Dittmer: Vorland und Watten zwischen Steinloch und Dwarsloch, Ein Beitrag zur Kenntnis des Niederelbwatts 41
Das Vorkommen von Strombänken ist mit dem von Triebsand sehr eng verknüpft. (Unter Trieb
sand verstehe icli ein nicht vollständig sedimentiertes Material, das mehr Wasser enthält, als seinem
Porenvorlumen bei fester Lagerung entsprechen würde.) Das gilt für alle Arten von Strombänken, wenn
auch gewisse Unterschiede vorhanden sind. So sind z. B. die Gleichstrombänke auf Juelssteert und
die verschiedenen Übergangsbildungen sowie die am höchsten gelegenen Ebbstrombänke in der Mitte
des Hungrigen Wolfs bedeutend fester gelagert als die neugebildeten Ebbstrombänke im Osten oder
die überhaupt nicht vom Ebbstrom beeinflußten Flutstrombänke im N und W. Abweichend von an
deren Sanden der Niederelbe, z. B. denen des Bielenberger Sandes, bestehen auch der Untergrund und
die zwischen den Strombänken gelegenen Mulden, mit Ausnahme lokal eingelagerter Schlickbänke,
aus Triebsand. Das gilt besonders für das im Strömungsschatten des Ebbstroms gelegene Ge
biet, während der ganze südliche Teil des Hungrigen Wolfs, der ja keine Strombänke besitzt und der
im Strömungsschatten des Flutstroms liegt, aber dem Ebbstrom ausgesetzt ist, aus ziemlich fest ge
lagertem Material besteht. Daraus geht hervor, daß der Triebsandcharakter des Sandes in engstem
Zusammenhang mit den Strömungsverhältnissen steht. Eine Folge der Triebsandbeschaffenheit aber
ist, daß die Strombänke wegen ihrer lockeren Packung so leicht zerstört werden können.
Die lockere Lagerung des Sandes wird im Laufe der Uberwasserzeit allmählich fester. Teils wirkt
die Verdunstung, besonders bei trockenem Ostwindwetter, teils sinkt aber wohl auch Wasser nach
unten hin ab. Der hohe Bücken, der mehr als 1 m über MNW liegt, wird meist so fest gepackt, daß
der Sand auch durch stärkste Rüttelbewegung nicht mehr in Trieb- oder Schwimmsand überführt
werden kann. Die nur wenig über NW liegenden Ebbstrombänke im Osten behalten den Triebsand
charakter natürlich dauernd bei. Einen Einfluß auf die Art der Lagerung hat zweifellos auch die
Wellenbewegung; leichter bis mäßiger Wellenschlag hat eine Verfestigung des Sandes zur Folge.
Große Dünungswellen hingegen bedingen einen starken Sandtransport und Auflockerung.
Ebenso wichtig wie die Triebsandnatur sind auch die petrographischen Verhältnisse, die wiederum
von den Gezeilenverhältnissen abhängig sind.
Die Korngrößenverhältnisse sowie die wechselnde mineralische Zusammensetzung sind für die
Erkenntnis der Vorgänge, die zur Bildung der Strombänke und überhaupt zum Aulbau des Hungri
gen Wolfs führen, von allergrößter Bedeutung.*) Die Rücken der Strombänke sind ganz anders zu
sammengesetzt als die Mulden zwischen ihnen oder der Untergrund überhaupt. Die Annahme W.
W rag es (37), der schon vermutet hatte, daß die Rücken aus gröberem Material beständen, fand sich
bestätigt. Um aber die Unterschiede deutlich zu machen, wurden von den Rücken und den dazu ge
hörenden Mulden Korngrößenanalysen gemacht, von denen ich die folgenden wiedergebe:
2—1
1—0,5
0,5—0,2
unt. 0,2 mm
Rücken
0,21
0,97
64,11
34,48 V«
Senke
0,18
0,62
21,55
77,27 %>
Rücken
0,10
4,46
62,94
32,40 7a
Senke
—
1,04
9,76
88,92 7«
Daraus geht unzweifelhaft hervor, daß die Rücken aus viel gröberem Sand, und zwar reinem Sand
ohne tonige Beimengungen bestehen als der Untergrund. Die Mächtigkeit dieser Schicht ist gleich
der Höhe der Strombänke. Eine unmittelbare Abhängigkeit des Materials der Strombänke von dem
des jeweiligen Untergrundes scheint nicht zu bestehen, da Strombänke häufig feinsten Schlick über
lagern. Doch scheint eine Abhängigkeit zwischen Korngröße und Höhe der Strombank vorhanden zu
sein. Die höchsten Bänke führen das gröbste Material.
Die Mineralzusammensetzung des Sandes, aus dem die Strombänke bestehen, ist sicherlich anders
als die des übrigen Materials, derart, daß in den Strombänken eine Anreicherung von Schwerminera
lien statthat. Das ist eine für die Aufbereitungsvorgänge im Wattenmeer zweifellos wichtige Tatsache.
Unter bestimmten Bedingungen kann eine weitere Anreicherung stattfinden, so daß es zur Ausschei-
*) Anmerkung. W. G. Simon (43) hat den hungrigen Wolf ebenfalls näher untersucht und kommt auf Grund
quantitativer Mineralanalysen zu sehr interessanten Ergebnissen, die vollkommen den Beobachtungen Verf.’s entsprechen.