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Full text: 56, 1936

Gerhard Isbary: Das Inselgebiet von Ameland bis Rottumeroog 
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die Nester des Austernfisohers (Haematopus ostralegus L.) und die Helmdünen die Silbermöwe (Larus argentatus 
Brünn) und die Mantelmöwe (Larus marinus L.). Die Helmdünen werden nach ihren häufigsten Bewohnern, den 
Kobben (Silbermöwen) von der Bevölkerung der westfriesischen Inseln geradezu „Kobbeduinen“ genannt 25 . 
Im Herbst 1934 besuchte ich erneut das Gebiet. Die Sanddünen waren schon sehr viel dichter von Triti- 
cum besetzt. Neu vertreten war auf ihnen die Strandmiere (Honckenya peploi'des). Sonst war wenig Veränderung 
eingetreten. Anders war das Bild auf dem Oststrand; dort hatte sich auf der nördlichen Strandhälfte in der Ver 
längerung des Vordünenfeldes, aber von ihm durch ein mehrere 100 m breites, zum Watt führendes Gat ge 
trennt, seit dem Vorjahre ein breiter Saum von bis zu 1 m hohen Sanddünen gebildet, der rund 2,5 km nach 0 
reichte. Auch er war von Anfang an in einzelne Schilde zerlegt, die vom Wasser rückwärts angesohnitten waren. 
Der Bewuchs mit Triticum war auf der höheren Südseite schon recht gut. Hier deutet sich ein neues Erweiterungs 
system an, das bei der Veränderlichkeit des Oststrandes allerdings wenig Aussicht auf längeren Bestand hat. 
Im ganzen bietet das Vordünenfeld vor dem Oerd das Bild einer zu schnell erfolgten Entwicklung in be 
sonders ruhiger, von Sturmfluten fast verschonter Zeit. 
Auch vor der Hollumer Dünenmusohel ist ein Vordünenfeld in der Entwicklung begriffen, das seine Wurzel 
an dem ehemaligen Vorsprung der Außendüne südlich Pfahl V hatte (s. Karte 10, T. 4). Indessen ist die Außen 
dünenkette, die sich erst Anfang des Jahrhunderts gebildet hatte, zwischen Pfahl III und Pfahl V bis auf geringe 
Reste wieder aufgelöst worden, so daß die etwas erhöhte Delle mit großen Binsenflecken, Andel, aber auch zahl 
reichen Landpflanzen dem Angriff der Fluten preisgegeben ist. Davor finden sieh noch als Reste der aufgelösten 
Dünenkette einzelne von Elymus und Psamma gehaltene Inseln auf dem Strand 26 . Bei der Auflösung ist auch 
die Wurzel des Vordünenfeldes und ein Teil der eingeschlossenen Delle der Zerstörung zum Opfer gefallen. Es 
gewinnt erst nach 0 zu an Geschlossenheit. Im Sommer 1933 bestand das Vordünenfeld aus einer 1,5 m hohen, 
im W beiderseits angeschnittenen und mit Elymus besetzten Kette, die vor Pfahl VII wieder an die alte Außen 
düne anschloß. Ein schmaler Ast verlängerte die Richtung nach 0 um 250 m. Herbst 1934 hatte sich das Vor 
dünenfeld nach der Entwicklung eines ruhigen Jahres nach W durch kleinste, 80 cm hohe, dicht gescharte Triti- 
cumschilde und nach N durch breit vorgelagerte Sandschilde ausgedehnt. Die Sandzufuhr war so stark, daß 
die Kette durchschnittlich um mehr als 1 m erhöht war und die Vegetation sieh kaum der ständigen Über 
schüttung erwehren konnte. Auch auf der Dellenseite hatte eine starke Aufschüttung des Dellenbodens stattgefun 
den. Hier fanden sich schon die ersten jungen Pflanzen des Sanddorns; auch fielen eine ganze Anzahl der 
Kleinen Sonnenblume (Helianthus tuberosus L.) auf, die Holkema 27 noch nicht verzeichnete und die wahr 
scheinlich vom Menschen eingeschleppt ist. Innerhalb der Delle stehend gewinnt man durchaus schon den Ein 
druck, im Innendünengebiet zu sein. Die künftige Außendüne zeichnet sich im Vordünenfeld schon deutlich als 
Kette ab. 
Auf Schiermonnikoog hat sich im O des Inselkernes, wo 1932 erst lose Sanddünen mit wenigen 
Triticumpflänzchen vorhanden waren, ein neues Vordünenfeld gebildet, das bei Pfahl VII ansetzt, wo die bis 
herige Außendüne aus der W—O-Richtung in die SO-Richtung einbiegt- und in einer neuen Erweiterungstendenz 
einen großen Teil der Strandebene und die Reste der alten Kobbeduinen einschließt (Karte 2, T. 2). Es endet, 
scharf nach SO umbiegend, westlich der Pfahllinie XV—XVa. Es ist wieder aus einer großen Zahl mehr oder 
weniger umfangreicher, ungefähr 1 m hoher Schilde zusammengesetzt, die an der Seeseite schon sichtlich ange 
schnitten sind. Auf der Binnenseite ziehen sich viele kleine Schilde nach S aus. Am östlichen Ende trennt ein 
nordsüdlich verlaufendes Gat den letzten Schild ab. Das gibt die Erklärung für die Entstehung der schildartigen, 
13 m hohen isolierten Düne des östlichsten Endes des Oerder Dünenkomplexes, die also schon von Anfang an 
durch das vom Wasser immer offen gehaltene Gat getrennt war. Wo das Vordünenfeld nach SO umbiegt, beginnt 
ein etwa 150 m breiter Sanddünensaum, der sich dicht hinter dem Strandwall hält. Er reicht etwa 3 km nach 
0 und legt sich in einer neuen Erweiterungstendenz dem gesamten Urdünengebiet vor. 
Neben den bereits besprochenen Veränderungen im Verhältnis der wirksamen Kräfte ist das Vorhanden 
sein genügenden Sandes Vorbedingung für den Aufbau einer neuen Dünenkette oder eines neuen Erweiterungs 
systems. Dieser Sand ist gegeben durch die anlandenden Riffe und wird für den Neuaufbau wirksam, wenn er 
auf seiner Wanderung nach O am Nordstrand entlang die Stelle erreicht hat, wo alle Vorbedingungen zum Aufbau 
gegeben sind. Ein Vergleich der vorangegangenen Schilderung mit dem Diagramm III bestätigt diese Auffassung 
an praktischen Beispielen 28 . Dem Aufbau des künstlichen Sanddeiches quer durch das Rijdtdiep im 0 Amelands 
entspricht ein ansteigender Schenkel der drei Kurven IV-—XXXIIIAm in den 80er Jahren des vorigen Jahr 
hunderts, der vorgelagerten Kette ein solcher um die Jahrhundertwende, der heutigen Außendüne einer zwischen 
1910 und 1920, und den neuen Vordünenfeldern einer, der um 1930 beginnt. Den drei Ketten der Steinsduinen 
Schiermonnikoogs entsprechen ansteigende Schenkel der drei Kurven V—XlVSch zwischen 1880 und 1890 (Dia 
25 Vgl. W. Krüger in Nr. 78, S. 7. Auch er unterscheidet die Brutplätze nach der Dünenhöhe. So zogen die Silber 
möwen erst mit der Bildung höherer Dünen ein. 
26 Wenn Reinke, Nr. 86, S. 9, die Elymus und Psammainseln, die er, wie er selbst zugibt, als Ausnahmefall auf dem 
sonst kahlen Südstrand Borkums fand, für den Beginn eines Vordünenfeldes anspricht, so scheint es sich doch u. E. n. eher um 
Reste eines zerstörten Vordünenfeldes gehandelt zu haben. 
27 Nr. 54. 
28 Über die Grundlagen, sowie über die Darstellung vgl. Kap. III.
	        
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