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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 55. Band Nr. 6
gegangen sind, sowie die von W. Wrage und E. Wolilenberg Grundlegendes gebracht und zu weiteren
Beobachtungen und Untersuchungen angeregt, aber wir stehen heute noch in einer Fülle von proble
matischen Dingen, die schwer zu lösen sind.
Zu den Schwierigkeiten des Geländes kommt die kurze Arbeitsdauer, das trübe Wasser, die ewig
wechselnden Einflüsse von Wind, Wetter, Gezeiten usw., die die Untersuchungen erschweren. Und
wie A. Schwarz (25) einmal sagt: „Man ist in der unglücklichen Lage, über mögliche Abläufe Be
scheid, leider zu gut Bescheid zu wissen, ohne daß es möglich ist, aus der einfachen Umkehr dieses
Haufwerks von Tatsachen den tatsächlichen Lauf der Dinge rekonstruieren zu können.“ Und so ist
es wirklich. Uns liegen die fertigen Formen vor, wie sie zustande kommen, wissen wir in vielen Fällen
nicht.
Ein solches Problem ist die merkwürdige Ausbildung des Sandwatts westlich des Hohenhorster
Sandes (Bild 7). Alle Erklärungsversuche hängen Vollständig in der Luft, ja, man kann nicht
einmal sagen, welche Kraft oder Kräfte bei der Gestaltung beteiligt sind.
Dasselbe gilt für manche rippelähnliclien Bildungen, wie sie z. B. auf Bild 14 gezeigt sind. Die
Itiesenrippeln können nur durch den Wellengang entstanden sein; aber unter welchen Umständen,
das wissen wir nicht.
Ein Problem, das weniger den Morphologen als den Geologen und Sedimentpetrographen inter
essiert, ist das Triebsandphänomen. Es scheint, daß wir es mit verschiedenen Arten von Triebsand
zu tun haben, die sich physikalisch voneinander unterscheiden, die aber heute noch allgemein als
Triebsand, Mahlsand, Quicksand zusammengefaßt werden. Es wäre zu untersuchen, ob zwischen
ihnen ein Unterschied besteht, wie ich es annehmen möchte, und worauf sich dieser Unterschied
gründet.
Auch der Zusammenhang zwischen Gezeitenbewegung und Aufbau der Sande ist noch keines
wegs geklärt. Es ist dies eine schwierige Aufgabe, solange keine genauen Strommessungen vorliegen.
Ich will mich auf die wenigen angeführten Beispiele beschränken, möchte aber zum Schluß noch be
merken, daß sich für die Gebiete anderer Wissenschaften auch eine Reihe von interessanten Problemen
ergeben würde, so z. B. für die Botaniker, Ornithologen und Prähistoriker. Auch vom siedlungs
geographischen Standpunkt wäre eine genauere Erforschung von Vorland und Watt in der Umgebung
von Bishorst wünschenswert.
Schlußbetrachtung.
Es ist mir leider nicht vergönnt gewesen, den Aufbau und die Oberflächenformen des Binnenelb
watts bis in das letzte hinein zu untersuchen. Dazu fehlte eine Voraussetzung, nämlich die Kenntnis
der Strömungen in bezug auf Richtung und Stärke sowie quantitative Untersuchungen über die Sand
wanderung und den Gehalt des Wassers an Schwebstoffen. Es fehlte auch eine genaue Höhenschichten
karte, die für eine morphologische Bearbeitung des Watts unerläßlich ist. Es fehlte auch die Un
abhängigkeit von Wind und Wetter. Denn meine Untersuchungen haben ergeben, daß es notwendig
ist, um die Vorgänge, die sich besonders auf den instabil gelagerten Teilen des Watts abspielen, zu
beobachten, diese bei jeder Wetterlage aufzusuclien, und zwar zu allen Jahreszeiten. Zur Beobachtung
der Veränderungen auf der Schwemmsandbank wären tägliche Gesamtaufnahmen zusammen mit
Strom- und Sandwanderungsmessungen wünschenswert.
Es ist klar, daß ich mit einfachen Mitteln so umfangreiche Untersuchungen, die weit über den
Rahmen der Arbeit hinausgingen, nicht vornehmen konnte. Ich hoffe aber, daß es mir trotzdem ge
lungen ist, wenigstens zum Teil, über den Aufbau des Binnenelbwatts und einzelne Oberflächenformen
sowie über die Kräfte, die dabei im Spiele sind, einen allgemeinen Überblick gegeben zu haben.
Als ein besonderes Ergebnis dieser Arbeit verdient meines Erachtens hervorgehoben zu werden die
Kenntnis von der überragenden Bedeutung des Flutstroms für den Gesamtaufbau und für die Gestal