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Dr. Erich Goedecke: Der Kalkgehalt im Oberflächenwasser der Unterelbe und Deutschen Bucht
10. Hinsichtlich des Gesamtkalkgehaltes und des Gehaltes an gelöstem Kalk besteht wahrscheinlich zwi
schen den Gebieten der Elbmündung oberhalb bzw. unterhalb von Cuxhaven—Elbe 4 der Unterschied, daß unter
halb von Cuxhaven höhere Kalkgehalte bezogen auf gleichen Salzgehalt beobachtet werden als oberhalb.
11. Außer bei Brunsbüttelkoog ist zwischen den Feuerschiffen Elbe 4 und Elbe 3 eine starke Erhöhung des
Kalkgehaltes vorhanden. Außerdem erscheint auch hier ein maximales AA (u _ { ).
12. Eine allgemeine für das gesamte Gebiet der Elbmündung gültige Beziehung zwischen A und S getrennt
für unfiltrierte und filtrierte Wasserproben lautet
[5] A u = 1,920 + 0,0147 S
A f589 = 1,727 + 0,0190 S
(Sommer 1933).
13. Im Gebiet der Wesermündung sind wahrscheinlich die Kalkgehaltswerte höher als in der Elbmündung.
Außerdem nimmt die Alkalinität mit steigendem Salzgehalt in der Wesermündung langsamer zu als in der Elb
mündung.
14. Im Gegensatz zum Gebiet der Ober- und Unterelbe ist in der Elbmündung die Kalkzufuhr in allen
Jahreszeiten größer als der Kalkentzug und sogar vielmal größer in den extremen Jahreszeiten Frühjahr und
Hochsommer.
15. Die allgemeinen Beziehungen zwischen A und S für die Deutsche Bucht lauten:
[26] A u = 0,06789 S (nach Schulz 1921: A u = 0,06788 S).
A f589 = 0,06677 S.
16. Die geographische Verteilung des Gesamtkalkgehaltes wie des gelösten Kalkgehaltes zeigt, daß beide
Gehalte in der Helgoländer Bucht und hier besonders in den Flußmündungsgebieten ihre maximalen Werte er
reichen.
17. Es war möglich, im Gebiet der Deutschen Bucht 7 Gebiete mit verschiedenem anomalen Kalkgehalt
(Kalküberschuß) zu unterscheiden.
18. Der Einfluß des abfließenden Elbwassers auf den Kalkgehalt der Deutschen Bucht ist sehr schwierig
nachzuweisen, da der Meerwassereinfluß die Flußwasserwirkung zu sehr überdeckt. Wahrscheinlich unterliegt der
Kalkgehalt des Elbwassers auf dem Wege zur Elbmündung größeren chemischen und biologischen Veränderungen
als der von diesen Wassermassen beeinflußte Salzgehalt des Nordseewassers.
19. Der Kalkgehalt der im Wasser ungelösten Partikelchen und seine regionale Verteilung ist in großem
Maße von der Stärke der Mischung von Fluß- und Meerwasser abhängig. Obgleich die AA (u . t) -Werte nach See zu
kleiner werden, können von der Mischwassergrenze (Brunsbüttelkoog) bis in die Deutsche Bucht gerechnet min
destens 6 Gebiete mit anomalem AA (u _ f) -Geha!t unterschieden werden.
20. Es werden wahrscheinliche Zusammenhänge zwischen der AA (u . 0 -Verteilung und anderen im Wasser
vorhandenen hydrographisch-chemischen Faktoren wie z. B. Art der Salzgehaltsänderung u. a. aufgezählt.
21. Es wird versucht, zu der charakteristischen AA( u _ f) -Verteilung in der Elbmündung und Deutschen Bucht
eine Erklärung zu geben, die sich einmal auf kolloid-chemische und zum anderen auf planktologische Erfahrungen
stützt. Anorganische (kolloid-chemische) Ausfüllung im Mischwassergebiet und Verbreitung sowie Leben und
Sterben kalkführender Planktonten bedingen die AA-Verteilung. Das charakteristische Gebiet mit maximaler Aus
fällung (Koagulation), die erst bei dem sogenannten kritischen Salzgehalt (iso-elektrischen Punkt) erreicht wird,
befindet sich im Gebiet Hollerwettern—Brunsbüttelkoog. Zugleich ist hier infolge der Mischung zweier verschie
dener Wasserarten (kritischer Salzgehalt oder osmotischer Grenzwert) das größte Planktonsterbegebiet vorhanden.
Ähnliche Erklärungen werden für andere Gebiete starker Durchmischung angestellt.
22. Für das Gebiet der Deutschen Bucht zeigten gleichzeitig unternommene Untersuchungen über den Kalk
gehalt und das Plankton im Oberflächenwasser sehr gute Übereinstimmung. Dadurch war es möglich, Wasser
arten ihrer Herkunft nach zu unterscheiden.
23. Es wurden Zusammenhänge aufgedeckt zwischen der regionalen Verteilung des AA, des kalkführenden
Planktons, des Phosphatgehaltes und der kalkhaltigen Sedimente.
24. Die Zunahme des Kalkgehaltes in der Deutschen Bucht bei Annäherung an das Festland ist einmal auf
die Kalkzufuhr durch die Flüsse Elbe und Weser und zum anderen in viel größerem Maße auf den im Ober
flächenwasser vorhandenen durch das Plankton verursachten Kalkstoffwechselprozeß zurückzuführen.