Dittmer: Vorland und Watten zwischen Steinloch und Dwarsloch. Ein Beitrag zur Kenntnis des Niederelbwatts 45
weiter fortgeschritten war, erkannte ich, um was es sich handelte: Übersandele Vegetationsinseln von
Juncus bottnicus.
Nach N hin geht das VVeidenabbruchufer fast plötzlich in Binsenabbruch über. Binsen
rasen sind, wie wir gesehen haben, gegen den Angriff der Brandung und Wellen sehr widerstandsfähig.
Und doch kommt es hier zu einem Abbruch, der zwar noch schwach und erst in der Entwicklung be
griffen ist. Es fehlt eine durchgehende Kante, aber überall fressen sich Nischen in das Ufer hinein.
Einzelne Pfeiler bleiben stehen, stürzen um und werden allmählich abgerollt. Vor den Abbruchkanten
findet sich meist ein sehr grober Sand, der aber nicht als Auswasch- oder Rückstandsbildung zu er
klären ist, da die hier auftretenden Schichten aus viel feinerem Material bestehen; die starke Brandung
und die Strömung wirft ihn an das Ufer.
Gezeitenkliff ohne Blockstrand. Diese Form ist an eine einzige Steile an der Nord
seite des Teufelsbergs gebunden. Der terrassenförmige Bau tritt auf dem Bilde klar hervor. Aber wie
kommt es, daß kein Blockstrand entwickelt ist? Die Antwort ist sehr einfach. Es ist nicht einmal
ein Strand entwickelt. Unterhalb des Gezeitenkliffs schließt sich sofort ein Niedrigwasserkliff an.
Alle Gerolle, die herunterstürzen, geraten sofort in die benachbarte tiefe Rinne und erwarten hier Un-
weiteres Schicksal, dessen Ablauf uns unbekannt bleibt.
Hochwasserkliff ohne B 1 o c k p a c k u n g. :: j Die hier zu besprechende Form eines
Abbruchufers stellt eigentlich kein typisches Arbeitskliff dar, da ein Abbruch nur gelegentlich, d. li.
bei übernormalen Fluten, statthat. Zu dieser Art gehört das nur auf kurze Erstreckung hin ver
breitete Kliff nördlich des Bishorster Ritts. Die Oberiiäche des Vorlandes liegt hier etwa 70 cm über
MHW. Genau so hoch ist das Wiesenabbruchufer. Die Abrasionsfläche fällt also mit der MHW-Linie
zusammen.
Der Abbruch ist ganz gering und kann wohl nicht auf mehr als einige Zentimeter im Jahr ge
schätzt werden.
Charakteristisch ist der zickzackförmige Verlauf der Abbruchkante, wie dieser an anderen Stellen
der Niederelbe, z. B. Bielenberg, Kollmar, Twielenfleth usw., vorhanden ist. liier wie auch an den
übrigen Orten ist die Entstehung der zurückweichenden Kante auf den Einfluß der Gräben und auf
das Vorhandensein senkrechter Wasserwalzen bei starkem Wellengang zurückzuführen.* *)
Das Niedrigwasserkliff. Niedrigwasserkliffs finden sich an zahlreichen Stellen in der
Binnenelbe, nirgends an der Elbseite der Wattinseln, ebenfalls nicht an der NW-Linie des Vorland
watts. Am besten sind sie an den Löchern ausgeprägt, die die einzelnen Wattinseln in der Binnenelbe
trennen. Auch die Ostseiten von Buhnenberg und Auberg fallen z. T. steil zur tiefen Rinne ab.
Die Vorgänge, die sich hier abspielen, sind der Beobachtung schwer zugänglich. Nur bei Ostwiud
und Springebbe werden größere Teile freigelegt.
Der Abbruch kann ziemlich stark sein, da Pflanzenwurzeln usw. nicht hinderlich sind. Außer
dem liegen meist sandige Schichten vor, die den Abbruch begünstigen. Allerdings ist die Zeit, wo
eine besonders starke Strömung wirken kann, nur kurz.
Da nur die Strömung wirkt (der Wellengang ist bei dem niedrigen Wasserstand ganz gering),
kommt es nirgends zu Einschnitten und Buchten. Die Abbruchkante verläuft schnurgerade oder in
großen Bögen.
Probleme.
Die Erforschung der Watten, sei es in geologischer, morphologischer oder sedimentpetrographi-
scher und exodynamisclier Hinsicht, ist noch jung und in den ersten Anfängen begriffen. Zwar haben
die Arbeiten, die aus dem Institut für Meeresgeologie und Paläontologie in Wilhelmshafen hervor
*) Anmerkung. Die Bezeichnungen Hochwasserkliff und Niedrigwasserkliff wurden von E. Wohlenberg über
nommen.
*) Anmerkung. W. Haarnagcl bringt in seiner Arbeit (42) eine Erklärung für die Entstehung der talbucht
artigen Einschnitte. Verfasser kann sich der Auffassung nicht anschließen, da aus den Beobachtungen klar hervorgeht,
daß es sich um Wirbel handelt. (Schematische Darstellung in Skizze 5.) (Vgl. auch die Defination der Wirbelmarken bei
Krejci (7J.)