6
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 55. Band, Nr. 3
Im Frühjahr, das wir ebenfalls bei Betrachtung der Eisverhältnisse noch heranziehen müssen, gestalten sich
nun die Windverhältnisse folgendermaßen (in Klammern die Abweichungen gegen den Winter):
Haparanda—Umeä: S 23% (+4%), N 16% (—2%), NE 14% ( + 1%), SW 13% (—3%), SE 10% (+2%).
Härnösand—Gävle: S 16% (—4%). NE 15% ( + 6%), E 16% (+9%), N 13% (—1%). SW 12% (—6%), NW
12% (+2%).
Finnische Küste fehlt!
Im nördlichsten Teile haben demnach die südlichen Winde eine Zunahme erfahren, jedoch überwiegen zahlen
mäßig immer noch die Winde aus dem kalten Sektor (N. NE und SE zus. 40%). Dagegen ist auf der südwärts
folgenden Strecke eine erhebliche Zunahme der kalten Winde zu verzeichnen, indem diese (NW, N, NE und E)
hier 56% ausmachen, während die wichtigeren Winde aus dem warmen Sektor (S und SW) nur noch 28% aus
machen. Damit ergibt sich somit ein Umschlag in der Windrichtung für die schwedischen Küsten der Bottensee,
indem hier kalte östliche Wände im Frühjahr vorherrschend werden, was für die Eisverhältnisse von wesentlicher
Bedeutung ist (vgl. später)*.
Wichtig wird in diesem Zusammenhänge noch das Vorkommen von stillem Wetter, das für die Eisbildung
sehr günstig ist, während es für den Eisgang eher ungünstig als günstig wirkt, da bei stillem Wetter das Abtreiben
verhindert und die nächtliche Abkühlung noch sehr gefördert wird. Hellström gibt eine Zusammenstellung, die
für die Orte Härnösand und Säbbskär wiedergegeben sei:
(in Prozent der Windrichtungen)
Dez.
Jan.
Febr.
März
April
Härnösand . . . .
. . . 29%
26%
26%
22%
27%
Säbbskär
... 2%
3%
3%
4%
4%
Das Vorwiegen des stillen Wetters auf der schwedischen Seite gegenüber der finnischen geht daraus klar hervor,
wenn auch auf der finnischen Seite eine schwache Zunahme gegen das Frühjahr hin festzustellen ist.
Über die Bewölkung sowie über den festen Niederschlag, die von den klimatischen Faktoren für die Ver
eisung ferner wichtig sind, kann hier mangels geeigneten Materials nichts ausgesagt werden.
b) Hydrographie
Zunächst seien die Grundzüge hinsichtlich der Tiefenverhältnisse wiedergegeben, da die tiefen Becken als
Wärmereservoire für die Vereisung eine große Rolle spielen.
In der Bottenwiek (vgl. Abb. 1) liegt die tiefste Stelle mit über 100 m etwa auf dem 64. Breitengrad, von
hier aus schiebt sich die Isobathe von 50 m nördlich als schmales Becken bis vor Karlsborg vor an den Rand des
Schärengürtels. Dagegen ist der Nordostwinkel bis etwa zur Linie Karlsborg—Brahestad flacher als 20 m, von
kleinen Vertiefungen abgesehen, ebenso buchtet sich die 20 m Isobathe vor Pitea meerwärts aus, von ihr aus zieht
ein flacher Rücken von 60 bis 80 m Tiefe nach S zur finnischen Küste, nördlich davon umschließt die 50 m Iso
bathe noch eine merkliche Vertiefung von über 140 m Tiefe bei 65°9' N und 23°12' E; südlich umschließt sie,
mehr der schwedischen Küste genähert, größere Gebiete unter 100 m, ohne jedoch die Tiefe von 140 m zu unter
schreiten. Der Abfall ist also an der schwedischen Seite steiler als an der finnischen, was hier auch in dem viel
breiteren Schärengürtel zum Ausdruck kommt.
Im Bereich des Nordkvark zieht sich eine hohe Schwelle hin, die 20 m nur wenig unterschreitet, auch hier
liegt die tiefere Stelle der schwedischen Seite genähert, während vor den finnischen Valsörarna noch eine Platte
von über 20 m liegt, die sich auch weiter südwärts entlang der finnischen Küste erstreckt; zu dieser gehört auch
noch die weit vorgeschobene Insel Norrskär.
Von der Bottensee ähnelt in den Tiefenverhältnissen nur der nördliche Teil der Bottenwiek. Bei 60°20' N
und 20°20' E beginnt, südwestwärts verlaufend, eine Rinne, die sich vor Härnösand beckenartig erweitert und eine
Tiefe von 294 m erreicht. Von hier aus verläuft das Tiefengebiet jedoch nicht mehr parallel der schwedischen
Küste, sondern biegt nach SE ab, um in ostwärts gebuchtetem Bogen schließlich die Älandmeerenge zu erreichen.
Gleichzeitig verschmälert sich die Rinne beim Abbiegen aus dem Becken von Härnösand, die Tiefe schwankt zwi
schen 132 und 121 m. Nach der schwedischen Seite hin findet sich südlich des Beckens von Härnösand eine in
etwa 50 m liegende Platte.
Das Älandsmeer und das Schärenmeer weichen in ihren Tiefenverhältnisen von dem scheinbar ähnlichen
Nordkvark erheblich ab. Die westliche Rinne vertieft sich zwischen Grisselhamn und den Älandinseln auf 237 m.
* Hellström weist noch darauf hin, daß nach Beobachtungen auf der finnischen Seite in den Wintermonaten folgende Wind
richtungen mit einer gewissen Regel wechseln (Bottensee): Dezember Landwind, Januar Seewind, Februar Landwind. Wegen des
Überwiegens zyklonaler Winde gerade im südlichen Teil des Bottenbusens möchte ich diesem Phänomen jedoch nur zeitlich begrenzte
Bedeutung beimessen; die durch die allgemeinen Luftdruckverhältnisse bedingten Winde setzen sich in der großen Mehrzahl der
Tage durch.