruhe legen zu können, durch See und Wind mitgerissen wird!“ Kros gibt auf 
seiner Karte (XVIII) die Stelle des Friedhofes an und einen Platz, den er als „Oosterburen“ einträgt. Dazu 
merkt er an einer einige 100 m südlich gelegenen Stelle an: „Vermoedelijke plaats van het Westerdorp in 1750.“ 
Auf der Karte aus dem Jahre 1774 (X) von Beckeringh, der entweder auf einer älteren Quelle fußt oder das 
alte Dorf selbst noch gekannt hat, findet sich ein Dorf, das von N nach S regelmäßig in zwei Reihen angeordnet 
ist, und an dessen Ostseite das alte von Bäumen und Gärten umgebene Herrenhaus steht. Die Kirche steht auf 
einem Hügel im SO des Dorfes, wiederum im SO von ihr ein Kap, das, wie wir aus D o n a m a s Karte von 1735 
(VII) wissen, das Groninger Kaap hieß. Aber es ist nicht das alte Dorf, sondern eine Zwischenform aus der Zeit 
der allmählichen Zerstörung des ältesten Dorfes. Dagegen gehört der von Kros eingezeichnete und von 
Ackersdijck beschriebene Friedhof zur ältesten Dorf stelle; in seiner Mitte erhob sich die erste und älteste 
Kirche der Insel, die einen steinernen Turm hatte, dessen Spitze mit Pfannen gedeckt war. Diese Dorfstelle liegt 
tatsächlich südlich der Verlängerung der noch erhaltenen Binnendüne. Um die Kirche herum lag das Dorf, das 
aus etwa 150 Häusern bestand, „wyd en zyd van elkanderen verspreid, en dus een groot veld beslaande“ 40 . Und 
als Endglied der Kette ist auf D o n a m a s Karte von 1732 (VII) der Rest des alten Dorfes, allerdings schon 
ohne Kirche, eingetragen, und zwar sind einzelne Häuser regellos eingezeichnet, während die erste Reihe des heu 
tigen Dorfes in einer geradlinigen Zeile gezeichnet ist. Der Name des 3—400 m ostnordostwärts der Kirche liegen 
den Dorfteiles „Oosterburen“ ist nur von dieser alten, nicht von der späteren, südlich Oosterburens liegenden 
Dorfstelle aus verständlich. Damit ist die älteste Dorfstelle bekannt. Es ist aber noch ein Schritt weiterzugehen. 
In den Karten des 16. und 17. Jahrhunderts werden die deutschen Nordseeküsten in Seekartenweise gezeichnet, 
d. h. es werden die Landumrisse, besonders in der Nähe der befahrenen Seegaten, im großen ganzen genau ein 
getragen, auf ihnen aber nur das von der Seeseite aus Sichtbare: Dünen und vor allem die wichtigen, zum großen 
Teil als Kaps, manchmal sogar als Leuchtturm (Westtersehelling, Wangeroog) von den Landesherren erbauten 
Kirchtürme, die unentbehrlichen Wegweiser damaliger Küstenschiffahrt. Es wirkt in diesem Gebiet, wo als Unter 
lagen der Kartendarstellung niederdeutsche Seekarten Vorlagen, deren Manier der Zeichnung nach. Wir dürfen als 
sicher annehmen, daß auf guten Darstellungen dieser Jahrhunderte, wie sie in den M e r c a t o r sehen Atlanten und in 
O r t e 1 i u s Theatrum Orbis vorliegen, die Kirchen, denen auf den Karten der Ortskreis entspricht, im Verhältnis 
zueinander und in ihrer Lage auf den Inseln so genau eingetragen sind, wie es die damalige Kartographie nur 
40 Tegenwoordige Staat, Nr. 91.
	        
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